Society | Uni-Gesichter 4

Vom Basketballer zum Uni-Rektor

Die ungewöhnliche Laufbahn von Paolo Lugli.
Lugli, Paolo
Foto: Uni.bz
Mit der Mehrsprachigkeit war Paolo Lugli schon lange vertraut, bevor er an die Uni Bozen kam. Denn seine deutsche Frau lernte er in den USA kennen, wo er Elektrotechnik studierte. Und obwohl er mittlerweile gut deutsch spricht, unterhalten sich beide häufig auf Englisch - aus Gewohnheit.
Mit seinen Söhnen dagegen spricht der aus Carpi stammende Rektor Italienisch. Seine Berufswahl war mehrere Jahre ungewiss. Denn der fast zwei Meter große Hüne war in jungen Jahren ein leidenschaftlicher Basketballer. „Ich hatte die Möglichkeit, nach Cremona zu übersiedeln und in der obersten Liga zu spielen. Doch ich beschloss, Physik zu studieren und in der dritten Liga weiterzuspielen". Eine Entscheidung, die sich gelohnt hat. Auf das Physik-Studium in Modena folgte ein Master und ein Doktoratsstudium in den USA in Electrical Engineering. In den Folgejahren forschte und lehrte er an den Universitäten von Colorado und Tor Vergata in Rom, bevor er 2002 einem Ruf an die Technische Universität München folgte. Ein Vergleich mit Bozen macht die Größenordung deutlich:  „Ich war dort Dekan einer Fakultät, die mit 3500 Studenten so groß ist wie die gesamte Uni Bozen."  
 
 
Sich selbst Lugli beschreibt Paolo Lugli als „Rektor mit beschränkter Handlungsfreiheit": „Wir können beispielsweise kaum deutsche Professoren berufen, weil unsere Gehälter nicht konkurrenzfähig sind. Uni-Professoren genießen zudem in Deutschland einen Beamten-Status und sind daher unkündbar.
Die Dreiprachigkeit definiert er als „ständigen Balanceakt" - in der Informatikfakultät  etwa dominiert eindeutig das Englische. Ähnliches gilt für Design und Künste - mit einem Drittel Ausländer die internationalste Fakultät der Uni Bozen. Dort kommen etwa viele  Studenten aus osteuropäischen Ländern. Studenten haben vielfach Schwierigkeiten,  in der Landeshauptstadt erschwinglichen Wohnraum zu finden. Für Lugli ein leidiges  Problem: "Wie in Schwabing sollten die Wohnungsinhaber mehr Offenheit  zeigen für Wohngemeinschaften." Der Bau eines Studentenheims gehöre zu den ein vordringlichen Anliegen.
Sich selbst Lugli beschreibt Paolo Lugli als „Rektor mit beschränkter Handlungsfreiheit".
Das gilt auch für die Zusammenarbeit zwischen Universität und heimischer Industrie: „Auf diesem Gebiet haben wir große Fortschritte erzielt". Als wichtige Bereiche, die in eine neue Fakultät einfließen könnten, nennt Lugli Maschinenbau, Informatik, Robotik, künstliche Intelligenz, Informationstechnologie und Automatisierung - für all das sei der Noi-Technopark ein geeigneter Ort. Lugli: „Was wir benötigen, ist ein Campus. Wir sind noch nicht so weit, dass die Industrie direkt Mittel für die Forschung bereitstellt oder Professorenstellen in strategischen Fächern finanziert. Für ein Firmenkonsortium wäre das einfacher."
Für die Außenstellen in Brixen und Bruneck wünscht sich der Rektor mehr Sichtbarkeit. In Brixen wurde letzthin die Verleihung der Diplome auf dem Domplatz inszeniert - in Anwesenheit des Rektors. In Bruneck dagegen sucht die Universität eine intensivere Zusammenarbeit mit der Fremdenverkehrswirtschaft - auch ein Master-Studium im Bereich Tourismus steht zur Diskussion.