Politics | Milchwirtschaft

Bloß nicht die Nerven verlieren!

Der internationale Milchpreis ist so hoch wie noch nie, die Kosten für die Produktion steigen – die Südtiroler Milchhöfe geraten in der Folge in Schwierigkeiten.
Arnold Schuler
Foto: LPA
Zu allem Überfluss überlegen sich die Milchbauern zunehmend, ob sich ein Weitermachen lohnt, sie aufgeben und ihr Vieh verkaufen sollen – oder so wie im Fall einiger Wipptaler Bauern ihre Milch einfach nach Piacenza verkaufen.
„Während der vergangenen Jahre konnten die Südtiroler Milchgenossenschaften immer einen Preis auszahlen, der über dem Durchschnitt lag. Das ist in diesem Ausmaß nun nicht mehr der Fall“, so Landesrat Arnold Schuler zur derzeitigen Situation. Mit der sogenannten Milch-Kuh-Prämie versucht die Landesregierung, die Kostenexplosion auf dem Energie- und Futtermittelsektor auszugleichen, weitere Finanzhilfen werden vonseiten des Staates erwartet. „Damit werden die entstandenen Mehrkosten, so glaube ich zumindest, aufgefangen, weshalb dies kein Grund für ein Aufgeben der Milchbauern sein dürfte“, erklärt der Landwirtschaftslandesrat. Eine andere Geschichte sei der Ausstieg einiger Wipptaler Bauern aus der Milchgenossenschaft Sterzing. Die Diskussionen rund um die Einführung der flächenbezogenen Milchwirtschaft werden bereits seit Jahren teils hitzig geführt. „Ich bin immer hinter dem Prinzip der flächenbezogenen Milchwirtschaft und deren Einführung gestanden. Es handelt sich hier um eine Grundsatzfrage zum Image des Landes Südtirol. Wir werben schließlich auch mit Milch aus dem Berggebiet, mit der Almwirtschaft und kleinstrukturierten Landwirtschaft“, so Schuler, der aber auch anmerkte, dass man vor veränderten Voraussetzungen stehe, wenn einige Bauern beschließen, ihre Milch anderswohin zu liefern. Schließlich gehe es hier um substantielle Mengen.
 
Ich bin immer hinter dem Prinzip der flächenbezogenen Milchwirtschaft und deren Einführung gestanden.
 
Wie berichtet zieht sich bereits seit Jahren bezüglich der Statutenänderung ein Gerichtsstreit hin, der in erster Instanz zugunsten der Genossenschaft Milchhof Sterzing ausgegangen ist. Nun sei ein weiterer Schritt erfolgt, der laut Landesrat Schuler, zum aktuellen Zeitpunkt, an dem der Frisch-Milchpreis sowohl auf dem nationalen wie auch internationalen Markt einen Höchststand erreicht hat, für den einzelnen Betrieb, was die unmittelbaren Einnahmen anbelangt, nicht schmerzhaft sein dürfte. „Die Frage lautet allerdings: Wie geht es dann weiter?“, betont Landesrat Schuler. Die betreffenden Bauern würden derzeit zwar einen guten Preis für ihre Milch erhalten, aber niemand könne voraussagen, wie lange dieser Trend anhalten wird.
Die Kritik der Aussteiger richtete sich dabei vor allem gegen die Auszahlungsmodalitäten. Diese werden jedoch intern geregelt und die Politik hat hier auch keine Einflussmöglichkeiten, so Schuler. „Nie gehabt und auch nie wahrgenommen.“
 
 

Der Mehrwert

 
Die Milchhöfe haben laut Landwirtschaftslandesrat Schuler durch die Veredelung und Verarbeitung der Milch für die Mitglieder einen deutlichen Mehrwert erbracht. „Ich gehe auch davon aus, dass sie diesen Mehrwert künftig erbringen werden. Wenn über den Daumen gepeilt, rund 400 Millionen Kilogramm Milch bei einem Milchpreis von rund 35 Cent/kg nach Südtirol geliefert wurden, dann sind das rund 60 Millionen Euro Netto – für die Bauern. Das sind substantielle Gelder für die Berglandwirtschaft“, erklärt Schuler und betont: „Ich bin davon überzeugt, dass die Genossenschaften nicht nur bisher ein super Erfolgsmodell waren, sondern auch künftig sein werden.“
 
Ich bin davon überzeugt, dass die Genossenschaften nicht nur bisher ein super Erfolgsmodell waren, sondern auch künftig sein werden.
 
Während vor rund vier bis fünf Jahren der Milchpreis in Europa in freiem Fall gewesen sei, habe man in Südtirol einen Rekordpreis auszahlen können. Damals hätte man den enormen Vorteil der Genossenschaften gesehen und auch künftig wird die Genossenschaftsform entscheidend sein, zeigt sich der Landwirtschaftslandesrat überzeugt, der von Gesprächen der Milchhöfe untereinander und im Rahmen des Milchtisches berichtet, wie man auf diese Situation angemessen reagieren könnte.
 
Ich gehe davon aus, dass die Kraftfutterpreise nicht mehr auf das Niveau von vor der Krise zurückgehen werden, aber ich glaube, dass sie sich stabilisieren werden.
 
Spekulationen auf internationaler Ebene, angeheizt durch den Konflikt in der Ukraine, treiben die Preise unter anderem im Energie- und Futtermittelsektor in die Höhe, die Frage sei, wann diese Blase wieder platzt. „Ich gehe davon aus, dass die Kraftfutterpreise nicht mehr auf das Niveau von vor der Krise zurückgehen werden, aber ich glaube, dass sie sich stabilisieren werden“, so Schuler, der betont: „Wir dürfen jetzt nicht die Nerven verlieren. Die Landesregierung hat die Finanzhilfen genehmigt, um den Bauern zu zeigen, dass wir sie nicht alleine lassen und damit sie aufgrund der Preissteigerungen nicht in die Krise geraten.“ Zukünftig wird man sehen müssen, was an weiteren Maßnahmen gebraucht wird.

 

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Salto User
Günther Alois … Tue, 07/05/2022 - 08:36

Ich glaube? Ich gehe davon aus?ja was ist denn nun Sache? Herr Landesrat Schuler? Die kleinen Bauern gucken durch die Röhre????? Müssen sie erst "sehen" was zukünftig gebraucht wird? Das sollten sie eigentlich jetzt schon wissen,und nicht eure Versäumnisse dem Ukraine Krieg aufhalsen ,billig,billig Schuler!!!

Tue, 07/05/2022 - 08:36 Permalink
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G. P. Tue, 07/05/2022 - 09:48

"Ich glaube" und "ich gehe davon aus" heißt, dass Herr Schuler überhaupt nix weiß.
Frau Lagarde von der EZB hat bezüglich Inflation auch bislang immer "geglaubt", dass sie nicht steigt und jetzt "geht sie davon aus", dass sie hoch bleibt.

Tue, 07/05/2022 - 09:48 Permalink