Culture | Frankfurter Buchmesse 2013

Alle klatschen. Es ist vorbei!

Am letzten Messetag darf verkauft werden, da wird die Messe zum Marktplatz: Feste Preise, Rabatte und Sonderrabatte für Kollegen – kein Verlag will die mehrmals durchblätterten Bücher wieder nachhause nehmen. Alles muss raus!
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Aber da alle verkaufen, tendieren die meisten Besucher zu den großen Ständen der großen Verlage. Schade eigentlich: Dabei bestünde gerade auf der Messe die Möglichkeit, mal bei kleineren, weniger bekannten Verlagen zu kaufen. Ich hab mich heute bei Milena, Assoziation A und Westend eingedeckt. Ich weiß nicht, ob der große Südtiroler Buchhändler, dessen Name ich hier nicht nennen möchte, diese Verlage führt. Ich glaube nicht.

Es waren dieses Jahr etwas weniger Aussteller auf der Messe, 7.300 sollen es gewesen sein (man sah vereinzelt leere Stände), es wurden aber etwa gleich viel Besucher gezählt, nämlich 275.342 (2012 waren es 280.000). Die Stimmung der Branche kann nach etlichen Gesprächen mit Vertretern und Verlegerkollegen als leicht optimistisch eingeschätzt werden. In Zeiten wie diesen, tut das gut. Der Kollege drei Stände weiter, meinte gar, er wäre „euphorisiert“: Drei Lizenzen habe er verkauft. Die Kollegen am Stand daneben haben heute mehr Bücher verkauft als im vergangenen Jahr. Auch wir sind zufrieden, aber nicht euphorisch.

Nun geht’s dem Ende zu. Man sitzt in seiner Koje, sieht den vorbeiziehenden Massen zu, diese wiederum blicken in den Stand, identifizieren einen aufgrund des Firmenschildes als Vertreter der Spezies homo sudtirolensis. Wie im Zoo. Doch wer ist im Käfig, wer draußen? Die Idioten, die sich die Füße platt laufen und am Stand vorbeilatschen, blicken auf die Idioten, die da den ganzen Tag sitzen und auf die vorüberziehenden Massen starren. Wer ist freier? Wer weniger idiotisch?

Aber genug der Philosophie. Ich betrachte einen Flyer mit der Aufschrift "Lyriker gesucht", der am Gang zwischen den Ständen am Boden liegt, von Tausende Füßen getreten wird, immer wieder mal kurz aufflattert, weitergeschupst wird und wieder liegen bleibt. Der Lyrik geht’s wirklich nicht gut: Man sollte sie dringend retten!

Meine Gedanken werden von einer freundlichen Stimme unterbrochen, die in vier Sprachen das Ende der Messe verkündet, doch bereits nach wenigen Worten versteht man nichts mehr: Alle klatschen. Es ist vorbei! Die letzten Besucher verschwinden, die ersten Messemitarbeiter rollen den Teppich auf, um die Ecke fährt der erste Gabelstapler, Sektkorken knallen (bei manch einem scheint es also richtig gut gelaufen zu sein), einige versprengte Besucher fliehen vor den nahenden Räumtrupps.

Wir leeren während dem Packen noch ein letztes Fläschchen, zwei volle verschenken wir an Freunde, und dann geht’s los. Auf uns warten noch sieben Stunden Fahrt.

Nächstes Jahr beginnt das Spektakel wieder neu!