Society | Altkatholisch? - Aus Liebe trotzdem katholisch

Das tiefe Durchatmen der Aktiven

Manchmal werden rom-katholische Aktive neidisch, wenn sie merken, wie normal manches bei den Altkatholiken ist.
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Erzählt man in Südtirol von der Synode der Altkatholischen Kirche Österreichs in Klagenfurt, dann merkt man, wie selbst gestandene und engagierte Aktive unserer römisch-katholischen Schwesterkirche durchatmen. Dieses Durchatmen erfolgt dann, wenn ich erzähle, dass einer unserer Priester mit seinem Lebenspartner gekommen ist, oder dass ein Priester, der für den Synodalrat kandidiert hat, sich mit einem Bild seiner Familie vorstellte. Als die Frage kam, wo ist die Frau auf dem Bild, hat er berichtet, dass er geschieden sei und eine neue Partnerin habe. Er wurde gewählt.

Das Durchatmen ist kein Entsetzen, dass die Altkatholiken so sittenlos sind, sondern ein Zeichen, dass sie verstanden haben: unsere Kirche setzt sich mit der Realität heutiger Lebensgestaltungen ganz anders auseinander. Verschiedene Lebensentwürfe werden in ihrer Vielfalt wahrgenommen. Brüche im Leben werden akzeptiert. Die altkatholische Kirche ist Lebensraum in Verschiedenheit unter dem einenden Band der Liebe. Das ist es, worum uns Rom-Katholiken beneiden.

Die Synode in Brixen hat Dinge angemahnt, die für uns Altkatholiken selbstverständlich sind. Integration von Wiederverheirateten, Akzeptanz von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften, Frauen im Weiheamt ...

Alles Dinge, die auch ein wohlmeinender Bischof, wie Ivo Muser, sich anhören aber nicht offiziell gutheißen oder gar propagieren kann. Der Vatikan als Zentrale hat eine andere Meinung. Bischof Muser ist Mitglied der Familiensynode, da kann er jetzt nicht über die Stränge schlagen. Er ist an seinen Eid gegenüber dem Papst gebunden. Und so ist sogar ein einfacher Segen für Paare in zweiter Ehe zu viel.

Hier zeigt sich auch der Unterschied im Verständnis des Bischofsamtes zwischen Rom- und Altkatholiken. Ein römisch-katholischer Bischof ist quasi Statthalter des Papstes in einer Ortskirche. Ein alt-katholischer Bischof ist Vertreter seiner Ortskirche (die ihn gewählt hat) in der Bischofsversammlung der altkatholischen Bischöfe der Utrechter Union.

Es ist die Frage, erbaut sich Kirche von "unten" oder von "oben"?

Natürlich ist ein altkatholischer Bischof auch seinen Kollegen zur Loyalität verpflichtet, und so manche synodale Prozesse wurden auch in der altkatholischen Kirche mit Rücksicht auf das Gesamte der Utrechter Union gebremst. Das kann man am synodalen Prozess zur Frauenordination sehen. Dennoch haben die Bischöfe jeweils auf ihr Kirchenvolk gehört und die Berufung von Frauen ins geistliche Amt ist eine bewährte Praxis in der Mehrzahl unserer altkatholischen Ortskirchen.

Was kann man nun den rom-katholischen Glaubengeschwistern sagen?

Reformen? - Vergesst es, mit einer Zentrale, die nur um sich selbst kreist.

Euer Bischof? Ein feiner Mann! Aber er ist in einer Situation, die man eigentlich nicht teilen möchte. Amboss von unten (Kirchenvolk), Hammer von oben (Vatikan). Da braucht man schon einen glühenden Glauben: Betet für ihn.

Wenn das nicht reicht: Es gibt im Glauben Alternativen! Sogar katholische!