"Tagebuch einer gesperrten Stadt"
Im Folgenden lesen Sie ein Exzerpt der Einleitung der deutschen Ausgabe des Buches „WUHAN DIARY, Tagebuch aus einer gesperrten Stadt“ der chinesischen Schriftstellerin Fang Fang, das Excerpt der Einleitung von Frau Fang Fang ist in Kursiv gesetzt, Normalschrift sind Ergänzungen meinerseits:
„Die Bekanntmachung (der Übertragung des Virus von Mensch zu Mensch) widersprach allem, was zuvor gesagt und getan worden war… Zum Glück kursierte da bereits das Gerücht von einem neuen SARS-Ausbruch, deswegen trugen wir auf der Straße Schutzmasken… Ich war nicht in der Lage zu beurteilen, ob ich mich angesteckt haben könnte, und musste deshalb 14 Tage warten, bis ich ganz sicher sein konnte…Während jener Zeit befand ich mich in einer der Verzweiflung nahen Gemütsverfassung… Auf den Straßen waren kaum noch Autos und Passanten zu sehen (und das VOR dem Lock-down) …
Wenn mein Exmann sich mit dem neuen Virus infiziert hatte (er zeigte Schwierigkeiten beim Atmen), konnte er auch meine Tochter angesteckt haben. Nachdem ich sie über diese Möglichkeit informiert hatte, beschlossen wir, dass ich sie in ihre Wohnung bringen und sie dort wenigstens eine Woche in Quarantäne bleiben würde. Das Neujahr würden wir getrennt verbringen, jeder für sich…. Im Wagen trugen wir Schutzmasken (freiwillig noch vor jeder Verordnung) …
Ich startete meinen Computer und erfuhr auf diesem Weg von der am nächsten Tag beginnenden Abriegelung der Stadt (Wuhan)… Aber nun sah ich den Befehl der Absperrung vor mir, und ich begriff, dass die Ansteckungsgefahr in Wuhan ein extrem ernsthaftes Stadium erreicht haben musste…
Hatte uns die SARS-Epidemie im Jahre 2003 nicht eine Lektion erteilt?
Wir hätten nie geglaubt, dass es die Führung der Provinzregierung wagen würde, sich in einer so schicksalhaften Angelegenheit derart achtlos und verantwortungslos zu verhalten… dass es ihr so sehr an gesundem Menschenverstand und Urteilsvermögen mangeln würde… dass die Behörden nie so weit gehen würden, eine derart gravierende Angelegenheit zu vertuschen…
Aber heute sehen wir, nach allem, was geschehen ist, wie groß der Anteil der handelnden Personen an dieser Katastrophe ist.
Nur erfreuliche Nachrichten zuzulassen und unerfreuliche zu vertuschen ...
Nur erfreuliche Nachrichten zuzulassen und unerfreuliche zu vertuschen, andere daran zu behindern, die Wahrheit zu sagen, der Masse der Bevölkerung die Wahrheit vorzuenthalten (z.B. dass auch bei uns das Gesundheitssystem kollabiert ist, hätte man nicht mehr als ein Dutzend Kranke ins Ausland gebracht), das Leben einzelner Personen zu missachten – dergleichen eingeübtes, gewohnheitsmäßiges Verhalten rächt sich für die Gesellschaft, beschert der Bevölkerung immenses Leid, und es rächt sich auch für die Beamten selbst…
Wir müssen die Verantwortlichen ausfindig machen und zur Rechenschaft ziehen.
Nachdem sie im Anschluss an den 20. Januar drei Tage in Furcht und Nervosität verbracht haben, ereilte die Wuhaner also plötzlich der Befehl zur Abriegelung der Stadt (etwa 9 Millionen) … ein historisch einzigartiges Ereignis…
Doch angesichts der Entwicklung der Epidemie war die Abrieglung offensichtlich richtig, kam allerdings einige Tage zu spät.
Nach der Abriegelung der Stadt war der gesamte öffentliche Verkehr eingestellt worden, und die Mehrzahl der Wuhaner besitzt kein Privatauto. Also liefen die Menschen zu Fuß von einem Krankenhaus zum anderen. Die Schwierigkeiten, die sie dabei zu überwinden hatten, sind mit Worten kaum zu beschreiben… die langen Schlangen vor den Krankenhäusern, Menschen, die dort die ganze Nacht hindurch anstehen, und Krankenhauspersonal, das vor Überanstrengung kurz vor dem Kollaps steht. Wir konnten für die um Hilfe rufenden, verzweifelten Kranken nicht das Geringste tun...
Das Ende dieser Leidensperiode kam mit der Amtsenthebung der Regierungsspitzen der Provinz Hubei und der Stadt Wuhan, der Entsendung medizinischer Hilfsteams aus 19 Provinzen nach Hubei (man bedenke hier das anfänglich völlige nachbarschaftliche Versagen Europäischer Staaten) und der Errichtung der Behelfs- und Notkrankenhäuser. Die neuen Quarantänemaßnahmen änderten die chaotische und jammervolle Situation Wuhans grundlegend… Der Erfolg zeigte sich rasch… Die 9 Millionen Wuhaner reagierten kooperativ und mit vereinten Kräften auf die jeweiligen Forderungen der Behörden. Ihre Selbstdisziplin und Geduld waren der mächtigste Garant der erfolgreichen Eindämmung der Epidemie. Die Durchschlagskraft der Regierungsmaßnahmen zur Eindämmung der Epidemie, die Organisation der Quarantäne und andere Vorkehrungen in der späteren Phase waren tatsächlich äußerst effektiv.
Völlig unerwartet für uns ...
Völlig unerwartet kam für uns, dass sich in dem Moment, als sich die Situation in Wuhan allmählich entspannte, die Seuche in den Staaten Europa und Amerikas ausbreitete…
Doch die Politiker auf beiden Seiten weisen sich gegenseitig die Schuld zu, ohne an die eigenen Versäumnisse zu denken. China trägt Verantwortung für die Zögerlichkeit und Verschleppung in der Anfangsphase und der Westen für die Weigerung, Chinas Erfahrungen bei der Eindämmung der Epidemie Vertrauen zu schenken. Beides hat unzählige Opfer in der Bevölkerung gefordert und unzählige Familien auseinandergerissen… Die Epidemie erteile nicht nur China, sondern der ganzen Welt, der gesamten Menschheit eine Lektion.
Ich habe die Hoffnung, dass dieses Buch Ihnen ein paar nützliche Dinge vermittelt. Zum Beispiel unsere Erfahrungen: möglichst das Haus nicht zu verlassen; sich möglichst wenig mit anderen Leuten treffen (man bedenke, was heute auf europäischen und amerikanischen Stränden und in Vergnügungsvierteln abläuft); wenn man ausgehen muss, unbedingt die Schutzmaske tragen (bei uns werden diese Gebote grad aufgehoben); wenn man zurückkehrt, sich sofort die Hände waschen. Diese Verhaltensweisen haben sich außerordentlich bewährt. Ich wünsche dem deutschen Volk einen raschen Sieg über das Virus und die Rückkehr zu einem glücklichen, erfüllten Leben.
Fang Fang, 13. April 2020.“
Wuhan Diary
Wuhan Diary - Tagebuch einer gesperrten Stadt
zusätzlich, was bei uns
zusätzlich, was bei uns überhaupt nicht thematisiert wird:
https://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/raetselhafte-rueckschlaege-…
In reply to zusätzlich, was bei uns by Peter Gasser
Leider...und die, die das
Leider...und die, die das sowieso als "Schwindel" abtun (viel zu viele) sind mehrheitlich total desinformiert... schaukeln sich gegenseitig als wissende Insider hoch... und stellen (immer noch!) Vergleiche mit der Grippe an.
Bei genauerer Betrachtung ist
Bei genauerer Betrachtung ist die "Schwindel-Theorie" überall am rechten Rand angesiedelt. Da es nicht überall mit einer politischen Strategie zur Schwächung der amtierenden Regierungen zu tun haben kann (wie in Italien), kommt wieder die Studie von Satoshi Kanazawa ins Spiel, wonach Menschen aus dem rechten Lager durchschnittlich einen geringeren IQ haben.;)