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Kofler in Malpensa

Ein Blick in die Brennercom-Tochter „M.E.T. Srl“ zeigt wie diskret die Geschäftsgebarung im Südtiroler Telekommunikationsunternehmen ist.

Es ist 9 Uhr an diesem 7. März 2015 als sich die drei Herren am Flughafen Malpensa in Mailand treffen. Man hat sich am internationalen Terminal in die Business Lounge der Fly Emirates zurückgezogen.
Es ist geographisch genau der richtige Ort. Denn das Trio repräsentiert die Gesellschafter der „Middle East Telecommunications“. Im überaus luxuriösen Ambiente der arabischen Fluggesellschaft scheint die Aufnahmefähigkeit der Anwesenden besonders groß zu sein. Nur so dürfte das zu schaffen sein, was im offiziellen Protokoll festgehalten ist.
Zuerst erörtert der Präsident des Unternehmens den Geschäftsbericht des abgelaufenen Jahres, dann erklärt der Geschäftsführer die gesamte Bilanz und abschließend ergreift der Haupteigentümer das Wort um seine Genugtuung über den Geschäftsgang zu äußern.
Nach einer ausführlichen und erschöpfenden Diskussion beschließt die Gesellschafterversammlung einstimmig die Bilanz 2014“, heißt es im Protokoll. Gleichzeitig segnet man den Jahresgewinn von 209.324,78 Euro ab. Eine Hälfte des Gewinnes soll in die außerordentlichen Rücklagen des Unternehmens fließen und die andere Hälfte den Gesellschaftern ausbezahlt werden.
Es ist ein Gesellschafterversammlung im Schnelldurchgang. Genau 20 Minuten braucht man für dieses gesamte Programm. Laut offiziellem Protokoll ist die Gesellschafterversammlung um 9.20 Uhr vorbei.
Was aber hat diese Episode irgendeines Telekommunikationsunternehmens aus dem Mittlern Osten mit Südtirol zu tun?
Weit mehr als man sich vorstellen kann.

Südtiroler Gesellschaft

Denn in der Emirate Lounge in Malpensa geht an diesem Märztag die Gesellschafterversammlung eines Südtiroler Unternehmens über die Bühne, das mehrheitlich von der öffentlichen Hand kontrolliert wird. Oder besser gesagt kontrolliert werden müsste.
Die „Middle East Telecommunications“, inzwischen unter der Abkürzung „M.E.T. Srl“ bekannt, hat ihren Rechtssitz in der Bozner Industriezone, angrenzend an eine Unternehmenstochter des Hauses Athesia (Loeff System). Seit dem Sommer 2014 ist das Unternehmen in das Handelsregister der Bozner Handelskammer eingetragen.
Das auf die Verlegung und Wartung von Glasfaserkabel spezialisierte Unternehmen wurde 2004 in Cologno Monzese gegründet, wo sich heute noch der Verwaltungssitz befindet.


Firmensitz der M.E.T. Srl in Mailand: Glücklicher Willeit

25 Prozent der M.E.T. Srl gehören Luigi Marzotta, der auch Geschäftsführer des Unternehmens ist und während der Bilanzgenehmigung am Flughafen als Schriftführer fungiert. Jeweils 3 Prozent gehören dem technischen Verantwortlichen Maurizio Mozzi aus Piacenza und Salvatore Di Gregorio aus Catania.
Die deutliche Mehrheit hält aber die Brennercom AG mit 69 Prozent der Anteile. 2013 hat die Brennercom diese Anteile erworben. Heute ist man sichtlich stolz auf den Coup.
Im Geschäftsbericht 2014 schreibt Brennercom-Präsident Ferdinand Willeit:
„Am Unternehmen M.E.T. mit Sitz in Mailand ist man zu 69% beteiligt. Sie kann über einen sehr erfreulichen Geschäftsverlauf berichten: Der Umsatz konnte um 50% gesteigert werden, der Gewinn wurde vervierfacht. Es wurde zudem die M.E.T. Saudi mit Sitz in Riad (Saudi Arabien) gegründet, an der M.E.T. zu 90% beteiligt ist.“
Folgerichtig ist Ferdinand Willeit als Präsident des Haupteigentümers dann auch bei der Gesellschafterversammlung in Malpensa mit dabei.

Sarner Fixgröße

Der Dritte, der an diesem Märztag am Gesellschaftertisch in Malpensa sitzt, hat mit dem Präsidenten der Brennercom gleich zwei Gemeinsamkeiten. Er gehört wie Willeit zum Club der ehemaligen SVP-Parlamentarier und auch er scheint in der Brennercom einen gutbezahlten Versorgungsposten auf Lebenszeiten gefunden zu haben.
Alois Kofler sitzt von 1988 bis 2001 für die SVP in der Landesregierung. Als zuständiger Informatiklandesrat pumpt er das Telekommunikationsunternehmen mit Landesgeldern auf. Als Kofler 2001 als SVP-Senator nach Rom geht, installiert er seinen persönlichen Sekretär und Ressortdirektor Karl Manfredi als Geschäftsführer und Direktor in der Brennercom.


Emirate Lounge in Malpensa: Diskrete Gesellschafterversammlung.

Auch einhalb Jahrzehnte später scheint das Duo unzertrennbar mit der Brennercom verbunden.
Bis 2008 vertreten Luis Kofler und Karl Manfredi im Verwaltungsrat der Brennercom das Land. Dann wird es dem damaligen Informatiklandesrat Hans Berger zu bunt und er entsendet seinen damaligen Ressortdirektor und heutigen Landtagsabgeordneten Albert Wurzer als Vertreter des Landes in den Verwaltungsrat.
Schnell findet sich für Luis Kofler ein neues Pöstchen.

Der ehemalige SVP-Senator Luis Kofler hat in der Brennercom einen gutbezahlten Versorgungsposten auf Lebenszeiten gefunden.

Posten in Nordtirol

Im Herbst 2006 wagt die Brennercom den Sprung nach Nordtirol. Dabei gründet man gleich zwei Gesellschaften. Am 2. Oktober 2006 wird die „Brennercom Holding GmbH" gegründet, die zu 100 Prozent der Südtiroler Brennercom gehört. Einziger Gesellschafter des Unternehmens ist die Brennercom AG. Zwei Monate später, am 1. Dezember 2006, wird dann die „Brennercom Tirol GmbH" gegründet. Diese operative Gesellschaft gehört nur mehr zu 55 Prozent der „Brennercom Holding GmbH" und die restlichen 45 Prozent hält das Athesia-Unternehmen „KM Invest GmbH - Innsbruck".
Präsident der Brennercom Holding GmbH wird Luis Kofler. Fünf Jahre lang übt er dieses bezahlte Amt aus. Weil man dem Land bis dahin aber nicht erklären kann, warum es diese Firmenkonstellation braucht, muss man die beiden Unternehmen im November 2011 verschmelzen. Seitdem gibt es nur mehr die Brennercom Tirol GmbH. Auch dort sitzt Luis Kofler als Präsident im Vorstand.


Kofler, Manfredi, Willeit: 5 Jahre Brennercom Tirol.

Neues Präsidentenamt

Was ein Sarner in Nordtirol kann, muss auch im Mittleren Osten machbar sein. Das dürfte man sich bei der Brennercom gedacht haben.
So wurde Luis Kofler im November 2013 auch zum Präsidenten der „M.E.T. Srl“ ernannt. In dieser Funktion leitet der ehemalige SVP-Senator auch die Gesellschafterversammlung in Malpensa.
Vielsagend ist dabei auch, die Bilanz die man an diesem Tag im Schnelldurchgang genehmigt. Dort ist auch die Vergütung für die Verwalter enthalten. Die Verwaltungsrat der M.E.T. Srl besteht aus drei Personen. Präsident Luis Kofler, sein Stellvertreter Karl Manfredi und Geschäftsführer Luigi Marzotta.
142.000 Euro bekommen die drei Verwalter als Entschädigung. Wenn ein beträchtlicher Teil davon auf den Geschäftsführer entfällt, so dürfte Luis Kofler an der Brennercom-Tochter nicht schlecht verdienen.
Nur das soll nicht an die große Glocke gehängt werden. Deshalb ist die Emirate Lounge in Malpensa auch ein guter Platz.

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Salto User
Sepp.Bacher Mon, 08/10/2015 - 10:20

Die Politik scheint für einige die beste Schule für Vetternwirtschaft, Finanzkompetenz und Erhaschung persönlicher Vorteile zu sein.

Mon, 08/10/2015 - 10:20 Permalink
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Dr. Streiter Mon, 08/10/2015 - 15:52

In reply to by Sepp.Bacher

Eigentlich kann man beim Land nur verlieren wenn man zu gierig ist. Es gibt dieses Experiment mit Kindern die nicht warten können und zu schnell zum Keks greifen. Wer wartet kriegt zwei Kekse, und - hat Erfolg im Leben. Genau so habe ichs bei den Landesbediensteten und Politikern beobachtet. Die schnell zugriffen gingen unter, die warten konnten kriegten das doppelte.

Mon, 08/10/2015 - 15:52 Permalink