Society | Biolandwirtschaft

Jedes Kind ist richtig, wie es ist

Sommergespräche am Schulbauernhof, bei der Sozialgenossenschaft "Roaner Lernfreunde" in Sarns bei Brixen, mit Landesschuldirektorin Sigrun Falkensteiner.

Hinweis: Dies ist ein Partner-Artikel und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
Roaner Lernfreunde 1
Foto: Bioland Südtirol

Jedes Kind ist genau so richtig, wie es ist. Da sind sich am Tisch im Schatten unter dem Kirschbaum alle einig. Die Schmetterlinge und Bienen schwirren von Blüte zu Blüte, die Sonne strahlt vom Himmel, es riecht nach Pfefferminze. 
Das sozial relevante Zukunftsprojekt „Roaner Lernfreunde“ freute sich kürzlich über den Besuch von Landesschuldirektorin Sigrun Falkensteiner und Schulinspektor Hansjörg Unterfrauner. Falkensteiner und Unterfrauner besuchten den biodynamischen Bauernhof ROANER in Sarns bei Brixen und ließen sich bei einer Hofführung das  innovative Lernforschungsprojekt der Sozialgenossenschaft Roaner Lernfreunde im Detail erklären. Seit 2019 arbeiten die beiden Landwirte Sabine und Klaus Mader gemeinsam mit Michael und Jojo Harslem, einem Experten für das alternative Lernen an sinnvollen Tätigkeiten, an der Entstehung dieses neuen Lernortes für hochsensible Kinder und Bilddenker. 

Zentrales Thema des Sommergesprächs war, wie die Roaner Lernfreunde eine sinnvolle Ergänzung zum bestehenden Schulsystem sein können und Kindern mit Überforderungserscheinungen in einer geschützten Lernumgebung wieder so weit an ihre Stärken und Qualitäten hingeführt werden können, dass sie Platz im Schul- oder Berufsleben finden können. 

Jojo Harslem, Berater und Mitbegründer der Roaner Lernfreunde: „Wir wollen Verantwortung übernehmen als Lernbegleiter und Projektentwickler für die Kinder, damit auch die Kinder später Verantwortung übernehmen können und wissen, wie das geht.“ Die Roaner Lernfreunde sind das „Neue Klassenzimmer“ für eine spezielle Nische von Kindern: eben die besonders auffälligen oder eben auch unauffälligen, die in der gewöhnlichen Klasse kaum führbar sind. „Es gibt keine Sache, die für alle passt,“ betonte Landesschuldirektorin Sigrun Falkensteiner und brachte damit das zentrale Thema auf den Punkt: „Wir wollen die Vielfalt fördern, nicht nur in der Landwirtschaft, sondern eben auch bei den Kindern,“ bestätigt der Präsident der Sozialgenossenschaft Klaus Mader. 

Hochsensible Kinder haben keine Beeinträchtigung, nur spüren sie sehr viel mehr, riechen, schmecken und hören intensiver als andere Kinder. Dementsprechend intensiv erleben diese Kinder den Unterricht in einer Regelklasse mit 20 Schülern und dazugehörigen Lehrpersonen.
Ein gewöhnlicher Schultag ist für hochsensible Kinder voller überwältigender Eindrücke und bedeutet Stress. Sie fühlen sich bedroht und reagieren mit Angst, Wutausbrüchen oder Rückzug. Hinzu kommt, dass diese Kinder oft an einer Lese-Rechtschreibschwäche oder Dyskalkulie leiden, aber gleichzeitig sehr ehrgeizig sind und keine Fehler machen wollen. Auch das erzeugt Stress.
Der Tagesablauf mit den Kindern orientiert sich am Alltag des Bauernhofes. Jeden Morgen werden die Tiere versorgt, gefolgt von einem Frühstück und dem Unterricht, der möglichst praxisorientiert am Bauernhof stattfindet. Gelernt wird in kleinen Gruppen. Die Inhalte des praktischen und theoretischen Unterrichtes werden nach den Prinzipien des Waldorflehrplanes gestaltet, die Lernziele, aber vor allem die Bedürfnisse jedes einzelnen Kindes immer im Blick.

Das Lernumfeld der Roaner Lernfreunde ermöglicht es den Kindern Handlungen so zu planen, dass sie deren Folgen abschätzen lernen, dass  Impulse kontrolliert und Frustrationen ausgehalten werden.
Jedes Kind hat Dinge, die es gut kann, und Dinge, die weniger gut gelingen. Das Modell der Roaner Lernfreunde konzentriert sich auf die guten Eigenschaften, die individuellen Fähigkeiten und Kompetenzen von jedem einzelnen Kind.

Text: Sabine Weissenegger Mader
Foto: Jojo Harslem