Gesellschaft | Gesundheitswesen

Pflegegeld zu spät ausbezahlt

Die durchschnittliche Wartezeit für die Pflegeeinstufung liegt bei 4 bis 9 Monaten. Maria Elisabeth Rieder vom Team K plädiert deshalb dringend für eine Vereinfachung.
Seniorenpflege
Foto: Freepik
  • Trotz gesetzlich festgelegter Bearbeitungsfrist von maximal 60 Tagen liegen derzeit die durchschnittlichen Wartezeiten für eine Pflegeeinstufung bei 4 bis 9 Monaten. Die Anzahl der Ansuchen steigt seit Jahren kontinuierlich. Das sei eine unzumutbare Situation für Pflegebedürftige und deren Angehörige, erklärt die Landtagsabgeordnete Maria Elisabeth Rieder vom Team K. „Die Ursachen liegen in einem erheblichen Personalmangel, einer zunehmenden Zahl an Anträgen und infrastrukturellen Engpässen in den Sozialdiensten, doch diese Ausrede lasse ich nicht länger gelten, wer zu Hause pflegt, braucht unsere volle Unterstützung und zwar sofort“, erklärt Rieder, die diese Informationen aus einer Antwort auf eine Anfrage an das Gesundheitsressort erhalten hat.

  • Maria Elisabeth Rieder: Die Team K-Abgeordnete will die Pflegeeinstufung vereinfachen. Foto: Andy Odierno/SALTO

    Die langen Wartezeiten und bürokratischen Hürden bei der Pflegeeinstufung stellen für pflegende Angehörige eine hohe Belastung dar. Bis das Pflegegeld schließlich ausgezahlt wird, vergehen oftmals Monate, manchmal auch ein Jahr. In dieser Zeit müssen Angehörige die Kosten für eine Betreuungskraft (Badante) selbst vorstrecken oder sogar ihre Arbeit aufgeben, um die Pflege zu übernehmen. Besonders gravierend sei die Situation für Menschen mit Demenz, die im Durchschnitt über Jahre hinweg rund um die Uhr betreut werden müssen. Viele Angehörige können es sich nicht leisten, die Betreuungskosten zu tragen, während sie auf den Zuschuss warten. 

    Besonders betroffen von den langen Wartezeiten seien die Bezirke Bozen, Vinschgau, Meran sowie Eisacktal/Wipptal. Im Pustertal liegen die Wartezeiten bei durchschnittlich drei Monaten. „Ich schlage vor, zusätzliche Teams aus Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Sanitätsbetriebs über Mehrarbeit einzusetzen und Dienste gegebenenfalls auszulagern, um die gesetzlich festgelegte Bearbeitungsfrist von maximal 60 Tagen einzuhalten. Es kann nicht sein, dass Anträge, die im Jahr 2024 gestellt wurden, immer noch auf eine Antwort warten“, erklärt Rieder. Langfristig fordert die Landtagsabgeordnete eine Neuausrichtung der Pflegeeinstufung für Demenzkranke und einen Abbau der bürokratischen Hürden. Ihr Beschlussantrag mit den Vorschlägen wird voraussichtlich im September im Landtag behandelt.

  • Umfrage der Alzheimervereinigung

    Die psychische und emotionale Belastung pflegender Angehöriger wird auch in der von der Studienleiterin Barbara Plagg durchgeführten Studie DEM/CARE Südtirol Alto Adige deutlich: Jede zweite Pflegeperson bezeichnet ihre Situation darin als „ziemlich bis sehr belastend“. Ulrich Seitz, Präsident der Alzheimervereinigung Südtirol, verweist auf die steigende Zahl an Demenzkranken und sieht die langen Wartezeiten bei der Pflegeeinstufung ebenfalls als zunehmende finanzielle Belastung für die betroffenen Familien. Derzeit führt die Vereinigung eine Online-Befragung für ehemalige pflegende Angehörige durch.