Vatikan
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Society | Vatikan rügt Salvini

“La fede non è un amuleto”

Der Vatikan erteilt Matteo Salvini eine deutliche Abfuhr.
Die Katze lässt das Mausen nicht. Obwohl die katholische Kirche Matteo Salvini bei seinen verschiedenen Annäherungsversuchen bereits mehrmals eine unmissverständliche Abfuhr erteilt hat, lässt der Lega-Chef nicht locker. Auf seine jüngste Forderung, Italiens Kirchen an Ostern zu öffnen, regierte der Vatikan mit irritierter und unmissverständlicher Ablehnung: "No a proposte irresponsabili e pericolose. Non è il momento di allargare le maglie della sorveglianza sanitaria", so der Vizepräsident der italienischen Bischofskonferenz Michele Pennisi.
"Se una chiesa viene aperta per una cerimonia, è impossibile controllare l'afflusso. Lo si è visto a Frascati per la domenica delle palme. La fede non è un amuleto."
 
Der Bischof stellt klar: "Oggi la chiesa non ha il centro della scena. Ma la preghiera straordinaria di Papa Francesco in una Piazza San Pietro deserta ha avuto ascolti tv superiori a San Remo e ogni mattina la sua omelia a Santa Marta viene seguita da milioni di italiani. Chiese chiuse non significa fede spenta." 
 
Es ist nicht das erste Mal, dass Salvini von der Kirche eine deutliche Abfuhr erhält. Als er vor knapp  zwei Jahren im Wahlkampf auf dem Mailänder Domplatz mit Rosenkranz und Bibel einen Eid auf das Evangelium ablegte, reagierte der Erzbischof mit deutlicher Irritation. Als Innenminister hatte Salvini mehrmals den Wunsch geäussert, vom Papst empfangen zu werden. Offiziell aber hat er nie um eine Audienz angesucht – aus Angst vor der Blamage einer Ablehnung.
 
 
Der Papst hatte nie ein Hehl daraus gemacht, dass Salvinis Abschiebung von Schiffsflüchtlingen im Vatikan nicht geteilt werde. Dass Franziskus letzthin in kurzen Abständen seine Nachfolgerin im Innenministerium Luciana Lamorgese und Premier Giuseppe Conte in privaten Audienzen empfangen hat, dürfte den Lega-Chef beträchtlich irritiert haben. 
Den massivsten Angriff auf Salvini hatte die Bischofskonferenz bereits im Sommer 2018 in ihrem Wochenmagazin Famiglia cristiana gestartet, das den Lega-Chef auf der Titelseite mit der unmissverständlichen Aufforderung Vade retro Salvini zeigte. Der einleitende Text dazu: "Come pastori non pretendiamo di offrire soluzioni a buon mercato. Rispetto a quanto accade  non intendiamo però né volgere lo sguardo altrove, né far nostre parole sprezzanti e  atteggiamenti aggressivi. Non possiamo lasciare che inquitetudini e paure condizionino le nostre scelte, determini le nostre risposte, alimentino un clima di diffidenza e disprezzo, di rabbia e rifiuto."
 
Im Vorjahr hatte Salvini auf einer Wahlkundgebung mit Rosenkranz den Segen der  Muttergottes erfleht: "Affido la mia e la vostra vita al cuore immacolato di Maria che – sono sicuro – ci porterà alla vittoria. Der Auftritt verleitete sogar sonst sehr diplomatischen vatikanischen Staatssekretär Pietro Parolin zu einer kritischen Stellungnahme:
"Io credo che la politica partitica divida, Dio invece è di tutti.  Invocare Dio per se stessi  è sempre un  pericolo."
 
Salvini bleibt das fragliche Privileg, als einziger Innenminister der Welt ein Foto ins Netz gestellt zu haben, das ihn mit seiner Freundin nackt im Bett zeigt.
Unter den Diplomaten der römischen Farnesina löste das Bild betretene Kommentare aus. Die Freundin hat Salvini allerdings nach Macho-Gewohnheit mittlerweile gewechselt. Es ist jedoch nicht anzunehmen, dass das anzügliche Bild dem akribischen Staatssekretariat des Vatikans entgangen sein könnte.
Die geschlossene Ablehnung aus den Reihen der Kirche demonstriert nun einmal mehr, wie stark sich der Lega-Chef mit seinem Appell verkalkuliert hat. Und dass man Salvini im Vatikan längst als das identifiziert hat, was er ist: nicht als einen mit Heiligenschein, sondern als Scheinheiligen.