Er ist zurück, der Alternative Rockboy aus Bruneck. Doch Patrick McGarry präsentiert sich auf seinem neuen Longplayer „Flight“ nicht als gewohnter Alternative Rocker, sondern, naseweis gesagt, je denn mehr als alternativer Alternative Rocker.

Die Songs auf „Flight“ sind verfrickelter als jene auf „Pilot“, lehnen sich mehr denn je am Progressive Rock, ja teils auch mutig am Progressive Metal an („Break These Shackles“). Dann wären da noch die vermehrt eingesetzten weiten Landscapes des Post-Rock („And So Comes The Dawn“), die schmerzempfindlichen Screamo-Passagen oder auch der gewöhnliche Alternative wie wir ihn vom Debüt „Pilot“ kennen… jedoch umschwirrt vom Indie-(Post)Rock mit Party-Note („Run“) oder mit tickender Versunkenheit in den tanzenden Indie-Landscape-Klängen („Tick Tick Tick“, einem der mit Abstand besten Songs auf dem Album).

McGarry klingt auf dem neuen Album „Flight“ wie jener Indieboy, der gerade noch ein Alternative Rocker war und nun zum alternativen Alternative Rocker wurde. Doch von Eins auf Zwei ging diese Entwicklung nicht, wie die Veröffentlichungen der Singles „Acid Rain/​Break These Shackles“, „Addicted“ und „A New Way“ sowie die EP „Your Room“ in den letzten zwei Jahren zeigten. Nicht zu vergessen, die schaurig traurige Jaines-Single „The Moon Has Risen" im spacig angehauchten Post-Rock-Flair auf welcher McGarry als Gastmusiker mitgewirkt und den Song schließlich auch auf die neue Platte genommen hatte. 

Geschrieben wurden alle Album-Songs im Laufe der letzten beiden Jahren; am Album selbst hat Patrick McGarry während den letzten zweieinhalb Jahren mit viel Feingefühl gearbeitet. Und all das hört man dem Album auch an.

Anspieltipp: „Tick Tick Tick“

Allgemeine, persönliche Ansichten von Patrick McGarry zum Album „Flight“:
 

Ich schreibe diese Einleitung, weil ich nicht bei jedem Song darauf eingehen will. (lacht) Ich würde mich oft wiederholen… 

Ich wollte auf meinem neuen Album ein sehr weites und großes Klangbild erschaffen. Ich benutze meine Lieder, um in eine andere Welt zu kommen und ich will, dass auch andere die Kopfhörer aufsetzen können und sie in eine neue Welt transportiert werden. Ich habe sehr viele verschiedene Delays und Reverbs benutzt, um das hier zu erschaffen. Ich bin stolz auf die Produktion und finde, dass ich mich um einiges verbessert habe seit dem letzten Album. Basically, the soundstage and sound „design“ of the album is very important to the idea of the songs and the album.

Dieses Lied habe ich Anfang 2023 geschrieben. Es geht um meine Reise von Amerika nach Südtirol und die Freunde, die ich dort kennengelernt habe. Es geht auch darum, wie die Zeit immer weiter geht und Dinge sich verändern. Es ist sozusagen ein Lovesong to my teenage years und die Freunde, die ich da gehabt habe. Musikalisch gesehen war ich inspiriert von Harry Styles „As It Was“, was man beim Schlagzeug und Bass raushören kann.

„Acid Rain“ ist ursprünglich am 24.04.2023 zusammen mit „Break These Shackles“ rausgekommen. Es geht um den Verlust des Vertrauens in die Liebe und die Folgen davon. Ich habe mich von der Liebe distanziert, und es war so einsam und hoffnungslos, dass es sich anfühlte, als würde ich mich vor dem Glück schützen. Das Schreiben dieses Songs war sehr therapeutisch und dadurch konnte ich langsam aus meinem Schneckenhaus herauskriechen und wieder anfangen zu fühlen. Musikalisch habe ich sehr viel Inspiration von Tool geholt, vor allem im „Breakdown“ des Liedes.

„Break These Shackles“ ist irgendwo zwischen Metal und Indie angesiedelt. Ich wollte was anderes machen und habe zu der Zeit viel Gojira gehört, was die Gitarrenriffs sehr beeinflusste. Aber ich wollte trotzdem diese Spaciness beibehalten. Im Song geht es um zwei sehr wichtige Menschen in meinem Leben und die Beziehung, die sie früher mal hatten.

„Tick Tick Tick“ ist bereits am 03.12.2022 auf Spotify gewesen, aber ich dachte mir, dass das Stück jetzt relevanter denn je ist. Die Message ist mehr oder weniger „Make love, not war“. Unser Planet stirbt und Menschen haben nichts besseres zu tun als Krieg zu führen und sich gegenseitig in die Luft zu jagen. Und ich weiß, dass es nicht so schwarz/weiß ist, wie ich gerade geschrieben habe, aber es macht mich einfach traurig, all dieses Leid zu sehen. Ich hoffe, dass wir es schaffen, noch auf die richtige Bahn zu kommen bevor wir alle wegen des Klimawandels drauf gehen.

„When Will You End?" handelt von einem familiären Vorfall, der das Leben aller Beteiligten tief beeinflusst hat. Es gab auch eine Menge anderer Dinge, die vor sich gingen, wiederkehrende Träume von einer vergangenen Zeit, in der ich nicht wusste, was ich mit meinem Leben anfangen sollte. Als ich den Song aufnahm, versuchte ich, mit dem Nikotin aufzuhören und war deshalb besonders empfindlich. Ich erinnere mich, dass mich fast jede Note zum Weinen brachte, als ich mich hinsetzte, um den Gitarrenpart aufzunehmen. All das kulminierte in einem traurigen Song. (lacht). 

Wie bei den meisten meiner Songs war das Schreiben wie eine Therapie, es hat mir unheimlich geholfen. Musikalisch wollte ich was anderes machen. Ich wollte mit LoFi-Drums experimentieren und fand dieses wirklich schöne Kit bei Superior Drummer. Der Schlagzeugsound und der Gitarrenpart ließen mich in eine neue Richtung gehen. Ich bin sehr stolz darauf, wie der Song ausgefallen ist. Das Ende des Songs entstand erst fast acht Monate nachdem ich den Song geschrieben hatte und man kann hören, dass ich in einer Pink Floyd-Phase war, als ich das Solo gemacht habe. (zwinkert)

Die Idee zu diesem Lied hatte ich vor über einem Jahr. Ich war in den schönen Wäldern von Südtirol unterwegs und hatte mein Handy mit und meine Kopfhörer auf. Meine Angstzustände stiegen und stiegen und stiegen, bis ich fast eine Panikattacke bekam. Ich nahm die Kopfhörer ab, legte das Handy weg und hörte nur noch dem Zwitschern der Vögel und dem Rauschen der Blätter zu. Ich wurde so ruhig und meine Angst verschwand völlig, und ich erkannte, wie viel Zeit wir mit unseren Telefonen verbringen und die Schönheit um uns herum nicht wahrnehmen, wir achten auf nichts. So wurde die ursprüngliche Idee geboren. 

Die Musik kam wirklich aus dem Nichts. Ich saß im Auto, als ich von einem Tagesausflug am Wörthersee zurückkam, und plötzlich hatte ich diese Musik im Kopf, sehr Bass-getrieben, groß, sehr ähnlich dem, was ich am Ende gemacht habe. Ein Großteil der Lyrics entstand während der selben Autofahrt. Es hat eine Weile gedauert, bis ich das, was ich mir vorstellte, tatsächlich umsetzen konnte. Es sind ein paar verschiedene Versionen entstanden, bevor die Version auf dem Album entstand.

Dieses „Lied“, mehr Interlude, entstand sehr sehr schnell. Ich wollte ein kurzes Instrumental fürs Album schreiben und habe das mehr oder weniger in 15 Minuten gehabt. Es heißt „The Walk From Heaven“, weil es sich für mich so anfühlt, als ginge man vom besten Nacht/Tag/Ort/Erlebnis wieder zurück ins normale Leben. Aber es gibt mir auch Gefühle von Hoffnung. It's very happy/sad! (lacht)

Dieser Song war definitiv am schwierigsten zu beenden. Der Text der ersten Strophe fiel mir eines Nachts im Sommer 2023 ein, als ich kurz vor dem Einschlafen war. Ich stand auf und schrieb ihn nieder, weil ich dachte, er sei zu gut, um ihn nicht aufzuschreiben. Der Rest des Liedes fiel mir jedoch nicht so leicht. Der Song wuchs und schrumpfte, dann wuchs er wieder, dann schrumpfte er wieder. Aber am Ende des Tages war ich so stolz auf diesen Song. Es ist der harmonisch komplexeste Song, den ich je geschrieben habe, und der Text gehört zu den besten, die ich je geschrieben habe. Der Song ist ein Liebeslied, sozusagen das Gegenstück zu „Acid Rain“.

Dieses Lied wurde am 18. September 2023 zum ersten Mal veröffentlicht. Die talentierte Jaines (Jana Lehner) schrieb dieses Lied und spielte es mir in meinem Studentenwohnheim vor. Wir nahmen sie beim Gitarre spielen und Singen auf, und sie brauchte nur zwei Takes, um das zu machen, was man auf dem Album hört. Für den Rest des Songs habe ich etwa eine Woche gebraucht, um die Aufnahmen zu beenden, aber das Abmischen hat ein bisschen gedauert bis es fertig war. Sie gab mir die Erlaubnis, den Song auf das Album zu nehmen und dafür bin ich ihr sehr dankbar. Es war ein Privileg, mit Jaines zu arbeiten.

Ich habe dieses Lied etwa im März/April 2024 geschrieben. Der Song handelt davon, dass man mit 20 Jahren nicht so recht weiß, was man mit dem Leben anfangen soll oder wohin man im Leben gehen soll. Der Song ist ziemlich schnell entstanden, er war innerhalb von zwei Monaten fertig. Ich denke, die Produktion dieses Songs ist die beste auf dem Album. Es war auch der letzte Song, den ich geschrieben und aufgenommen habe. „Flight“ soll eine Metapher für das Leben sein, und ich habe beschlossen, das Album nach diesem Stück zu benennen. Das Gitarrensolo wurde durch den großartigen David Maxim Micic inspiriert.

Dieser Song begann als reines Experiment, um mit Synthesizer-Plugins zu arbeiten, und entwickelte sich zu einem kompletten Instrumentalstück. Die Arbeit an diesem Stück hat mir wirklich Spaß gemacht, weil es mich an einen neuen kreativen Ort gebracht hat, von dem ich nicht wusste, dass ich ihn erreichen konnte. Ich wollte schon immer mit Midi-Plug-ins arbeiten, konnte es aber bis zu diesem Song nicht herausfinden. Ich habe diesen Track vor den meisten anderen Tracks fertiggestellt und vieles von dem, was ich bei diesem Song gelernt habe, in anderen Songs verwendet.