Gesellschaft | Kulturelle Vielfalt

Eine Chance für Südtiroler Unternehmen

Erstmals gibt es auch in Südtirol ein Weiterbildungsangebot zu kultureller Vielfalt und Inklusion für Unternehmen und Organisationen.
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Foto: @OEW

Um als Unternehmen langfristig am globalisierten Markt zu bestehen, bedarf es innovativ, agil und wettbewerbsfähig zu sein, gleichzeitig aber auch fair und nachhaltig zu agieren. Mit dem Weiterbildungsangebot „Diversity Training & Inclusion“ möchte die OEW-Organisation für Eine solidarische Welt das Verständnis von Diversität, Diskriminierung und Inklusion in Südtiroler Unternehmen schärfen und die Wirtschaftlichkeit einer vielfältigen Belegschaft hervorheben. Die Non-Profit-Organisation in Brixen orientiert sich dafür am 10. Ziel der Nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen, oft auch als „Diversity-Ziel“ bezeichnet.

Globalisierung und Migration, technologischer Fortschritt und insbesondere Digitalisierung führen dazu, dass unsere Gesellschaften immer vielfältiger werden. Die Entwicklung dieser sogenannten „Megatrends“ schlägt sich auch in der Arbeitswelt nieder. So führt der derzeitige, vom WIFO bestätigte Fachkräftemangel, auch in Südtirol dazu, dass Belegschaften internationaler beziehungsweise kulturell vielfältiger werden. Für Unternehmen und Mitarbeiter*innen stellt dies eine neue Herausforderung dar, die große Chancen, aber auch Konfliktpotential mit sich bringt. Mit der Trainingsreihe „Cultural Diversity & Inclusion“ bietet die OEW-Organisation für Eine solidarische Welt nun erstmals ein Tool für Südtiroler Unternehmen, um mit ihren Mitarbeiter*innen eine inklusive Arbeitskultur zu gestalten.

Hildegard Weger, die das Weiterbildungsangebot mitentwickelt hat, erklärt: „Vielfalt und Inklusion sind zwei Begriffe, die im öffentlichen Diskurs längst ihren Platz haben. Die Wirtschaftlichkeit dahinter wird derzeit neu entdeckt und das Potential für Unternehmen ist riesig. Aber es geht um viel mehr.“ Während es beim Thema Vielfalt darum gehe, Unterschiede anzuerkennen, gehe es bei Inklusion als Folgepunkt darum, eine Unternehmenskultur zu schaffen, in der sich jede*r in seiner Einzigartigkeit gesehen, wertgeschätzt und dadurch dem Team zugehörig fühlt. Im Idealfall bietet ein inklusives Unternehmen also allen Mitarbeiter*innen die entsprechenden Ressourcen und Chancen, um für sich und das Unternehmen das volle Potential auszuschöpfen, menschlich wie wirtschaftlich.

Dass ein gelungenes Diversitätsmanagement auch konkrete wirtschaftliche Vorteile bringt, ist dabei nichts Neues. So zeigten beispielsweise drei zwischen 2015 und 2020 veröffentlichte Studien der globalen Unternehmensberatung McKinsey&Company die Vorteile kulturell vielfältig orientierter Unternehmen auf, unter anderem eine um 35 Prozent erhöhte Profitwahrscheinlichkeit. Allgemein gilt, dass die Anerkennung und Wertschätzung aller Mitarbeiter*innen in einer verbesserten Zusammenarbeit münden, was letztlich die Innovationskraft, Produktivität und Performance des Unternehmens steigert. Unterschiedliche Blickwinkel fördern die Kreativität und Lösungsfindung und erhöhen die Resilienz des Unternehmens in Krisenzeiten. Auch steigert eine vielfältige Belegschaft durch seine breite Repräsentation die Legitimität in der vielfältigen Gesellschaft, sodass die Unternehmensmarke und Reputation gestärkt würden. Inklusion bietet die Möglichkeit, verborgene Talente und Synergien im Team wie auch neue Kund*innenpools zu erschließen.

Weger ergänzt: „Für viele junge Menschen ist das Bekenntnis zu Diversität und Inklusion, insbesondere die Positionierung gegen Rassismus, inzwischen wesentlich bei der Auswahl der künftigen Arbeitsstätte. Will ein Unternehmen als Arbeitgeber*in attraktiv sein, tut es gut daran, sich diesen Themen ernsthaft zu widmen.“

Entwickelt hat die OEW das Weiterbildungsprogramm auch aus der Beobachtung heraus, dass es im Umgang mit Vielfalt, Vorurteilen und rassistischer Diskriminierung in Südtirol noch viele Unsicherheiten zu geben scheint. Vor allem im wirtschaftlichen Kontext, wo Menschen unterschiedlicher Kulturen jeden Tag zusammentreffen und -arbeiten, komme es noch kaum zur Sprache.

Weger erklärt: „Bei einer unseren Umfragen haben viele Unternehmen erklärt, dass sie es als sehr wichtig ansehen, dass der Zusammenhalt und Teamgeist in ihren kulturell vielfältigen Belegschaften gestärkt werden. Dennoch werden derzeit weder Mitarbeiter*innen noch Führungskräfte geschult.

Gleichzeitig hätte eine weitere OEW-Umfrage ergeben, dass in manchen Betrieben in Südtirol bereits jetzt neben Südtirol/Italien mehr als zehn Herkunftsländer vertreten sind. Auch eine 2023 veröffentlichte ASTAT-Erhebung belegt, dass derzeit Menschen aus 145 verschiedenen Ländern in Südtirol leben – und die meisten auch arbeiten.

OEW-Geschäftsführerin Stefanie Unterthiner betont: „Kulturelle Vielfalt kann als Ressource genutzt werden und einen Mehrwert für Mitarbeiter*innen und Unternehmen darstellen. Dafür muss das Thema in den Teams aber auch zur Sprache kommen.

Um Diskriminierungen und Konflikte am Arbeitsplatz zu mindern und das positive Potential im Team auch nutzen zu können, müssen Unternehmen präventiv und aktiv handeln. Vor allem auch deshalb, da das Landesamt für Arbeitsmarktbeobachtung bis 2035 ein fehlendes Arbeitskräftepotenzial von 20.000 bis zu 60.000 Personen in Südtirol prognostiziert, das laut Land und Handelskammer durch die Anwerbung von Arbeitskräften aus dem EU- und Nicht-EU-Raum gedeckt werden soll.

Der Bedarf eines guten Diversitätsmanagements in Südtiroler Unternehmen und Organisationen wird demnach sogar noch steigen“, so Unterthiner.

Die Vision der OEW-Organisation für Eine solidarische Welt für gelungene Inklusion am Arbeitsplatz ist dabei eine ganzheitliche. Seit mehr als 30 Jahren setzt sich das Team der gemeinnützigen Bildungsorganisation für ein vorurteilsbewusstes Miteinander ein. Mit dem Training „Cultural Diversity & Inclusion“ möchte die OEW in Südtiroler Unternehmen und Organisationen – unabhängig von Größe oder Branche – für Vielfalt sensibilisieren, um Vorurteilen und rassistischer Diskriminierung entgegenzuwirken und eine Kultur des Respekts und der Wertschätzung zu fördern.

Die OEW beruft sich dabei auf das zehnte Ziel der Vereinten Nationen für eine nachhaltige Entwicklung, oft auch als „Diversity-Ziel“ bezeichnet. Darin geht es unter anderem darum, alle Menschen unabhängig von Ethnizität, Herkunft, Religion oder sonstigem Status zu Selbstbestimmung zu befähigen und ihre soziale, wirtschaftliche und politische Inklusion zu fördern.

Mehr Infos zum Training finden Sie hier: https://www.oew.org/cultural-diversity-training/

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Profil für Benutzer Josef Fulterer
Josef Fulterer So., 06.08.2023 - 15:18

Die Schulen und die Berufsausbildung hinken zu-nehmend hinter den wirklichen Erfordernissen her.
Sie zwingen den "aus-zu-Bildenden," mit in sehr fernen Zeiten entstandenen Ritualen (Kindergarten, Schulstufen, blah, blah - Kursen usw.) + entmutigenden Benotungen + pummel-witzigen Titeln, eine Menge Wissen auf, das sie im wirklichen Leben nie mehr brauchen ...
... statt die Jugendlichen zu vernünftigen toleranten Bürgern zu erzeihen + zu befähigen, das inzwischen rund die Uhr verfügbare Wissen vernünftig ein-zu-setzen.

So., 06.08.2023 - 15:18 Permalink