Dass Regierungschef Giuseppe Conte in diesen Tagen erschöpft wirkt, kann kaum verwundern. In einer von der RAI-übertragenen Pressekonferenz sprach er am Freitagabend vom "momento più drammatico dal dopoguerra". Gleichzeitig bestätigte er, dass der heftig umstrittene Lockdown bis zum 3. Mai verlängert werde. Mit einer Ausnahme: Papier- und Buchhandlungen sowie Geschäfte für Kinderbekleidung. Apriti cielo! Für den Vorsitzenden der Bauunternehmer, Gabriele Buia, eine Provokation: "Sono pazzi. Riapriamo le librerie? Con tutto il rispetto per la cultura - quale beneficio economico pensano di produrre in questo modo? Vorrei capire il senso di questa scelta. Noi siamo allo stremo. Rischiamo perdite enormi e il mondo delle costruzioni viene da 11 anni di tribolazioni."
Es sind nicht nur die Bauunternehmer, die eine rasche Rückkehr zur Arbeit fordern – auch Gastronomen, Landwirte, Industrielle, Gärtner, Hoteliers und andere Berufsgruppen sind aufgebracht und fürchten grosse Verluste.
Gewiss, niemand möchte in dieser Situation in Contes Haut stecken. Und weil ohne task force heute nichts mehr läuft, vertraute der Premier mit einem geschickten Schachzug die Entscheidung darüber einem 17-köpfigen Gremium an, das über jeden Verdacht erhaben ist. Es steht unter dem Vorsitz des Managers und Harvard-Absolventen Vittorio Colao, ehemals Chef von Omnitel und Vodafone. Colao stammt aus Brescia, einer der vom Corona-Virus am schwersten heimgesuchten Städte.
Dass Regierungschef Giuseppe Conte in diesen Tagen erschöpft wirkt, kann kaum verwundern.
Der Kommission gehören viele klingende Namen an: der langjährige ISTAT-Chef und ehemaligeArbeitsminister Enrico Giovannini, der Vorsitzende der Depositenbank, Giovanni Giorno Tempini, Der Harvard-Professor Enrico Moretti, die in London lehrende Ökonomin Marianna Mazzuccato, Giuseppe Falco, Chef der Boston Consulting group, die Mailänder Professorin Elisabetta Camuffo, Raffaella Sadun von der Harvard Business School und weitere angesehene Wirtschaftsexperten.
Die erste Video-Konferenz des 17-köpfigen Gremiums soll bereits am Dienstag stattfinden.
Doch Premier Conte hat auch andere Sorgen. Das Klima in seiner Koalition wird rauer, die Fünf-Sterne-Bewegung kehrt zu ihren anti-europäischen Allergien zurück. Aussenminister Di Maio forderte eine Distanzierung der deutschen Bundesregierung von einem anti-italienischen Leitartikel der Tageszeitung Die Welt – ein Absurdum. Conte holte in seiner Pressekonferenz auch zu einem Schlag gegen jene zwei Parteichefs aus, von denen er täglich massiv attackiert wird – Giorgio Meloni und Matteo Salvini: "Le opposizioni dicono falsità, soffiano sul fuoco, aizzano un paese dove la tensione sociale e il disagio economico sono già altissimi."
Für die Rechtsausleger Giorgia Meloni und Matteo Salvini war der Auftritt des Premiers ein comizio da regime und eine "cosa mai vista nella storia della repubblica": "Benvenuti in Corea del Nord. Una cosa così è fuori dal mondo, degna di un regime totalitario."