Ausgebremste Windkraft
Schmerzlich sei die Maßnahme, sagt Anton Seeber, Geschäftsführer der Leitwind AG. 15 Mitarbeiter wissen seit Montag, 30. September, dass es für sie vorläufig keine Arbeit mehr geben wird im Sterzinger Unternehmen für Windkraftanlagen. Für einen Zeitraum von 3 Monaten wird die Lohnausgleichskasse für sie greifen. War das Staatsratsurteil, das den Plänen einer Windparkanlage am Sattelberg die vorerst endgültige Absage erteilte, der Grund für den Personalabbau?
Nicht allein, aber doch vorwiegend, sagt Anton Seeber im RAI Morgengespräch. "Das Urteil hat uns sehr getroffen, denn als Unternehmer brauchen wir Aufträge und Arbeit für unsere Mitarbeiter, das Projekt am Sattelberg hätte mit einer Investititonssumme von 70 Millionen Euro bedeutet, dass wir weiterhin Gehälter, Steuern und Abgaben zahlen können." Auch sei die Auftragslage in Italien für Windkraft alles andere als rosig. "Die nationale Lage hat uns sicherlich auch zu einer Reorganisation im Unternehmen gezwungen, denn auch im aktuellen Geschäftsjahr ist das Marktvolumen zurückgegangen", so Seeber. Von 2012 auf 2013 habe es einen Rückgang von 65 Prozent in der italienischen Windkraftinvestition gegeben.
Die Leitwind AG wird nun einen Rekurs beim Europäischen Gerichtshof anstrengen, für Anton Seeber ist das römische Staatsratsurteil nicht nachvollziehbar. "Bei den ersten beiden Fragen, die die Rechtslage betroffen haben, wurde uns Recht gegeben, aber die ablehnende maßgebliche Begründung des Staatsratsrichters Bernhard Lageder kam für uns doch überraschend. Nämlich, dass in Südtirol bereits 96 Prozent erneuerbare Energie produziert wird und unser Brenner-Windpark einen landschaftlich zu großen Eingriff bedeute." Das Staatsratsurteil bestätigte in zweiter Instanz ein Urteil des Bozner Verwaltungsgerichts aus dem Jahr 2012, welche den Rekursen der Umweltverbände gegen den geplanten Windpark am Sattelberg stattgegeben hatte.
Anton Seeber will es nun wissen: Mit einer erneuten Eingabe beim Europäischen Gerichtshof wolle er seinen Glauben an das Projekt bekräftigen, außerdem sei er diesen Schritt den Mitarbeitern schuldig. Auch möchte er damit signalisieren, dass es Mut und Investitionswillen braucht, um die innovativen Unternehmen im Land zu behalten. "Wir haben unsere Testanlage in Amsterdam stehen, es wäre viel effizienter, etwas in der Nähe zu haben," sagt Seeber. Der Markt für Windkraft sei in Italien schwierig, den deutschen Markt teilten sich die großen Unternehmen Siemens und Enerkon. Die Leitwind müsse nach immer entfernteren Märkten suchen, Indien oder die Türkei nennt Seeber.
"Innvoation ist wie kleine Kinder kriegen, dafür braucht es Mut und Entschlossenheit," sagt Anton Seeber, "auch wenn es schwierig ist, aber wir brauchen das, um zu überleben, sonst gibt es keinen Fortschritt."