Economy | Flughafen

Der neue Flieger

Neuigkeiten für die Zukunft des Bozner Flughafens mit dem neuen Player Pro Jet: Was er Unternehmern und Hotels bieten will und warum sich die Opposition querstellt.
fly1_falcon50_kooperation.jpg
Foto: fly1

Monateweise war es auffällig still um das Thema Flughafen. Die ursprünglich noch für das vergangene Jahr angekündigte Ausschreibung des Flughafenbetreibers ABD lässt auf sich warten. Einziger Aufreger nach dem bekanntgewordenen Interesse der Handelskammer Bozen an der Führung des Flughafens war die Weigerung der Regierungsparteien, die Verlängerung der Flughafen-Piste aus dem Leiferer Bauleitplan zu streichen. Doch an diesem Mittwoch wurde der Dauerbrenner neu entfacht. Für die nötigen Funken sorgt das deutsche Unternehmen Pro Jet GmbH.  Am Donnerstag, den 1. März will es zusammen mit seinem  österreichischen Vertriebspartner Fly 1 Concepts  am Bozner Flughafen ein Flugzeug und ein Konzept vorstellen, das die Klagen vieler heimischer Unternehmer über die beschwerliche Anreise zu Geschäftsterminen und die schlechte Erreichbarkeit Südtirols zumindest in Einzelfällen lindern könnte. Von der Haustür an ihren Zielort in der ganzen Welt – und das zu Preisen, die in etwa mit jenen in der Business- oder First Class großer Fluglinien mithalten können: So lässt sich das Versprechen auf den Punkt bringen, das der Geschäftsführer von Pro Jet Michael Weber im RAI-Morgengespräch mit Gudrun Esser gab.

Tatsächlich scheint der kleine deutsche Operator, der seit Ende Jänner stolzer Besitzer eines Falcon 50 EX Dassault ist, also eines mit zehn Sitzen ausgestatteten Geschäftsreiseflugzeugs, so einiges mitzubringen, das man über viele Jahre verzweifelt für den Bozner Flughafen gesucht hat. Allen voran die Lust, die Herausforderung einer nicht ganz einfachen Lage anzunehmen: „Alles was klein, eng und schwierig ist, ist unsere Spezialität“, erklärt der gelernte Lufthansa-Pilot Michael Weber gegenüber salto.bz. Sprich: Für ihn und sein dreiköpfiges Team, allesamt auch Fluglehrer, sei der Bozner Flughafen auch „bei den schwierigsten Wetterbedingungen sicher anfliegbar“, versichert der Pilot und Geschäftsführer von Pro Jet.

Vor allem aber ist Bozen der Dreh- und Angelpunkt eines Geschäftsmodells, mit dem sich sein Unternehmen nach dem Wegfall seines ursprünglichen Business neu aufstellen will. Denn Weber, der seit mehr als zehn Jahren im Bereich Business Aviation tätig ist, hatte sein Unternehmen ursprünglich als  Managementbetrieb samt Technik für Flugzeuge auf dem russischen Markt begonnen. Mit den Sanktionen gegen Russland kam das ursprünglich blühende Geschäft dann allerdings ins Stottern – und Weber und seine Partner mussten sich einen Plan B zurechtlegen. Und der heißt: Wir bedienen als kleiner Charteranbieter genau jene schwierigen Flughäfen, die kein anderen machen kann und will – ob  Lugano, Gstaad, St.Tropez oder eben Bozen. Südtirols Flughafen soll dabei aber laut Weber auch aufgrund seiner geografischen Lage das Drehkreuz sein. „Die anderen Flughäfen sind Beigeschäft, der Hauptmarkt und jener Standort, an dem wir uns um ernsthafte Industriekooperationen bemühen, ist Bozen“, sagt Weber. Eineinhalb Jahre habe er auch in enger Zusammenarbeit mit der Flughafengesellschaft an dem nunmehrigen Konzept gearbeitet, das kommende Woche vorgestellt wird. Zugute gekommen ist dem geborenen Regensburger dabei auch seine enge Verbindung zu Südtirol, wo er als Sohn eines Bergführers im Stubaital schon seit seiner Kindheit viel Zeit verbracht hat. „Ich habe auf der Plose Skifahren gelernt“, erzählt der Pilot und Pro-Jet-CEO. Nun dagegen will er gemeinsam mit drei anderen Piloten Südtiroler Unternehmer durch die Lüfte kutschieren, aber auch zahlungskräftige Touristen ohne Umwege an ihre Urlaubsdomizile im Land fliegen.

Zwar nicht als exklusiver Anbieter. „Doch wir sind zum gegenwärtigen Zeitpunkt einfach die, die am weitesten sind“, meint Michael Weber. Äußerst offen zeigt er sich auch gegenüber einer Minderheitenbeteiligung seines Unternehmens an der Gesellschaft, die künftig den Flughafen übernehmen will. „Ursprünglich wollten wir eigentlich nur als Serviceanbieter auftreten, doch die Handelskammer hat uns gefragt ob wir Interesse an einer Beteiligung haben – und das haben wir, vor allem im Sinne einer besseren Verwurzelung in der Region“, so Weber.

Nein bleibt Nein

Wie groß das Interesse an den privaten Charterflügen tatsächlich ist, lässt sich vielleicht schon beim „Tag der offenen Tür“ am kommenden Donnerstag abschätzen, wenn das Flugzeug den ganzen Tag über begutachtet werden kann. Im Landtag lösten Schlagworte wie „Drehkreuz für private Charterflüge“ bei den Grünen, aber auch der Südtiroler Freiheit umgehend Reaktionen aus. „Diese Option wirft große umwelt- und demokratiepolitische Fragen auf. Wir erinnern ein weiteres Mal daran, dass die Bevölkerung bei der Volksbefragung 2016 ein klares NEIN zum Flughafen ausgesprochen hat“, erinnern die Grünen in einer Aussendung, in der sie auch eine Anfrage in der Causa in der März-Sitzung ankündigen.

Auch wenn der Landeshauptmann die Fragestellung anders formuliert hatte, richtete sich der politische Wille der Bevölkerung laut den Grünen „ganz eindeutig gegen den Flughafen“. Er wurde und wird als “Luxusspielzeug” angesehen, finden sie. Und sehen sich nun in ihrer Befürchtung bestätigt, dass der Airport weiter aufgepäppelt werden soll -  mit allen Nachteilen für die Allgemeinheit: 

„Ein privater Charterflug bleibt auf wenige Privilegierte beschränkt, während die Allgemeinheit davon nur Lärm und Luftverschmutzung hat. Gerade der Bozner Talkessel und das Unterland mit vielfachen Belastungen sind hier als Spielwiese für wenige Betuchte, denen die An- und Abreise von anderen Flughäfen oder mit Bahn, Auto oder Bus zu lästig ist, gänzlich ungeeignet“, heißt es.  Die Forderung der Grünen: „Wir fordern den Landeshauptmann auf, der Aussage der Bevölkerung nachzukommen und den Flugverkehr einzuschränken, nicht auszubauen. Der Wille der Bürgerinnen und Bürger ist ernstzunehmen und nicht durch erhöhten Verkehr von Luxus-, Business- und Charterflügen zu unterfliegen.“

Ganz ähnlich argumentiert Stefan Zelger von der Bezirksgruppe Unterland/Überetsch der Süd-Tiroler Freiheit. Das Flughafenbefürworter-Argument einer schweren Erreichbarkeit Südtirols sei längst von der Realität widerlegt worden, erinnert er an den Gästerekord von 32 Millionen Nächtigungen. „Die Bevölkerung hat am 12. Juni 2016 Nein zum Flughafen gesagt. Und das mit einer Mehrheit, die nicht deutlicher hätte sein können. Ein Jahr und acht Monate sind seit der Volksbefragung vergangen. Passiert ist? Nix!“, so Zelger. Das Land sei immer noch nicht aus der Betreibergesellschaft ABD ausgestiegen. „Noch immer fließt Steuergeld in die unnütze Struktur. Und noch immer bastelt die Landesregierung an der Aufwertung des Flughafens, anstatt ihn endlich zu schließen. Nichts anderes erwarten die Menschen“, so Stefan Zelger.