Society | Meran

Überbordendes Obermais

Kindergärten und Schulen platzen aus allen Nähten, und den Eltern platzt der Kragen. Sie erhöhen nun den Druck auf die Meraner Gemeindeverwaltung und aufs Land.

Ausgerechnet im Meraner Wohnviertel par excellence wird es für Kinder langsam ungemütlich eng. Ob Kindergärten, Grundschulen oder Mittelschule: überall in Obermais herrscht seit Jahren chronischer Platzmangel, und wo vergrößert oder umgebaut wird, rechnen die Planer zu knapp, so dass der Platz bald wieder nicht reicht. Ein neues Schulzentrum im ehemaligen Unfallkrankenhaus „Lorenz Böhler“ soll endgültig Abhilfe schaffen. Dafür macht sich ein Elternkomitee stark, das heute rund 900 Unterschriften an Bürgermeister Paul Rösch und Stefan Frötscher, den Referenten für Schule, übergeben hat.


Eltern fordern: ja zu Böhler und Maiense

Auch die Meraner Stadtregierung hat sich längst mit Nachdruck für den Ausbau des Böhler-Gebäudes ausgesprochen, wo derzeit die italienische Gastgewerbeschule „Ritz“ untergebracht ist. Allerdings war bis zum heutigen Vormittag noch ein Gutachten des Landes ausständig, das klären soll, ob das Projekt überhaupt statisch machbar und finanziell tragbar ist. Zweites Problem: das neue Schulzentrum liegt, selbst wenn es tatsächlich gebaut wird, in weiter Ferne. Kindergärten und Schulen brauchen aber eine schnelle Lösung, denn die Schülerzahlen in Obermais wachsen nicht zuletzt wegen der neuen Wohnbauzonen von Jahr zu Jahr. Deshalb fordern die Eltern als kurzfristige Lösung die Bereitstellung von Räumen im ehemaligen Mädchenheim Maiense, wohin derzeit noch die Musikschule Meran ausquartiert ist.


Container und Ausweichquartiere gehören zum Alltag

„Mein Sohn ist heute 10, und schon als er in den Kindergarten kam, war da zu wenig Platz“, berichtet Florian Schroffenegger, Obermaiser und Vater von zwei Kindern. „Heute gibt es im deutschen Kindergarten einen Container, und zwei Gruppen wurden zu den Eucharistinern in den Winkelweg ausgelagert.“ Die erst vor knapp zehn Jahren umgebaute deutsche Grundschule ist für zehn Klassen konzipiert, tatsächlich gibt es dort aber 15 Schulklassen. „Die Klasse meiner Tochter ist in einem winzig kleinen Ausweichraum untergebracht. Dort ist es so eng, dass das große Bänkerücken beginnt, sobald ein Kind aufstehen will.“


Der lange Schlaf der Politik

In der Mittelschule, 1905 als Knabenschule errichtet, dürfen nur 6 Klassenräume verwendet werden. Der Grund: „Das Gebäude hat nur ein Treppenhaus und keinen Fluchtweg, deshalb wurde die Schülerzahl aus Sicherheitsgründen begrenzt“, erklärt Schroffenegger, der bei der Berufsfeuerwehr arbeitet, fachmännisch. Zwei Mittelschulklassen wurden ins alte Obermaiser Rathaus nahe dem Brunnenplatz ausgelagert. „Dort haben sie allerdings keinen Pausenhof und keine Turnhalle, deshalb pilgern die Kinder zum Turnunterricht und in der Pause zur Grundschule in die Leichtergasse.“ Die Vergrößerung der Mittelschule ist bereits seit längerem geplant. Aber dieses Ausbauprojekt sei längst überholt, winkt Schroffenegger ab: „Wenn man die Bevölkerungsentwicklung in Obermais hochrechnet, dann wird es an der Mittelschule in drei Jahren zwölf statt der heutigen acht Klassen geben.“ Außerdem gebe es mit diesem Projekt Probleme wegen der Mindestabstände zur Straße und zu den benachbarten Gebäuden. „Die Politik in Meran hat einfach 15 Jahre lang geschlafen“, resümiert der Familienvater.


Frötscher: Geduld auf harte Probe gestellt

Stadtreferent Frötscher spricht von Altlasten. „Tatsächlich wird die Geduld der Familien hier auf eine harte Probe gestellt“, gibt der SVP-Politiker zu. „Wir haben von der alten Stadrregierung eine Situation geerbt, aus der wir jetzt das Bestmögliche machen müssen. Jetzt ist das Land am Zug. Wir warten schon seit längerer Zeit auf das Gutachten zum Böhler-Ausbau.“ Spätestens auf ihrer Klausurtagung vom 21. Jänner, kündigt Frötscher an, werde sich die Meraner Stadtregierung erneut mit der Schulsituation in Obermais befassen.