seasons&colors: Eine bunte Klang-Palette
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salto.music: Simon, in den 13 Jahren Geschichte bei der Aurer Band Cemetery Drive hast du gar einige Besetzungs- und Richtungswechsel miterlebt, bis sie sich als Pop-Punk-Band gefunden hat. Wie hast du diese verschiedenen Band-Etappen empfunden/miterlebt? Angefangen bei der ersten Download-EP „Until Tomorrow“ von 2011, die damals noch mehr in Richtung Post-Hardcore ging.
Simon Feichter: Die verschiedenen Etappen in der Band waren für mich äußerst lehrreich. Vieles von dem, was ich durch meine Erfahrungen in der Band gelernt habe, hilft mir auch in meinem privaten und beruflichen Leben sehr weiter. Es war und bleibt eine faszinierende Reise, mit dieser Gruppe von sechs Personen (zu Beginn fünf) zusammenzuarbeiten, die dies alles freiwillig und aus Spaß an der Musik machen.
Das gemeinsame Verfolgen unserer Ziele erfordert immer wieder eine Neuausrichtung. Im Laufe der Jahre haben wir teils verschiedene Stile ausprobiert und unterschiedliche Ambitionen verfolgt, aber immer versucht, als Band zusammenzuhalten und auf Augenhöhe zu agieren. Wir haben immer darauf geachtet, dass es allen in der Band gut geht, denn jeder von uns hat viel Zeit und auch Geld in dieses Projekt investiert – ohne Freude daran ergibt es keinen Sinn.
Der einzige größere Wechsel, den wir hatten, war im Jahr 2016. Damals haben wir uns von unserem Schlagzeuger und unserem Bassisten verabschiedet und drei neue Mitglieder (Gitarrist, Bassist und Schlagzeuger) in die Band aufgenommen. In der Musik lernt man viele Menschen kennen und das ist schön. Es war nicht immer einfach, aber wir haben stets gut kommuniziert und unsere Bedürfnisse in den Vordergrund gestellt. Momentan geht es der Band besser denn je. Wir schreiben gemeinsam die Musik, die uns am meisten begeistert, in dem Tempo, das für uns passt, und dürfen tolle Konzerte spielen – was uns allen am meisten Spaß macht. Darüber hinaus schätzen wir vor allem die Freundschaft, die sich im Laufe der Jahre vertieft hat.
salto.music: seasons&colors ist dein eigenes Projekt, bei dem du tun und lassen kannst, was du willst. Hat dir diese Freiheit als Bandmitglied gefehlt oder hast du die Freude am Sound der Band verloren?
Simon Feichter: In der Band habe ich das Glück, dass die Musik, die ich schreibe, bei den anderen Mitgliedern eigentlich immer gut ankommt, und gemeinsam verfeinern wir sie dann. Natürlich hat die Band auch ihren eigenen charakteristischen Sound, auch wenn wir nicht immer allzu strikt an diesem festhalten. Uns ist wichtig, dass wir unsere Songs live gut performen können und sie eine bestimmte Energie ausstrahlen.
Im Laufe der Jahre habe ich jedoch auch viele andere Songs geschrieben, die nicht wirklich in das Repertoire der Band passen. Ursprünglich dachte ich, dass ich diese für mich behalten würde. Doch dann wurde mir klar, dass es sich für mich unvollständig anfühlt, wenn diese Musik nicht veröffentlicht wird. Aus diesem Grund habe ich nun einen eigenen „Container“ für diese Songs geschaffen, den ich seasons&colors nenne.
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salto.music: Am 20. Oktober 2023 ist dein erster Solo-Song von seasons&colors im Netz erschienen. Der Titel: „Last Night“. Was steckt dahinter?
Simon Feichter: Seit Musik über Streaming-Dienste verfügbar ist, habe ich die Möglichkeit gehabt, eine Vielzahl verschiedener Genres zu entdecken. Inzwischen gefällt mir eine breite Palette von Musikrichtungen sehr gut. Im Jahr 2020 habe ich besonders viel 80's-Synthwave gehört und wurde von diesen Klängen inspiriert, selbst mit diesen Sounds zu experimentieren.
Gleichzeitig entstand der Text zu „Last Night“, der sich mit dem Thema Loslassen auseinandersetzt. Das Lied handelt von dem Moment, in dem man realisiert, dass man jemanden vollständig losgelassen hat, sodass der Gedanke an diese Person keine starken Emotionen mehr hervorruft. Die Verschmelzung des Textes und der Soundideen führte schließlich zur Entstehung von „Last Night“.salto.music: Der Projektname seasons&colors weist auf den ersten Blick Richtung Emo. Doch wofür steht der Name? Könnte man in etwa sagen, er steht für die verschiedenen Zeitabschnitte und Stimmungsnuancen in den Genres, die in deine Songs einfließen sollen?
Simon Feichter: Ursprünglich hatte ich vor, das Projekt einfach „Seasons“ zu nennen. Das Wort gefiel mir nicht nur klanglich, sondern auch visuell. Es passt perfekt zum Konzept dieses Projektes, das darin besteht, vielfältige Musik auszuprobieren und zu veröffentlichen, die verschiedene Stilrichtungen und Emotionen umfasst. Allerdings stellte ich fest, dass bereits mehrere KünstlerInnen diesen Namen verwendeten. Daher entschied ich mich dazu, „Colors“ hinzuzufügen. Dies verstärkt das Bild der Vielfalt und verdeutlicht, dass es in meiner Musik um eine bunte Palette an Klängen und Emotionen geht. -
salto.music: Du hast nun eine erste Single am Start. Was soll folgen?
Simon Feichter: Es werden hoffentlich viele weitere Songs folgen. Die Idee ist, alle zwei bis drei Monate eine neue Single herauszubringen. Doch sollte es einmal nicht möglich sein, diesen Zeitrahmen einzuhalten, werde ich mir selbst gegenüber nicht allzu streng sein. Bereits jetzt ist die Veröffentlichung der nächsten Single für den 08. Dezember 2023 geplant. Es handelt sich um einen Akustik-Song, der mir persönlich sehr viel bedeutet.
salto.music: Ich mache Musik, weil …
Simon Feichter: …ich etwas zu sagen habe. Musik machen ist eine Herausforderung, in der man sich sehr mit sich selbst beschäftigt. Viele würden es als therapeutisch bezeichnen – da fehlt mir das Fachwissen. Manchmal liebe ich das, was ich mache, manchmal finde ich es scheiße, aber am Ende fühle ich mich immer besser. Nichts fühlt sich für mich besser an als es zu schaffen das, was man sagen möchte genau auf den Punkt zu bringen und darunter noch Musik zu legen die die Botschaft schön verpackt und unterstreicht. Manchmal fühlt es sich an wie Gedanken zu „materialisieren“ und somit die totale Kontrolle über sie zu gewinnen. Aber ich glaube jetzt wird es zu spirituell. Musik machen macht Spaß und ich kann mir ein Leben ohne Songs zu schreiben nicht mehr vorstellen.
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(c) Simon Feichter
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