Sports | Analyse

Tore müssen her

Der FC Südtirol verliert das zweite Spiel in Folge. Ohne ihren bisher Besten, Daniele Casiraghi, blieben die Südtiroler offensiv wirkungslos.
Poluzzi
Foto: Ufficio Stampa FCS - Foto Bordoni
  • Im Bozner Drususstadion gastierte am Samstag Nachmittag der Aufsteiger aus Catanzaro. Im 4-4-2 von Trainer Bisoli bildeten wieder Lunetta und Odogwu das Sturmduo, Ciervo startete auf Rechts, Broh und Tait im Mittelfeldzentrum, Rover ersetzte bisherigen Topperfomer des FC Südtirol, Daniele Casiraghi. Casiraghi stand aufgrund muskulärer Probleme nicht im Aufgebot von Trainer Bisoli - das Fehlen des Kreativspielers sollte sich in dieser Begegnung noch schmerzlich bemerkbar machen. Aber der Reihe nach.

  • Die Gäste

    Catanzaro formierte sich in einem 4-2-3-1, in dem es zu sehr vielen dynamischen Umformungen kam. Sie bauten in einer 3er-Reihe das Spiel auf, davor positionierten sich zwei zentrale Mittelfeldspieler, der Rest der Offensive bewegte sich relativ frei.

  • Spielaufbau Catanzaro: Die Südtiroler Sechser verfolgen ihre direkten Gegenspieler mannorientiert. Die Gäste lösen die Situation über eine Ablage auf den aufrückenden Verteidiger (hervorgehoben) Foto: SALTO
  • Der FCS ließ die drei Innenverteidiger der Gäste weitestgehend ungehindert bis zur Mittellinie den Ball vortragen, dann wurde das Pressing der Rot-Weißen ausgelöst. Tait und Broh rückten auf die gegnerischen zentralen Mittelfeldspieler, Lunetta und Odogwu orientierten sich an den beiden Innenverteidiger, die nicht am Ball waren. Catanzaro löste diese Pressingsituation aber meistens sehr geschickt und geduldig über das so genannte "Spiel über den Dritten": Dabei soll ein Spieler, der eigentlich nicht direkt anspielbar ist, eingebunden werden, indem zuerst ein Vertikalpass gespielt wird, den der Passempfänger dann sofort auf eben jenen Zielspieler ablegt.

  • "Spiel über den Dritten": Der direkte Passweg zum Mitspieler (hervorgehoben) ist durch Lunetta versperrt, dennoch kommt der Spieler an den Ball: Dem Vertikalanspiel folgt eine Ablage. Foto: SALTO
  • Mit diesem Mittel konnte das Pressing der Südtiroler des Öfteren ausgehebelt werden. Das war aus mehreren Gründen problematisch: Einerseits konnte der jeweilige Spieler Catanzaros sich unbedrängt mit dem Ball am Fuß Richtung Tor von Poluzzi bewegen. Zweitens wurde durch das Herausrücken Taits und Brohs der Zehnerraum geöffnet. In diesen so wichtigen Raum ließ sich meistens der 9er Catanzaros, Iemmello, zurückfallen, um am Kombinationsspiel teilzunehmen. Wenn er auch nicht immer direkt angespielt werden konnte, ereichten ihn seine Mitspieler meistens dann doch indirekt - wiederum über das Spiel über den Dritten (so kam übrigens auch das einzige Tor des Spiels zustande).

  • Der Zehneerraum: Dadurch, dass Broh und Tait (eilt hier zurück) auf die gegnerischen Sechser rückten, öffnete sich der Zwischenlinienraum vor der Südtiroler Abwehrreihe. Foto: SALTO
  • Offensiver Leerlauf

    Südtirol wollte über tiefe Ballgewinne und schnelle Konter zum Torerfolg kommen; mit Ciervo und Rover hatten sie für diesen Ansatz eigentlich auch nominell geeignete Spieler. Allerdings war das Angriffsspiel der Gastgeber an diesem Tag von sehr vielen Unsauberkeiten und leichtfertigen Fehlern geprägt. Dauerten die Angriffsphasen dann doch einmal etwas länger, mangelte es der Offensive an Ideen. Die Offensivaktionen spielten sich zu linear ab, um den Gästen gefährlich werden zu können: Meistens waren es dann eben Flanken aus dem Halbfeld - die fanden aber keine Abnehmer im Strafraum. Das Fehlen Casiraghis machte sich hier - wie schon anfangs erwähnt - deutlich bemerkbar.

     

    In der zweiten Halbzeit mussten die Gastgeber dann reagieren, Pecorino kam für Rover. Aber die Dynamik änderte sich erst mit der Einwechslung Ciscos (66. Minute), der mehrmals über den rechten Flügel durchbrechen konnte. In der Folge (und mit der Hereinnahme von Vinetot) stellten die Rot-Weißen auf eine 3er-Abwehrreihe um: Mehr Spieler nach vorne, mehr Spieler in den gegnerischen Strafraum - war die Devise.  Die größten Torchancen hatten dadurch aber die Gäste, der eingewechselte Stoppa  alleine hätte eigentlich noch 1-2 Tore drauflegen müssen.

  • Fazit

    Gegen den 3er-Aufbau beim Gegner tut sich Bisoli weiterhin schwer. Das Pressing wurde im Vergleich zum letzten Spiel zwar leicht modifiziert, offenbarte aber wiederum Lücken, die der Gegner erkannte und relativ mühelos immer wieder bespielte. Ändern muss sich zudem der Offensivansatz: Wichtige Spieler der Vorsaison (Odogwu oder Rover) sind nicht in Form, wenn dann zusätzlich ein solch wichtiger Spieler, wie Casiraghi, ausfällt, sind die Südtiroler offensiv ohne Ideen. Hier wäre eine strukturelle Lösung des Problems (etwa durch eine Formationsänderung) gefragt.