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Prämien fürs Wegschauen

Südtirols öffentliche Marketinggesellschaft wird wie ein Kaninchenzüchterverein geführt. Ein Blick hinter die Hochglanz-Fassade offenbart erschreckende Schwachstellen.
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Foto: IDM
Am späten Dienstagnachmittag vergangener Woche bekamen die Bediensteten der IDM plötzlich eine überraschende Einladung. Am nächsten Tag um 14 Uhr sollte IDM-Präsident Hansi Pichler den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in einem internen Meeting die Zukunft des Unternehmens erläutern und die Verlängerung der Aufträge der Führungskräfte bekannt geben. „Es war eine Art Good-News-Veranstaltung“, sagt einer, der am vergangenen Mittwoch dabei war.
Schaut man sich aber den eigentlichen Grund dieser überstürzt einberufenen internen IDM-Informationsveranstaltung an, so muss man sich an den Kopf greifen.
 

Die Landtagsanfrage

 
Ausgangspunkt ist der Südtiroler Landtag. Im November 2022 bringt Paul Köllensperger einen Beschlussantrag ein, mit dem die IDM neu ausgerichtet und die Zuständigkeiten aufgeteilt werden sollten. Für den Tourismus soll die SMG wieder aktiviert werden. Die Export-Aktivitäten und das Agrarmarketing sollen an die Handelskammer gehen und alle mit Innovation verbundenen Projekte im NOI Techpark zusammengefasst werden. Völlig überraschend wird der Team-K-Antrag zur Zerschlagung der IDM vom Landtag mit 16 Ja und 15 Nein-Stimmen angenommen.
Seitdem tut man innerhalb der Landesregierung so, als wäre nichts gewesen. Und auch in der IDM spielt man Vogel Strauß.
 
 
 
Auch deshalb hat Paul Köllensperger in der März-Landtagssession eine Anfrage in der aktuellen Fragestunde nachgeschoben. Der Team-K-Chef wollte in Erfahrung bringen, wie es mit der Verlängerung des Arbeitsauftrages für den IDM-Direktor und die Führungskräfte ausschaut.
Vergangenen Woche wurde die schriftliche Antwort von Landeshauptmann Arno Kompatscher zugestellt. Demnach hat der IDM-Verwaltungsrat bereits am 6. Dezember 2022 beschlossen, die Führungsaufträge des Direktors und der Abteilungsdirektoren „Business Development“ und „Marketing“ für weitere 4 Jahre zu verlängern. Auch alle anderen Arbeitsverträge wurden auf unbestimmte Zeit verlängert.
Was den Umbau der IDM betrifft so bleibt der Landeshauptmann in seiner Anwort äußerst vage. „Inwiefern das Statut der IDM abgeändert wird, hängt vom Ausgang des derzeit laufenden Analyseprozesses ab“, schreibt Kompatscher in seiner Antwort. Diese Analyseprozess soll noch in diesem Frühjahr abgeschlossen werden.
 

Fehlende Kommunikation

 
Nach der Veröffentlichung der Kompatscher-Antwort wurde am vergangenen Dienstag die Leiterin der Dolomiten-Wirtschaftsredaktion Sabine Gamper bei Hansi Pichler vorstellig und befragte den IDM-Präsidenten zur Zukunft der IDM.
Erst jetzt scheint der IDM-Führung klar geworden sein, dass man die eigenen Mitarbeiter nicht über die Vertragsverlängerungen des Spitzenmanagements informiert hat. Die IDM-Belegschaft würde es damit aus der Zeitung erfahren.
 
 
 
Das ist der eigentlichen Grund, dass man in aller Eile für den Mittwoch-Nachmittag eine interne Informationsveranstaltung einberufen hat. Dabei geht der Notfallplan aber nicht auf. Denn bereits am Mittwochmorgen erscheint in den Dolomiten der Artikel mit dem Titel „Wie geht es mit der IDM weiter?“. Dort steht das, was Hansi Pichler dann am Nachmittag auch der Belegschaft erklärte.
Wir sind Fachleute in der Kommunikation“, ärgert sich eine IDM-Mitarbeiterin, „aber wenn es um IDM Interna geht, sind wir die Letzten, die etwas erfahren“.
 

Saftige Prämien

 
Dass die unbefristeten Vertragsverlängerungen für die Führungsspitze - trotz des bevorstehenden grundlegenden Umbaus der IDM - mehr als nur lukrativ sind, zeigt ein Blick auf die Entschädigungen.
IDM-Direktor Erwin Hinteregger hat am 1. April 2019 seinen Job angetreten. Im Jahr 2019 bekam er ein Bruttogehalt von 147,857.12 Euro und eine „Ergebniszulage“ von 15.000 Euro. 2020 waren es 196.947,47 Euro und die Ergebnisprämie steigt auf 20.000 Euro an. Auch 2021 hat der IDM-Direktor eine 20.000 Euro Prämie bekommen. Dazu ein Bruttojahresgehalt von
199.318,21 Euro. Mit 220.000 Euro gehört Erwin Hinteregger damit zu den Topverdienern in der öffentlichen Verwaltung.
 
 
 
Aber auch in der zweiten IDM-Reihe lässt sich leben. IDM-Finanzchef Andrea Zabini verdiente 2019 116,921.68 Euro plus 10.000 Euro Ergebniszulage. Ein Jahr später waren es 117.410,20 € plus 10.000 Euro Prämie und 2021 117.468,24 Euro plus einer 10.000-Euro-Prämie.
Seit dem 13. Februar 2019 leitet Vera Leonardelli die Abteilung „Bussines Devolpment“. 2019 erhielt sie ein Bruttojahresgehalt von 98,457.72 Euro und eine Prämie von 8,821.92 Euro. 2020 waren es insgesamt dann 121.168,91 Euro und 2021 121.993,5.
Wolfgang Töchterle übernahm am 25. März 2019 die Leitung der IDM-Abteilung Marketing. 2019 erhielt er 84,924.57 Euro an festem Gehalt und 7,726.03 Euro als Ergebniszulage. 2020 waren es 121.661,85 Euro und 2021 121.184,50 Euro.
In diese Gehaltsklasse bewegt sich auch Stephan Wenger. Der Leiter der Abteilung „Agrar“ hat 2020 insgesamt 106.977,94 Euro verdient. Ein Jahr später waren es 107.247,03 Euro.
Auffallend dabei: Alle Ergebniszulagen wurden jährlich voll ausgezahlt. Nur Stefan Wenger musste sich 2021 mit einer Prämie von 5.000 Euro begnügen.
 

Lasche Transparenz

 
Alle diese Zahlen stammen aus dem Transparenz-Bereich der IDM-Homepage. Laut den geltenden Transparenzbestimmungen müssen alle öffentlichen Körperschaften und Gesellschaften nicht nur die Entschädigungen, sondern die Inhaber von Führungsaufträgen auch ihre Ämter und Entschädigungen in öffentlichen und privaten Körperschaften angeben.
 
 

Die IDM war mit diesen Veröffentlichungen lange Zeit säumig. Inzwischen hat man das nachgeholt und alle dem Gesetz entsprechenden Angaben auf der Unternehmen-Homepage veröffentlich. Auf Unterlassungen oder Falschangaben stehen saftige Geldstrafen.
Wie ernst man diese Veröffentlichungen in der IDM aber nimmt, zeigt sich am Fall Stephan Wenger. Der Leiter der Abteilung Agrar veröffentlicht seit 2 Jahren eine Eigenerklärung, dass er keine Ämter in öffentlichen und privaten Körperschaften bekleidet und folglich auch keine Bezüge erhält.
 
 
 
Dabei sitzt der Terlaner Manager seit 2017 im Verwaltungsrat der Raiffeisenkasse Etschtal. Wenger hat dieses Amt auch aktuell noch inne. Laut Vorgaben des Raiffeisenverbandes erhält ein Verwaltungsrat in einer Bank wie der Raika Etschtal eine jährliche Vergütung von 5.000 bis 8.000 Euro und Sitzungsgeld von 150 bis 220 Euro.
Um darauf zu kommen, bedarf es nur einer schnellen Internetrecherche. Denn Stephan Wenger gibt dieses Amt sogar selbst in seinem LinkedIn-Eintrag an.
Doch das Wegschauen gehört anscheinend an der IDM-Spitze zum Arbeitsprofil.
 
 
 
 
 
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Josef Fulterer Sun, 04/02/2023 - 17:40

In reply to by Dietmar Nußbaumer

Für die eigenen Bezüge (... teils ohne Steuern!), "die rund um die Uhr schuftenden leitenden Angestellten" und "den mit Luxus-Renten vegetierenden EX-Politikern," der Zustimmung von Deeg & Renzler, sowie den Stimmen der Opposition, hat die Landesregierung den Wertverlust des Geldes richtig erkannt.
Warum gilt nicht gleiches Maß auch für alle Mitarbeiter?

Sun, 04/02/2023 - 17:40 Permalink