Society | Bürgerprotest

Landhausplatzdemo: Wo blieben die Italiener?

An die 500 - 600 Demonstranten fanden sich heute, Mittwoch, 12. März auf dem Platz vor dem Landtag ein, um gegen die goldenen Politikerrenten zu protestieren, viele von ihnen traten auf die Tribüne und machten ihren Gefühlen Luft. Doch italienische Wortmeldungen gab es kaum, auch unter den Versammelten nur vereinzelte italienische Protestierer.

"Jene Italiener, die auf dem Platz waren, gehörten zu uns," meint Paul Köllensperger von der 5-Sterne-Bewegung. Auch ihm sei aufgefallen, wie spärlich vertreten die italienische Sprachgruppe auf der Demonstration war, und er hat eine einfache Begründung: "Die meisten Italiener hier in Südtirol sind einfach total resigniert über die politischen Verhältnisse im Land." Obwohl es gerade jetzt einen Anlass gäbe, der querbeet und solidarisierend durch die Sprachgruppen gehen könnte, sei die Reaktion von deutscher und italienischer Seite eine völlig andere.

Das hat sicherlich mit der parteipolitischen Wahrnehmung zu tun. Die deutschsprachigen SVP-Wähler waren schockiert, als der SEL-Skandal aufgedeckt wurde, doch nicht schockiert genug, um der SVP bei den Wahlen im Oktober 2013 die Suppe gründlich zu versalzen. Es stimmt halt doch, was eine Demonstrantin auf dem Landtagsplatz sagte: "Die Südtiroler vergessen schnell." Nun jedoch, mit dem erneuten Skandal der goldenen Politikerrenten wurde das Fass dann doch voll, der berühmte Tropfen ist übergelaufen. Diese Entwicklung wurde bei der italienischsprachigen Bevölkerung ganz anders wahrgenommen, ihr Bezugspunkt, etwa der Partito Democratico oder Forza Italia hatten schon eine Weile gegen Politikverdrossenheit unter ihren Wählern anzukämpfen, bedingt auch durch die stets wechselnde nationale Situation.

"Diese Politikmüdigkeit wollen wir auch versuchen aufzufangen," sagt Paul Köllensperger, aber es fehle den Südtiroler Italienern die breite Mitte als Bezugspunkt in ihrer politischen Landschaft. "Wir werden hier sicher mehr tun müssen, vor allem wenn wir wollen, dass nicht nur die Deutschsprachigen in partizipative Projekte wie die Direkte Demokratie einbezogen werden." Köllensperger will jetzt alles daran setzen, den bereits im Landtag vorliegenden Vorschlag zur Direkten Demokratie weiterzubringen. 

Bild
Profile picture for user gorgias
gorgias Wed, 03/12/2014 - 21:35

1. Die Organisatoren haben während der Kundgebung ein Flugblatt mit 10 Forderungen verteilt. Beide Seiten waren mit den selben 10 Punkten bedruckt. Beide Seiten waren jedoch in DEUTSCHER Sprache! Man hätte wohl für die identischen Druckkosten eine Seite auf italiensich Bedrucken können. Dieses Selbstverständnis ist wohl bei den Organisatoren nicht vorhanden.
2. In der Tageszeitung von gestern war auf der Titelseite ein Aufruf für die Demo. Soweit ich weis gab es nichts dergleichen in einem italienischen Printmedium (bin mir nicht ganz sicher).

Dass sich Italiener hier nicht gerade angesprochen gefühlt haben ist zumindest zu einem Teil verständlich.

Wed, 03/12/2014 - 21:35 Permalink