810.jpeg
Foto: upi
Politics | Zoom

Pope nuggets

Der Kreuzzug etlicher Kardinäle gegen die Eröffnung eines McDonald's-Lokal am Eingang des Petersplatzes ist kläglich gescheitert
Ein Schnellimbiss nur wenige Schritte vom Petersdom entfernt ? Höchsten kirchlichen Kreisen der Heiligen Stadt kommt eine derartige Vorstellung einem Albtraum gleich. Dass sich der süssliche Duft von Burger und Pommes unter Berninis Kolonnaden mit dem des päpstlichen Weihrauchs mischen könnte, schien etlichen Kardinälen als unerlaubte Profanierung
heiliger Stätten. Als sich im Oktober das Gerücht verbreitete, die US-Kette trachte danach, im malerischen Borgo Pio ein Lokal mit  suggestivem Nahblick auf den Petersdom eröffnen, ging ein missbilligendes Raunen durch die Reihen der Purpurträger. Vor allem jener, die in oder unmittelbar neben dem historischen Palazzo wohnen, der als Schauplatz solch kulinarischen Grauens im Gespräch war. Dazu gehören die Kardinäle Versaldi, Ravasi, Castrillon Hoyos und der Präfekt der Glaubenskongregation Gerhard Ludwig Müller. Unmittelbar nebenan hatte auch Joseph Ratzinger über Jahre gewohnt.  
Im Erdgeschoss des Travertingebäudes hatte sich über Jahre eine Bank befunden. Seit geraumer Zeit stand es leer, weil sich offenbar kein Mieter fand, der die von der vatikanischen Vermögensverwaltung Apsa geforderte Summe bezahlen wollte. McDonald's zeigte sich bei der kolportierten Monatsmiete von mindestens 30.000 Euro für das 538 Quadratmeter grosse Lokal  weniger zimperlich  - zu verlockend schien die weltweit einmalige Kulisse vor der Glasfassade. 
Unter den Kardinälen war die Empörung gross. Der 81-jährige Pupurträger Elio Sgreccia sah durch den drohenden Schnellimbiss die Gesundheit der Pilger gefährdet: "E' una scelta a dir poco aberrante, per niente rispettosa delle tradizioni architettoniche ed urbanistiche di una delle piazze più caratteristiche che si affacciano sul colonnato di San Pietro, meta ogni giorno di migliaia di pellegrini. Una scelta che ignora le tradizioni della cucina romana." Sgreccias Kreuzzug wurde von einem flugs gebildeten Bürgerkomitee zur Rettung des Borgo Pio unterstützt, das auf einer Kundgebung gegen das Fastfood-Lokal protestierte:"Stravolge l'identitá artistica, culturale e sociale del rione."Dessen Präsident Moreno Prosperi klagte, das Burger-Lokal sei "ein Widerspruch zu den von Papst Franziskus vertretenen Prinzipien." Die ersehnte Audienz beim Kirchenoberhaupt blieb ihm freilich verwehrt. 
 
 
Unklar bleibt, ob demnächst der in Jahrhunderten bewährte Lehrsatz Pecunia non olet offiziell zum 11. Gebot erhoben wird.
Die Vehemenz der Auseinandersetzungen weckte Erinnerungen an 1986, als die Errichtung des ersten Schnellimbisses auf der Piazza di Spagna in der Hauptstadt eine regelrechte Revolte auslöste. 
Die gewohnt diskrete vatikanische Vermögensverwaltung freilich liess sich durch Proteste nicht irritieren. Deren rundlicher Vorsitzender Kardinal Domenico Calcagno beschränkte sich auf die lakonische Mitteilung, bei der Vermietung des Lokals sei "alles ordnungsgemäss nach Recht und Gesetz verlaufen." Auf die Frage nach Höhe der Miete übte er sich in kirchlicher Schweigepflicht.
Vor wenigen Tagen nun wurde das Burger-Restaurant eröffnet - ungeachtete aller Proteste. Der US-Konzern demonstrierte christliche Nächstenliebe und liess 1000 Cheesburger mit Apfelschnitten an Clochards verteilen.
Unklar bleibt, ob demnächst nach stattsam bekannten Geboten wie Non habebis deos alienos coram me auch der in Jahrhunderten bewährte Lehrsatz Pecunia non olet  offiziell zum 11. Gebot erhoben wird.