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Checkliste für eigene PV-Anlage

Eignet sich mein Dach für Solarenergie? Zahlt sich die Investition finanziell aus und welche Regeln gelten? LVH-Präsident Martin Haller gibt Antworten.
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Foto: Johannes Plenio / Unsplash
Spätestens seit dem Preisanstieg der Energiekosten ist das Interesse an dem Thema Photovoltaik (PV) in Südtirol gestiegen. Martin Haller, Präsident des Wirtschaftsverbandes Handwerk und Dienstleister (LVH) und Elektrotechniker in Eppan, erklärt im Gespräch mit salto.bz, auf was es beim Kauf einer PV-Anlage ankommt.
„Als Erstes muss geklärt werden, ob sich die zur Verfügung stehende Fläche wie ein Hausdach für die Produktion von Solarenergie überhaupt eignet“, sagt Haller. Dächer müssen für genügend Sonneneinstrahlung nach Süden, Westen oder Osten ausgerichtet sein. Auch auf dem Dach befestigte Gegenstände wie Kamine oder Satellitenschüsseln spielen durch den Schattenwurf für die Energieproduktion eine Rolle. Nicht zuletzt seien ästhetische Aspekte bei der Installation zu beachten, um die Optik des Daches nicht zu stark zu beeinträchtigen.
 
 
Neben der Installation der Solarpaneele auf dem Dach muss auch ein geeigneter Standort für den Inverter gefunden werden, der meist in der Nähe des Stromzählers installiert wird und die Gleichspannung in die Wechselspannung umwandelt. Viele Haushalte entscheiden darüber hinaus, einen Stromspeicher zu installieren, um die tagsüber produzierte Energie zu einem anderen Zeitpunkt nutzen zu können. „Bei uns ist eine PV-Anlage am interessantesten, wenn ich den selbst produzierten Strom auch selbst verbrauche“, sagt Haller im Hinblick auf die aktuell niedrige Einspeisevergütung.
Der eigene Stromverbrauch sollte deshalb der Richtwert für die Größe der eigenen PV-Anlage sein. Gibt es im Haushalt beispielsweise eine Wärmepumpe oder muss ein E-Auto aufgeladen werden, steigt der elektrische Energiebedarf. „Die Wärmepumpe funktioniert bei Heizsystemen mit Niedertemperatur wie Boden, Wand- oder Deckenheizung. Bei Heizkörpern, die früher installiert wurden, ist eine höhere Temperatur notwendig. In diesen Fällen ist die Wärmepumpe weniger geeignet.“ Oft wird zeitgleich mit der PV-Anlage auch eine Wärmepumpe installiert.
Um herauszufinden, welche Investitionen sich im individuellen Fall am besten eignen, sei ein fachliches Beratungsgespräch hilfreich. „Standardlösungen funktionieren nicht für jeden gut“, so Haller. Während der vollumfängliche Superbonus 110 in Kraft war, installierten vor allem Mehrfamilienhäuser PV-Anlagen. „Zurzeit sind es vermehrt einzelne Haus- oder Wohnungsbesitzer“, sagt der Elektrotechniker. Dabei steige vor allem dann die Nachfrage, sobald die Stromrechnungen versandt werden.
 

Marktlage

 
Grundsätzlich beobachtet der LVH-Präsident und Elektrotechniker, dass dem Thema Photovoltaik nach wie vor große Aufmerksamkeit geschenkt werde. „Es gibt in Südtirol noch viel Potential. Früher war es noch kein Standard, in einem Neubau eine PV-Anlage zu installieren. Mittlerweile wird bei jedem zweiten Neubau oder auch bei der Sanierung des Dachs eine PV-Anlage mitgedacht und in der Regel dann auch installiert.“
Amortisiert werde eine PV-Anlage im Durchschnitt im Laufe von sechs bis zehn Jahren. Das hänge von der Qualität der Anlage, dem Strompreis und der Art der Finanzierung ab. „Verfüge ich über ausreichend Geldmittel, entfällt die Zahlung der Zinssätze von teilweise fünf Prozent pro Jahr. Auch die Steuerabschreibung von 50 Prozent für Private verkürzt die Amortisationsdauer.“ 
Der Fachkräftemangel stelle für die Energiewende zwar eine Herausforderung dar, aber der Andrang für die Ausbildung in Elektrotechnik sei groß. „Wir hatten in den letzten Jahren einen starken Zuwachs bei den Lehrlingen, die Elektrotechnik ist heute der größte Lehrlingsausbilder in Südtirol. Das zeigt, dass junge Menschen für das Thema eine große Sensibilität mitbringen.“
 

Rechtliche Aspekte

 
„Gerade bei Mehrfamilienhäusern muss vorab geklärt werden, in welchem Besitz das in Frage kommende Dach steht“, fügt Haller hinzu. Durch die gesetzlichen Rahmenbedingungen für Ensemble- oder Denkmalschutz sei es in Südtirol zudem oftmals schwierig, in historischen Ortskernen PV-Anlagen anzubringen. „Mittlerweile gibt es bei den zuständigen Ämtern eine große Sensibilität und sie sind sehr bemüht, gemeinsam mit dem Besitzer eine Lösung zu finden“, sagt der LVH-Präsident.
 

Wartung

 
Die meisten PV-Anlagen verfügen über eine sogenannte Fernüberwachung. Bei kleineren Anlagen können Nutzer und Nutzerinnen die Stromproduktion über eine App verfolgen. Bei größeren Anlagen werden mit spezialisierten Unternehmen Verträge abgeschlossen, die sich um Störfälle kümmern. Für die jährliche Kontrolle und Säuberung der Anlagen empfiehlt Haller die Schließung eines Wartungsvertrages mit dem Elektrotechniker des Vertrauens.