Economy | Tourismus
IDM-Label für Nachhaltigkeit
Foto: LPA / Fabio Brucculeri
Engagement für nachhaltige Entwicklung soll in Südtirol ab sofort durch ein Zertifikat Sichtbarkeit bekommen. Das „Nachhaltigkeitslabel Südtirol“ wird an Ortschaften und Unterkunftsbetriebe verliehen. Grundlage für die freiwillige Zertifizierung ist ein umfassendes Nachhaltigkeitsprogramm für den Tourismus, das IDM Südtirol im Auftrag des Landes Südtirol gemeinsam mit den Interessensvertretenden und Fachleuten erarbeitet hat.
Bei einer Pressekonferenz wurde das Nachhaltigkeitslabel gestern (6. März) vorgestellt. „Nachhaltigkeit ist die wichtigste strategische Grundlage für die künftige Entwicklung Südtirols“, sagte Tourismuslandesrat Arnold Schuler. „Nur, wenn wir nach dem Prinzip der Nachhaltigkeit in ihrer ökonomischen, ökologischen, sozialen und kulturellen Auffassung handeln, kann Südtirol für die Bevölkerung und die Gäste als begehrtester Lebensraum erhalten bleiben.“
Das Label entspricht den Kriterien des Global Sustainable Tourism Council (GSTC), einer internationalen Organisation, die einen zertifizierbaren Standard für nachhaltigen Tourismus und nachhaltiges Reisen definiert hat. Um das Nachhaltigkeitslabel zu erhalten, muss ein Gastbetrieb 31 Nachhaltigkeitskriterien erfüllen. Beispielsweise müssen in zertifizierten Hotels Milch, Butter und Joghurt, aber auch Äpfel und Apfelsaft zu 100 Prozent aus Südtirol kommen. Beim Wein gilt, dass er überwiegend Südtiroler Herkunft sein soll. Außerdem zählt auch die Erhebung der Treibhausgas-Emissionen sowie des Energie- und Wasserverbrauchs zu den Kriterien.
Drei-Stufen-Modell
Erfüllt man alle vorgeschriebenen Kriterien, werden diese Bemühungen mit dem neuen Nachhaltigkeitslabel Südtirol ausgezeichnet, das von IDM verwaltet und verliehen wird. Der Prozess, der bis zur Zertifizierung durchlaufen werden muss, ist umfangreich und erfordert ein mehrjähriges Engagement. Um den Kandidaten die Möglichkeit zu geben, die eigenen Anstrengungen schrittweise sichtbar zu machen, erfolgt die Zertifizierung über drei Stufen. Dafür wurden für jede Etappe die notwendigen Muss-Kriterien definiert. Die Entwicklung Richtung nachhaltige Entwicklung soll in einem regelmäßig wiederkehrenden Audit durch eine unabhängige externe Organisation geprüft werden.
Das Label steht in Kürze auch Betrieben zur Verfügung, die Urlaub auf dem Bauernhof anbieten und Privatzimmer vermieten sowie Campingplatz-Betreibern. Ein entsprechender Kriterienkatalog wird gerade ausgearbeitet. In einem nächsten Schritt soll das Label auch auf andere Sektoren ausgeweitet werden, wie Handel, Handwerk und Industrie.
Einschätzung einer Bio-Gastwirtin
Lisa Resch vom Bio-Hotel Steineggerhof begrüßt das Nachhaltigkeitslabel Südtirol für Gastbetriebe und Ortschaften: „Ich finde gut, dass etwas gemacht wird und der Gast mit der Zertifizierung eine Garantie erhält.“ Gemeinsam mit ihrem Vater gibt Resch Vorträge zu nachhaltigem Tourismus in Südtirol. Dabei arbeiten sie mit verschiedensten Partnern zusammen, vom HGV oder IDM bis zu der Eurac, der Uni Bozen und den Hotelfachschulen.
Die Offenheit gegenüber Nachhaltigkeitsthemen sei heute groß, beispielsweise sogar bei veganer Ernährung. „Ich finde es interessant, nach den Vorträgen mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Kritik und Austausch sind wichtig, um auch selbst dazu zu lernen“, so die Gastwirtin aus dem Eggental. Gleichzeitig fehle es aber noch an Engagement: „Viele Südtiroler Betriebe haben sich bisher noch viel zu wenig Gedanken gemacht und schauen noch zu viel auf Nächtigungszahl und Umsatz. Tierwohl, Gemeinwohl, CO2-Verbrauch und soziales Engagement haben noch einen viel zu niedrigen Stellenwert. Nur auf Plastikflaschen zu verzichten und regionale Milch zu kaufen, reicht nun mal nicht, um sich als ‚nachhaltigen Betrieb‘ betiteln zu können.“
Kleine Schritte und Kreativität
Dennoch seien gerade anfangs kleine Schritte hilfreich: „Oft fühlen sich Betriebe überfordert und denken, sie müssen ihr ganzes Hotel abreißen, um nachhaltig zu werden“, sagt Resch. „Beispielsweise kann Verpackungsmüll beim Frühstücksbuffet reduziert werden, indem Produkte nicht vorportioniert, sondern in Großeinheiten gekauft werden – ob bei Butter, Honig oder Marmelade. Gleiches gilt bei Produkten wie z.B. Reis, Mehl, Zucker, Kichererbsen und Linsen.“ Das habe sogar finanzielle Vorteile, da größere Mengen günstiger sind als einzeln verpackte Kleinstportionen. Zudem werden Anfahrtswege reduziert und somit CO2 und Arbeit gespart.
Außerdem sei es hilfreich, für den eigenen Betrieb regelmäßig eine CO2-Bilanz durchzuführen, um zu erfahren, in welchen Bereichen wie viele Treibhausgase anfallen. „Wir führen jedes zweite Jahr eine CO2-Bilanz durch, um zu erkennen, wo es noch Verbesserungsbedarf gibt“, sagt Resch. Pro Gast fallen im Steineggerhof 3,63 Kilogramm CO2 ohne Verpflegung an, bei einem durchschnittlichen, konventionellen Hotelbetrieb in Südtirol sind es 30 bis 40 Kilogramm pro Gast. Bei den Bio-Hotels liegt der Wert bei 7,5 Kilogramm und bei Schiffsreisen bei 300 Kilogramm.
Potential für nachhaltige Lösungen gebe es viele. Beispielsweise will ihr Vater Kurt Resch nun die Abwärme von Sauna und der Bügelmaschine der eigenen Wäscherei zum zusätzlichen Aufheizen von Warmwasser nutzen. Die begrünte Wand des Hotels hingegen dient im Sommer zur Abkühlung und zieht außerdem heimische Insekten an. Auch Nutzpflanzen wie Gemüse oder Obst könne rund um einen Hotelbetrieb gebaut werden.
Erste Zertifizierung vergeben
Das Eggental ist das erste Gebiet, die mit dem Nachhaltigkeitslabel ausgezeichnet wurde. „Wir sind vom Konzept des Nachhaltigkeitsprogramms überzeugt und möchten den Begriff Nachhaltigkeit mit Inhalten füllen sowie mit konkreten Maßnahmen sichtbar machen. Es geht um regionale Kreisläufe, sanfte Mobilität, Besucherlenkung, aber auch darum, CO2-Emissionen zu erheben und zu reduzieren“, sagt Verena Festi, Direktorin von Eggental Tourismus. Auch St. Vigil in Enneberg und Alta Badia erfüllen bereits den GSTC-Standard und werden in Kürze, wie auch das Eggental, das Nachhaltigkeitslabel Südtirol tragen.
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Wer braucht IDM, niemand.
Wer braucht IDM, niemand. Ausser Spesen nichts gewesen.
Eine reine Geldverschwendung,ein Projekt das keine Berechtigung hat,wird nur vom LH und LR aufrecht erhalten, für was fragt sich der normale Bürger.
eine wirklich peinliche
eine wirklich peinliche marketingkampagne; wie viele aus der keksdose IDM.
aber lassen wir unsere politiker:innen weiter im sandkasten südtirol herumspielen, bis sie sich selbst den sand in die augen geworfen haben.
es gibt eine hoffnung, dass ihnen die wähler:innen im herbst kübel, rechen und schaufel aus den händen nehmen werden.
ein tipp für die LR:
ein tipp für die LR: vergessen sie nicht einen umweltsiegel für ihre bombastischen straßenbauten! im pustertal könnten sie mehrere davon verwenden.
Der Betrieb von Lisa Resch in
Der Betrieb von Lisa Resch in Steinegg und ihr ganzes Team macht seine Sache nachweislich gut und schöpft viel Potenzial an nachhaltiger Betriebsführung aus. Dennoch bleibt dieses Label vom GSTC sehr fragwürdig, vor allem wenn ganze Gebiete damit gekennzeichnet werden, wie hier das Eggental. Eine der Grundschwächen des zugrundeliegenden Nachhaltigkeitskonzepts ist die Mobilität, die einfach nicht mit den wahren Kosten eingeht. Kurz: der irrsinnige touristisch induzierte Verkehr im Eggental ist halt nicht "nachhaltig" und daran ändert auch die Biomarmelade zum Frühstück aus der Großkonfektion fast nichts.
In reply to Der Betrieb von Lisa Resch in by Thomas Benedikter
"Dennoch bleibt dieses Label
"Dennoch bleibt dieses Label vom GSTC sehr fragwürdig," GSTC zertifiziert selbst nicht sondern teilt nur die Rahmenbedingungen mit unter der die IDM zertifizieren soll.
Bedeutet die Kriterien werden von GSTC genannt aber wie diese ausgelegt werden bestimmt letztendlich die IDM durch die Vergabe des Labels.
In reply to "Dennoch bleibt dieses Label by Stefan S
Ja, IDM bestimmt die
Ja, IDM bestimmt die Kriterien nach GSTC Standard. Die IDM-Kriterien mussten aber von GSTC abgesegnet werden.
Ob die Kriterien von den Destinationen erfüllt werden, entscheiden die Auditoren von Green Destinations und Vireo.
Bin der Meinung, dass ein solches Label nur ein kleiner Schritt ist....Für wirkliche Nachhaltigkeit muss noch viel mehr geändert werden
In reply to Ja, IDM bestimmt die by Christian T
Wie lang darf die IDM mit
Wie lang darf die IDM mit ihren Sandkasten-Spielen mit ihren Sandkasten-Spielen die Steuerzahler noch ärgern?
Gröden hat in der
Gröden hat in der Zwischenzeit das IDM-Label für Nachhaltigkeit ebenfalls erhalten. Im Grunde könnte man dann, ohne viel Aufwand und ohne viel Aufhebens, das Label gleich ganz Südtirol verleihen ...