Society | Interview

"Keine Zeit für Erwartungen"

Leitwolf Patrick Patza Kirchler resümiert die lange geplante Ligapremiere und den Tapetenwechsel des HCP: über Derbys, Highlights und vier Jahrzehnte Fandasein.
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Foto: Fabian Leitner

Er ist so etwas wie das Gesicht des HC Pustertal, ein „bunter Hund“, wie er selber sagt. Wobei Wolf an dieser Stelle passender wäre. Doch wenn Patrick 'Patza' Kirchler, zugeschaltet aus den Katakomben der neuen Heimstätte, mit dem unverkennbaren Irokesenschnitt in die Kamera grinst, dann wird er nicht müde zu betonen, dass er Teil eines großen Rudels und Eishockey in Bruneck keinesfalls eine One-Man-Show sei. Sein Team und er blicken auf eine durchaus erfolgreiche Premierensaison in der internationalen ICE Hockey League zurück. Von unsicheren Vorlaufzeiten, dem Umzug ins frische Heim, der Rückkehr der Derbys, den Hoffnungen der Kaderschmiede und das eigene Hockeyleben. Patza zieht Bilanz über eine bemerkenswerte Zeit und wagt einen Blick nach vorn. 

 

Salto.bz: Patrick Kirchler, für den HC Pustertal endete vor ein paar Tagen die erste Saison in einer neuen Meisterschaft. Für den Verein war es aber durchaus ein langer Weg, bis eine Ligateilnahme möglich wurde.

Patrick Kirchler: Voriges Jahr im März hat es fast den Anschein erweckt, als ob wir aus dem Zylinder raus plötzlich als Überraschungskandidat für die Liga galten. Das stimmt nicht. Der Werdegang, den wir heute sehen, hat bereits 2010 begonnen, als wir uns erste Gedanken über ein neues Eisstadion gemacht haben. Jeder wusste, dass wir im alten Rienzstadion nie ein EBEL-Spiel sehen würden. Das haben uns viele Klubs und auch die Liga-Leitung immer zu verstehen gegeben. Die erste Interessensbekundung für einen Ligaeintritt haben wir 2013 deponiert, als der HC Bozen in die damalige EBEL-Liga wechselte. 2016 folgte die nächste Interessensbekundung, die jedes Mal mit großem Aufwand einhergehen. Als Vorstand brauchte man da ganz schön viel ‚palle‘, um überhaupt den Kontakt zur Liga zu halten. Letztes Jahr hieß es dann: prendere o lasciare. Nicht alle haben uns das zugetraut. Gar einige wichtige Leute in der Politik und rund um den Eishockeysport im Pustertal meinten: ‚Liebe Puschtra, das kann gewaltig daneben gehen.‘

Dass im selben Jahr der Fertigstellung der Arena, ein Platz in der Liga frei wird und wir im Bewerbungsprozess eine dermaßen gute Figur abgeben, kann man gar nicht hoch genug bewerten.

Die Vorzeichen vor dem Start des Ligabetriebs waren alles andere als positiv. Vizepräsident Helli Thaler war im Juni tödlich verunglückt, Corona weiterhin ein Thema und das Stadion zum Saisonstart noch nicht ganz bezugsfertig. Wie haben Sie diese Zeit erlebt?

Im März nach der Aufnahme standen wir noch ohne Präsidenten da und mit der Unsicherheit, ob das Stadion fertig wird. Da war also echt viel Idealismus und auch ein bisschen Verrücktheit einiger Vorstandsmitglieder dabei. Wir haben uns dann Erich Falkensteiner und Helli Thaler ins Boot geholt, was leider abrupt ein Ende nahm und tragisch genug war. Allerdings hatte sein Ableben einen Nebeneffekt: Für Helli rückten wir alle noch näher zusammen und fühlten uns noch mehr in der Pflicht, alles positiv über die Bühne zu bringen. Organisatorisch mussten wir uns neu aufstellen, neu erfinden, neues Personal einstellen. Da waren plötzlich Energien und Synergien frei geworden den Sommer über. 

Auch sportlich standen einige Veränderungen ins Haus…

Bei der Mannschaftszusammenstellung durch Sportdirektor Patrick Bona und Ex-Coach Luciano Basile haben wir gemerkt, dass der HCP ein unbeschriebenes Blatt ist. Bona und sein Staff haben dann aber aus der Not eine Tugend gemacht. Spieler wie Tomas Sholl oder Jakob Stukel waren keine Wunschkandidaten. Jeder träumte von Ex-KHL- und NHL Spielern. Auch wir waren nicht auf der Wunschliste der Spieler, aber zuletzt ist die Rechnung doch aufgegangen. Wir haben eine Nische gefunden und einige Glückstreffer gelandet auf dem Transfermarkt. 

 

Uns kannte niemand; das wird sich nun wohl ändern. Ich denke, dass wir jetzt nach einem Jahr schon einen gewissen Ruf haben. Dass wir ein seriöses Management haben und ein aufstrebender Verein sind, wird uns in Zukunft bestimmt helfen bei der Spielersuche. Gleichzeitig mussten wir leider auch altgediente Spieler verabschieden im Sommer, die den Sprung nicht schaffen würden. Das war ein schwieriger Moment für den Verein.

Was waren schlussendlich Ihre Erwartungen an das neue Abenteuer?

Wir hatten gar nicht wirklich Zeit, Erwartungen zu haben, weil wir dermaßen im Tagesgeschäft und von Woche zu Woche gelebt haben. Das Ziel war aber von Anfang an, unter die ersten Zehn zu kommen. Nur nicht vorzeitig ausscheiden. Es herrschte jedoch etwas Unsicherheit, ob die Mannschaft kompetitiv ist.

Die letzten Wochen im Rienzstadion waren emotional und ‚bärig‘, gleichzeitig war der Umzug aber eine große Belastung. Das war schon Wahnsinn, was da geleistet worden ist und nur dank der Mithilfe von 70 bis 80 Personen möglich, wirklich eine Meisterleistung.

Ein Moment, der dem Verein gutgetan hat, war der Auftaktsieg in Bratislava am ersten Spieltag, weil wir im Vorhinein nicht wussten, ob wir vielleicht zehn zu null auf den Deckel bekommen. Aber zuletzt ist ein Sieg daraus geworden. Das war wirklich ein AHA-Moment, wo wir in einer riesigen Hauptstadt, in einem riesigen Stadion gegen einen namhaften Klub gewinnen konnten.

Nach einem ordentlichen Start, fanden sich die Wölfe im November nach zehn Niederlagen in Folge dennoch im Tabellenkeller der ICE Hockey League wieder. Es kam zu einem Wechsel auf der Trainerbank, der Finne Raimo Helminen übernahm die Geschicke vom glücklosen Luciano Basile. Ab dann folgte eine beispiellose Aufholjagd. Woran mag das gelegen haben, allein am neuen Coach?

Natürlich kann man da den Trainerwechsel nicht außer Acht lassen. Das war der springende Punkt, ab dem die Mannschaft zu funktionieren begann. Allerdings haben wir damals auch nachgerüstet mit Greg Carey und Max Gerlach. Die Mannschaft hat ein anderes Gesicht bekommen, vor allem im Angriff. Zudem muss man sagen, dass es oft einfach eine mentale Geschichte ist. Wenn es läuft, dann läuft es. Oft gelangen Spiele, wo wir schlecht spielten und trotzdem in letzter Minute siegten, wie in Bozen. Auch gegen Laibach am Stephanstag haben wir innerhalb von 2 Minuten aus einer Niederlage einen Sieg gezaubert. Bei den Spielern hat es Klick gemacht, es ist ein Ruck durch die Mannschaft und die Fanszene gegangen. Die Folge war ein Lauf, der uns bis auf Platz fünf hievte und bis zum Viertelfinale andauerte.  

Auch wenn Basile als Trainer gescheitert ist, muss man ihm auf jeden Fall zugutehalten, dass er uns im Sommer sehr geholfen hat, die Mannschaft zusammenzustellen und uns beim Schritt von der AHL in die ICE begleitete. Von außen zählen die nackten Resultate, er hat aber wertvolle Arbeit geleistet.

Da musste man sich allerdings den Ungarn aus Fehervar recht deutlich geschlagen geben. Warum hat es in den Playoffs nicht gereicht?

Im Viertelfinale haben wir ein bisschen Lehrgeld bezahlt. Vielleicht spiegelt der fünfte Platz auch nicht unbedingt wider, dass wir die fünftbeste Mannschaft in der Liga hatten. Fehervar hat uns jedenfalls die Grenzen aufgezeigt. Ein Grund war bestimmt – und das meint auch der sportliche Leiter Bona – die viele Energie, die wir in die Aufholjagd gesteckt haben. Wenn ich allein an die Serie an Auswärtsspielen denke im Februar (in Klagenfurt, Villach, Ljubljana und Znojmo; A.d.R.), die uns den 5. Platz gesichert, gleichzeitig aber unglaublich viel Kraft gekostet hatte. Dass da ein Leistungsabfall kommt, war beinahe zu befürchten, auch wenn man es nie wahrhaben möchte.

Nach mehrjähriger Abstinenz gab es zur Freude der Fans in der abgelaufenen Saison wieder Südtiroler Derbys gegen den HC Bozen zu bestaunen. Hat es Sie überrascht, dass der HCP schlussendlich nicht nur in der Derbyserie die Oberhand hatte, sondern auch die Saison insgesamt besser abschloss, als die Füchse?

Die Eishockeygeschichte zeigt uns, dass mit Bozen immer zu rechnen ist. Ich habe bis zum 0:7 der Bozner gegen Klagenfurt in den Pre-Playoffs immer daran geglaubt, dass Bozen noch ins Finale kommen kann. Die Qualität war da und Bozen ist schon öfters aus unberechenbaren Situationen heraus Meister geworden. Es wäre ein Fehler gewesen, Bozen abzuschreiben. Kein Insider hat wirklich geglaubt, dass Bozen so frühzeitig ausscheidet. Die wären zu allem im Stande gewesen, auch das Feld von hinten aufzurollen.

Viele Schicksalsschläge, wie das Ableben von wichtigen Vorstandsmitgliedern und Spielern, Rückschläge wie die verlorene Finals und der lange Weg zur Arena pflastern die Geschichte der Wölfe. Bedenkt man, welchen Weg der Verein gegangen ist, dürfen alle Mitwirkenden ruhig ein bisschen stolz sein.

Zuletzt war es sicher eine Überraschung, das Pustertal nicht ganz unverdient vor Bozen gelandet ist, aber es war ungefähr dem Saisonverlauf entsprechend und die Derbys ein Spiegelbild der Tabelle. Für unsere Anhänger, für alle, die länger dabei sind, war das ja purer Balsam auf die Seele. Ich denke aber, dass der HC Bozen sicherlich nichts unversucht lassen wird, um das wieder umzudrehen nächstes Jahr. Sie werden sich das nicht noch einmal bieten lassen. Dem Eishockey in Italien kann diese Rivalität nur guttun.

Vom guten Auftakt, über die lange Durststrecke bis hin zu siegreichen Derbys. Es war also eine Spielzeit mit einigen Höhen und auch Tiefen. Was war Ihr persönliches Saisonhighlight?

Im Grunde war die ganze Saison übersäht mit Highlights. Mein persönliches Highlight war innerhalb kürzester Zeit zweimal in Kärnten zu gewinnen im Februar. Ich hätte es nie für möglich gehalten, Stadthalle und Messehalle innerhalb von 48 Stunden zu entzaubern. Gleichzeitig sind wir dem Saisonziel ein gutes Stück nähergekommen. Für die meisten Fans werden es aber wohl die Siege gegen Bozen gewesen sein.

 

Mit dem Debüt in der ICE, ging auch der Einzug in die neue Spielstätte einher. In Österreich mitunter als „Schmuckkästchen“ bezeichnet, ist das neue Eisstadion in Bruneck bei manchem im Tal angesichts der erhöhten Baukosten doch auch in die Kritik geraten. Es wäre teuer, überdimensioniert, unverhältnismäßig, heißt es unter anderem. Was entgegnen Sie dieser Kritik?

Die Intercable Arena besteht nicht nur für den HC Pustertal, auch wenn er im Fokus und nach außen hin das Aushängeschild der Arena ist. Es geht um einen sozialen Treffpunkt, um Jugendsport, der in den letzten Jahren eh auf der Strecke geblieben ist, es geht um Eiskunstlauf, um Schulsport, um Breitensport und Publikumslauf. Die Nutzung der Arena ist dermaßen breit gefächert, dass es vollkommen falsch wäre, jetzt den HC Pustertal da allein hinzustellen als Nutznießer. Allen zusammen muss es eine Aufgabe sein, die Arena bestmöglich, nachhaltig und langfristig zu nutzen und so vielen Menschen wie möglich zugänglich zu machen. Wenn die Arena dann jetzt langsam in den Mittelpunkt der Stadt rückt, wird die Kritik auch weniger werden.

Der HCP hat – zusammen mit dem HCP Junior -  eine zentrale soziale Aufgabe und Rolle im Pustertal und darüber hinaus. Die Wölfe-Familie bietet aktiven Sport für Kinder, Resultate für die Medien, Unterhaltung für die Familien, Emotionen für die Fans. Alles Dinge, die in den letzten Jahren der Pandemie sehr gelitten haben.

Sie sprechen mit der Jugendarbeit einen durchaus wichtigen Punkt an. Vor allem der Fußball und andere Wintersportarten machen dem Eishockey lokal ordentlich Konkurrenz. Zudem hat die Pandemie die Sportvereine und ihre Jugend sehr in Mitleidenschaft gezogen. Sieht sich der HCP im Bereich Jugendförderung für die nächsten Jahre gerüstet? 

Der HCP Junior hat bereits im Rienzstadion auch in Sachen Jugendarbeit, sprich Kabinen- und Eiszeiten, eingeschränkt, aber unter den Voraussetzungen dennoch sehr gut gearbeitet hat. Da steht jetzt eine große Zukunft bevor. Allein die 60-70 Neueinschreibungen bei dem sogenannten learn to play-Programm, also bei den ganz kleinen 5 bis 9-Jährigen, haben Rekorde geschlagen. Dass es da jetzt natürlich Geduld und viel harte Arbeit braucht und dass der HC Pustertal Junior da wunderbare Chancen vorfindet, steht außer Frage. Irgendwann wird wieder der nächste Pusterer Einheimische gefordert sein, in den Kader zu kommen.

Ein oft gehörter Kritikpunkt in sportlicher Hinsicht, der nicht nur den HCP, sondern auch den HCB betrifft, sind eben die wenigen einheimischen Cracks, die gut genug für die ICE Hockey League seien.

Unter den ganzen ICE-Hockey-League-Vereinen und schon allein gegenüber der Landeshauptstadt sind wir eh gesegnet mit ein paar Spielern, die aus dem eigenen Nachwuchs den Sprung in die Liga geschafft haben. Armin Hofer, Daniel Glira, Ivan Althuber, Simon Berger, Lenny Hasler und Hannes Stoll. Wir haben jetzt schon mehr hausgemachte Spieler, als die meisten ICE-Hockey-League-Vereine. Aber das Ziel muss natürlich sein, diese Basis noch breiter zu machen.

Wie kann das gelingen?

Es wäre vermessen zu glauben, jeder zweite Jugendspieler bekomme plötzlich die Chance auf die ICE Hockey League. Aber ein großer Mehrwert sind natürlich die zweiten Mannschaften, wo schon mal doppelt so viele Plätze zur Verfügung stehen. Dann wird die Abschaffung des Punktesystems in der Liga mit sich bringen, dass mehr Kaderplätze für Einheimische bereitgestellt werden müssen und gerne dürfen. Die Südtiroler Nachwuchsspieler haben jetzt vielleicht einen Motivationsgrund mehr, da es mit Bruneck eine zusätzliche Anlaufstelle gibt, um den Sprung zu schaffen.

Wir gehen ins letzte Interview-Drittel. Nach der Saison ist vor der Saison, die Gerüchteküche brodelt bereits, was die Kaderplanung für die kommende Spielzeit anbelangt. Leistungsträger wie Goalie Sholl, Verteidigungschef Willcox und Stürmer Bardaro wurden bereits verlängert. Welche weiteren wichtigen Weichenstellungen kommen auf den Verein in den nächsten Wochen und Monaten zu?

Da wird ganz viel parallel gearbeitet vom Sportdirektor Bona. Die Weichenstellung erfolgte schon während der Regular Season, jetzt gilt es diese in den nächsten Wochen umzusetzen. Die sportliche Leitung hat natürlich schon ab Weihnachten Gespräche geführt. Manches ist schon schwarz auf weiß. Es gibt ein paar mündliche Abmachungen und jetzt kommt die Zeit, wo wir Nägel mit Köpfen machen. Ab jetzt wird es wahrscheinlich wöchentlich zu Unterschriften kommen.

Die sportliche Leitung wird die eine oder andere schwere Entscheidung zu treffen, gleichzeitig aber immer ans Gesamtkonstrukt der Mannschaft zu denken haben.

Wir haben keinen Zeitdruck, vor allem weil es eine relativ klare Strategie gibt, wie die Mannschaft nächstes Jahr aussehen soll. Nicht unbedingt die Namen, aber wie viele Ausländer, wie viele Verteidiger und Stürmer werden wir sehen, wer von den Einheimischen bleibt. Ziel wird sein, eine Mannschaft zusammenzustellen, die durch Charakter besticht.

In einschlägigen Foren wird ja über eine Rückkehr von Ex-Coach Stefan Mair an die alte Wirkungsstätte sinniert. Kann man nun noch mit einer Verlängerung des finnischen Erfolgstrainers Raimo Helminen rechnen?

Die Erstellung des Trainerstabes hat Priorität. Aber da ist noch nichts spruchreif und wird es auch die nächsten Tage nicht sein. Heißt aber nicht, dass wir bestimmte Verträge nicht dennoch verlängern können. Jene von Anthony Bardaro ist fix, kommende Woche wird es die nächsten Verlautbarungen geben. Raimo Helminen hat sich hier sehr wohlgefühlt und er hat uns durch die Bank gelobt als gut geführten Verein. Natürlich gefällt es einem Finnen im sonnigen Südtirol besonders gut. Er hat mehrfach betont, dass er die Zeit sehr genießt und bleibt jetzt auch als einer der wenigen, die keine Eile hatten, heim zu fahren, noch etwas länger hier. Wir hoffen aber, dass wir bald schon etwas mitteilen werden können.

Sie sind jetzt seit 40 Jahren ein Eishockeyfanatiker. Inwiefern hat sich Ihr Blick auf den Sport in dieser Zeit verändert?

Als kleiner Bub habe ich mit Schal, Fahne und unglaublichem Enthusiasmus dem EV Bruneck zugeschaut. Später habe ich das Hardcore-Fan-Dasein umgesetzt, 1990 den Fanclub gegründet und als Groundhopper fünfzehn Jahre lang die verrücktesten Auswärtsfahrten erlebt. Schließlich kam 1997 der Eintritt in den Verein als Pressesprecher, noch mit Schreibmaschine und Fax. Im Herzen werde ich immer ein Fan bleiben und werde mein schwarzgelbes Herz und meine Passion für das Hockey nie ablegen. Wenn man jedoch als Vereinsvorstand mitverantwortlich ist was Budgets, Hintergrundarbeit oder sportliche Misserfolge anbelangt, natürlich ändert sich da ein wenig die Sichtweise. Nicht immer kann ich das Hockey noch so genießen, wie als Fan. 

Als Bub ein Fan, dann also als Teenie Rudelführer des Fanclubs und Groundhopper mit ewig viel Zeit als Schüler. Heute fehlt die Zeit, aber ich wäre immer noch der Typ dafür.

Norbert Dall'O hat das mal als „Business-Modell Patza“ bezeichnet. Im Grunde bin ich ‚Fanat‘ und Fan, ein bunter Hund und Weltenbummler, fahre jedes Jahr zur WM. Auf der anderen Seite bin ich Vorstandsmitglied und jeden Tag seit 20 Jahren im Eisstadion. Diese Multirolle ist in mich hineingewachsen, aber ich kann sie nicht genau beschreiben. Wenn mich jemand fragt, was ich eigentlich mache in meinem Leben, kann ich nicht immer ganz genau zwischen Beruf und Berufung unterscheiden. Natürlich bin ich immer im Auftrag der Wölfe unterwegs, vielleicht als so etwas wie das Gesicht des Vereins. Aber da es gibt ja viele weitere, das wäre ungerecht gegenüber allen anderen, wenn das alles auf mich projiziert wird. Ich möchte vermeiden, dass das als One-Man-Show dargestellt wird.

 

Sie sind zudem noch Betreiber des Stadionrestaurants Go West, Sprecher und Entertainer auf dem Eis, sowie leidenschaftlicher Sammler von Hockeydressen. Können Sie sich vorstellen, in absehbarer Zeit kürzer zu treten, was das Hockey anbelangt?

(Lacht) Die Frage wird sich nicht stellen. Ich wüsste nicht, wie das ausschauen würde. Fakt ist, dass ich im Tagesgeschäft weniger zu tun habe, weil wir jetzt im Büro zwei Festangestellte haben und auch in anderen Bereichen des Vereins besser aufgestellt sind. In der Alps Hockey League war es oft so, dass ich der Ansprechpartner für alles war. Die Zeiten sind vorbei. Wir sind jetzt sehr professionell aufgestellt und meine Arbeit im Verein ist dadurch tatsächlich weniger geworden. Ich bin also in irgendeiner Weise schon etwas kürzergetreten, weil die Arbeit im Stadionrestaurant mich zudem schon mehr gefordert hat, als die gesamte Bandbreite an Aufgaben rund um das alte Stadion. Ich muss meine Energie also da reinstecken zurzeit.

Was wünschen Sie sich in Zukunft vom Brunecker Eishockey?

Ich genieße derzeit das super Image und die super Position, die wir haben. Es ist eine große Genugtuung, den HCP dort zu haben, wo er jetzt ist. Man wäre fast geneigt zu sagen, wenn es so weiterginge, dann könnte ich gut damit leben. Aber das bedeutet Stillstand und dieser wäre wieder gefährlich. Ich wünsche mir aber, dass wir weiterhin in der Liga bestehen und für positive Schlagzeilen sorgen können.