Economy | Tourismus

Gästekarten: Eine Touristen-Subvention?

Werden die Gratis-Fahrten der Urlauber mit den öffentlichen Verkehrsmitteln vom Land subventioniert? Eine Landtagsanfrage gibt Aufschluss.
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Foto: IDM
Dass die Touristen in Südtirol mit einer Gäste-Karte kostenlos die öffentlichen Verkehrsmittel benützen können, stößt bei den Südtiroler Bürgern bisweilen auf Unverständnis. Von Subventionen aus öffentlicher Hand ist die Rede, während Einheimische angeblich dieselben Leistungen voll bezahlen müssen. Tatsächlich? Die Beantwortung einer Landtagsanfrage, die der Team K-Abgeordneten Alex Ploner an Landesrat Arnold Schuler gerichtet hat, gibt Aufschluss – wobei Überraschendes zutage tritt. Im Schreiben teilt der Tourismus-Landesrat mit, dass in Südtirol 17 unterschiedliche Gästepässe ausgegeben werden und den Touristen damit in fast allen Gemeinden ein Angebot zur Verfügung steht, wobei dieses allerdings zum Teil saisonal bedingt ist und nicht in allen Betrieben angeboten wird. Alle Pässe laufen dabei über das gleiche System. Keine Gästekarten werden im Gadertal (Abtei, Corvara, Enneberg, St. Martin in Thurn und Wengen), in den Gemeinden Lüsen, Schnals, in welcher eine eigene Verkaufs-Gästekarte angeboten wird, Aldein, Waidbruck, Altrei und Truden ausgegeben.
 
 
 
 
Wie Schuler erklärt, werden die Kosten für die Gästekarten zur Gänze von den Gastbetrieben getragen, und zwar über die direkte Rechnungslegung des Tourismusvereins an die Betriebe. Nicht bekannt seien die Kosten, die auf Landesebene entstehen, denn diese müssten von den zuständigen Ressorts erst erhoben werden. „Indikativ kann man sagen, dass direkte Kosten für das Land in sehr geringem Maße entstehen, da alle Kosten wie beispielsweise Leistungen der Mobilität, Museen, Kartendruck, Systemkosten, Verwaltung, Flyer und anderes mehr auf die Gästekarten umgelegt werden“, so Schuler. Auf die Frage von Alex Ploner, wie man breite Subventionen für Touristen vertreten könne, wenn Einheimische für dieselben Leistungen voll bezahlen müssen, erklärt der Tourismuslandesrat, dass die Gästekarten nicht subventioniert werden, sondern es sich dabei um ein anderes Tarifmodell handelt.
 
Der Deckungsbeitrag für die öffentliche Mobilität über die Gästekarten ist höher ist als über andere Tarifmodelle.
 
„Der Beitrag der Unterkunft pro Gast und Nacht erscheint zwar unverhältnismäßig günstig, wenn man es pro Gast betrachtet. Diese Betrachtung ist allerdingts nicht korrekt, da die Unterkunftsbetriebe pauschal für jeden Gast und jede Nacht bezahlen, unabhängig davon, ob der Gast die Dienstleistungen nutzt“, so Schuler. Die effektiven Nutzungsraten würden dabei sehr stark zwischen den einzelnen Gebieten und Betrieben variieren. Bei Vergleichen zwischen den Tarifmodellen habe sich jedoch herausgestellt, dass der Deckungsbeitrag für die öffentliche Mobilität über die Gästekarten höher ist als über andere Tarifmodelle. Zusätzlich entfalle für die öffentliche Hand jeder Aufwand im Verkauf und in der Beratung der Fahrgäste.
„Im Sinne der Nachhaltigkeit ist es ein Ziel, die Gästekarten flächendeckend in Südtirol anzubieten, um den Gast vom privaten Verkehr auf den ÖPNV zu bringen. Zweifelsohne bedarf es dafür auch Verstärkung einzelner Linien, wodurch allerdings auch wieder die lokale Bevölkerung durch ein besseres ÖPNV-Angebot profitiert. Umfragen haben ergeben, dass ein solches Mobilitätsangebot ein sehr starkes Argument für Gäste ist, das eigene Auto im Urlaub stehen zu lassen. Dies wiederum ist die Voraussetzung für eine Anreise mit der Bahn“, so Schuler abschließend.