Society | Ehe
Minus 25 Prozent

Foto: upi
Im Corona-Jahr 2020 geben sich 1.687 Paare das Jawort. Das sind 24,7% weniger als im Vorjahr. Die Eheschließungsrate liegt damit bei 3,2 Hochzeiten je 1.000 Einwohner. Der Anteil der standesamtlichen Eheschließungen bleibt mit 81,4% weiterhin hoch. 2020 wurden außerdem 13 gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften standesamtlich eingetragen. Ende 2020 schienen in Südtirols Melderegistern damit insgesamt 771 nichteheliche Lebensgemeinschaften auf.
Das sind die Zahlen die das Landesstatistikinstitut (ASTA) jetzt veröffentlicht hat.
Historischer Tiefstand
In Südtirol ist die Zahl der Eheschließungen im Corona-Jahr 2020 damit auf einen historischen Tiefstand gesunken. Die Eheschließungsrate ist von 4,2 (2019) auf 3,2 Hochzeiten je 1.000 Einwohner gesunken. Das ist die niedrigste Rate der Nachkriegszeit.
Ein Vergleich der Raten mit den Regionen Italiens zeigt dennoch, dass Südtirol mit 3,2‰ immer noch an 1. Stelle liegt - deutlich über dem gesamtstaatlichen Durchschnitt von 1,6‰. Besonders negativ hat sich die Pandemie in einigen süditalienischen Regionen ausgewirkt. In Sizilien ist die Eheschließungsrate von 3,9‰ auf 2,0‰ zurückgegangen. In der Basilikata, in Kampanien, Kalabrien und Apulien hat sich die Eheschließungsrate sogar mehr als halbiert.
Im Vergleich mit den Nachbarregionen Tirol und Trentino liegt Südtirol im Mittelfeld. 2020 beträgt in Tirol die Eheschließungsrate 4,7‰, im Trentino lediglich 1,7‰.
Seit dem Jahr 2002 ist die gesamtstaatliche Eheschließungsrate von 4,7‰ auf 1,6‰ im Jahr 2020 gesunken. Obwohl Südtirol die höchste Eheschließungsrate Italiens aufweist, liegt diese dennoch deutlich unter jener Österreichs, der Schweiz und Deutschlands.
Kirche out
Wegen der Corona-Pandemie hat es im vergangenen Jahr für Hochzeitsfeiern drastische Einschränkungen gegeben. Gotteshäuser und Standesämter blieben teilweise geschlossen oder waren nur reduziert geöffnet. 2020 entscheiden sich in Südtirol nur 314 Paare (18,6%) für eine kirchliche Trauung, rund halb so viele wie im Vorjahr (600). Insgesamt ist der prozentuelle Anteil der standesamtlichen Trauungen von 73,2% im Jahr 2019 auf 81,4% im Jahr 2020 angestiegen.
Im Schnitt werden in ganz Italien mehr als die Hälfte (52,6%) der Ehen vor dem Standesbeamten geschlossen. Während in Nord- und Mittelitalien die standesamtlichen Hochzeiten fast zwei Drittel aller Eheschließungen ausmachen, bevorzugen heiratswillige Paare in den süditalienischen Regionen traditionsgemäß den kirchlichen Ritus.
In den Städten Bozen und Meran haben nur 9% bzw. 7% der Hochzeitspaare die Eheschließung vor dem Traualtar zelebriert. Die klare Mehrheit der Paare ließ sich standesamtlich trauen.
Den höchsten Anteil kirchlicher Eheschließungen ver-zeichnen im Jahr 2020 die Bezirksgemeinschaften Salten-Schlern (29,0%) und Pustertal (25,3%). Stärker traditionell geprägt bleibt das Heiratsverhalten in den ladinischen Gemeinden, wo sich 45,1% kirchlich trauen ließen.
Zunahme der Zweitehen
Laut ASTAT leben in Südtirol fast die Hälfte der volljährigen Personen in einer Ehe (48,2%). Nach Alter aufgeschlüsselt ergeben sich geschlechtsspezifische Unterschiede. In der Altersgruppe zwischen 18 und 39 Jahren sind Frauen häufiger verheiratet als Männer: 25,7% gegenüber 16,6%. In der Altersgruppe von 40 bis 64 Jahren leben 60,4% der Männer und 62,5% der Frauen mit ihrem jeweiligen Ehepartner zusammen.
Immer mehr Kinder werden außerehelich geboren. Bei 45,5% der im Jahr 2020 geborenen Kinder hatten die Eltern keinen Trauschein. 30 Jahre zuvor war das nur bei 19,0% der Fall. Mehr als die Hälfte der Paare entscheidet sich für die Gütertrennung: 2020 sind es 58,2% der Frischvermählten, während bis zum Jahr 1998 die Gütergemeinschaft die gängige Praxis war
Die Zahl der Hochzeiten zwischen Personen, die zum ersten Mal heiraten, ist in den letzten fünfzehn Jahren von 1.591 im Jahr 2005 auf 1.330 im Jahr 2020 zurückgegangen. Der prozentuelle Anteil der Erstehen fiel von 86,5% auf 78,8%.
Die Anzahl der Zweitehen hat dagegen deutlich zugenommen: Während 2005 lediglich 13,5% aller Trauungen von Paaren geschlossen wurden, bei denen mindestens ein Partner bereits vorher verheiratet war, so liegt ihr Anteil im Bezugsjahr bei 21,2%.
Es sind überwiegend Geschiedene, die ein weiteres Mal heiraten: Bei 35,6% der Zweitehen ist der Mann geschieden und die Frau ledig und in 31,1% der Fälle ist es umgekehrt, während bei 26,6% der Wiederverheirateten beide Partner schon eine Scheidung hinter sich haben. Die Quote der Verwitweten, die sich noch einmal trauten, ist viel niedriger und liegt bei 6,7%.
Das durchschnittliche Alter des Bräutigams bei der Erstheirat liegt im Jahr 2020 bei 38,2 und jenes der Braut bei 35,1 Jahren. Zwanzig Jahre zuvor waren beide Brautleute etwa sechs Jahre jünger. Der mittlere Altersunterschied zwischen Braut und Bräutigam von rund drei Jahren bleibt hingegen konstant.
771 nichteheliche Lebensgemeinschaften
Seit Anfang Juni 2016 ist es per Gesetz auch in Italien die eingetragene Lebenspartnerschaft (zwischen zwei Menschen gleichen Geschlechts) sowie die nichteheliche Lebensgemeinschaft (sowohl zwischen gleichgeschlechtlichen als auch verschiedengeschlechtlichen Partnern) geregelt.
Die eingetragene Lebenspartnerschaft zwischen Personen ist in vielerlei Hinsicht einer Ehe gleichgestellt. Die eingetragene Lebenspartnerschaft wird mittels Erklärung vor dem Standesbeamten und in Anwesenheit von zwei Zeugen begründet. Die Vermögenssituation ist, wie bei der Ehe, bereits gesetzlich geregelt. Die Lebenspartnerschaft endet mit dem Tod eines Partners oder kann einseitig oder einvernehmlich aufgelöst werden. Nach Ablauf von drei Monaten ab dem Datum der Willensbekundung der Auflösung vor dem Standesbeamten kann der entsprechende Antrag auf Auflösung eingereicht werden.
Die Zahl der nichtehelichen Lebensgemeinschaften hat seit Einführung des Gesetzes stark zugenommen. Ende 2020 scheinen in Südtirols Melderegistern insgesamt 771 nichteheliche Lebensgemeinschaften auf.
Im Jahr 2020 wurden in 13 gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften standesamtlich eingetragen (5 männliche und 8 weibliche Paare).
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