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Busfahrt in die Zukunft

Im Safety Park wurde heute ein selbstfahrender Bus aus der Türkei getestet. Die Zukunft des öffentlichen Personennahverkehrs in Südtirol?
Selbstfahrender Bus
Foto: Seehauserfoto
  • Der Asphalt im Safety Park in Pfatten ist nass, es hat geregnet. Die Wetterkonditionen sollen das, was hier heute geplant ist, aber nicht beeinflussen. Das Mobilitätsressort der Südtiroler Landesregierung rund um Landesrat Daniel Alfreider und die Sasa AG testen hier heute nämlich einen autonom fahrenden Elektrobus des türkischen Herstellers „Karsan“. Was in Südtirol noch unrealistisch, manch einem sogar utopisch scheinen mag, ist anderswo dabei längst keine Zukunftsmusik mehr: In Norwegen ist der „E-Atak“, wie das selbstfahrende Gefährt heißt, bereits seit knapp drei Jahren unterwegs und das nicht auf einer eigens eingerichteten Fahrspur, sondern mitten im Stadtverkehr zwischen Autos, Motorrädern und Fußgängern und hat dabei bereits über 100.000 Kilometer zurückgelegt. „In Norwegen befinden sich derzeit stets zwei Sicherheitspersonen an Bord, ein Safety Driver, der am Lenkrad sitzt, den Bus jedoch nicht lenkt und ein Safety Operator, der an einem großen Bildschirm alles überwacht“, erklärt Semir Aydin, Sales Manager von Karsan. Zukünftig soll es beide nicht mehr brauchen und der Bus von einer Zentrale aus überwacht werden. Er unterstreicht, dass autonome Fahrzeuge den Verkehr sicherer, effizienter und nachhaltiger gestalten könnten, indem sie menschliche Fehler verringern und die Verkehrsströme optimieren.

     

    „Es wäre verfrüht, heute schon von einem Einsatz in Südtirol zu sprechen.“

     

    Der E-Atak ist auf vordefinierten Routen mit festgelegten Haltestellen unterwegs. Mithilfe hochmoderner Sensorik wie LiDAR, Radar, Ultraschall sowie Kameras und Wärmebildkameras erkennt das Gefährt Straßenschilder, Linien, andere Fahrzeuge, Fahrräder, Fußgänger und verhält sich dementsprechend im Straßenverkehr, auch was Geschwindigkeitsregelung betrifft. Durch GNSS (Global Navigation Satellite System) können die Koordinaten des Busses verfolgt werden. Der acht Meter lange Bus überzeugt durch Sitzplätze für 50 Personen, Barrierefreiheit für beeinträchtigte Fahrgäste und eine Reichweite von 250 Kilometern mit einer Vollaufladung. Den Preis beziffert Aydin je nach Projekt auf rund eine Million Euro. Das türkische Unternehmen, das auch eine große Palette an Elektro- und Wasserstoffbussen anbietet, entwickelt derzeit auch einen selbstfahrenden Kleinbus. In Italien ist derzeit noch keines der autonomen Fahrzeuge unterwegs, man sei jedoch in Gesprächen mit dem mailändischen Flughafen „Malpensa“.

  • Testfahrt des „E-Atak“: Wie verhält sich ein autonomer Bus im Verkehr mit Fußgängern? (Bei zwei weiteren Versuchen war es nicht so knapp)
    (c) Seehauserfoto

  • Innovationsoffenes Südtirol

    „Wir haben die Firma Karsan auf einer Messe in Berlin kennengelernt, woraufhin sie uns kontaktiert haben, da sie ihre Fahrzeuge in allen Staaten Europas präsentieren möchten“, erklärt Mobilitätslandesrat Daniel Alfreider. Die Provinz Südtirol sei demnach stets dabei, sich neue Technologien für einen zukunftsorientierten und nachhaltigen Verkehr anzusehen und nach vorne zu blicken – auch wenn ein Fahrzeug, wie jenes von Karsan, derzeit von Gesetzes wegen noch nicht eingesetzt werden kann. „Es wäre verfrüht, heute schon von einem Einsatz eines selbstfahrenden Busses in Südtirol zu sprechen. Diese Technologien befinden sich erst im Aufbau, man sieht aber, wie schnell die Entwicklung vorangetrieben wird“, so Alfreider. Sasa-Präsidentin Astrid Kofler unterstrich die Nachhaltigkeitsstrategie der AG, in deren Rahmen man verschiedene Technologien, wie seit 2013 etwa die „Zero-Emission-Busse“, teste. Man wolle am Puls der Zeit bleiben, so Kofler abschließend.