Der Mental Health Blues
In einer sich ständig wandelnden Welt, in der die Anforderungen und Belastungen zunehmen, gewinnt die psychische Gesundheit zunehmend an Bedeutung. Lange Zeit lag der Fokus hauptsächlich auf der physischen Gesundheit, während der mentalen Seite wenig Bedeutung beigemessen wurde. Heute erleben wir eine Enttabuisierung und Thematisierung von psychischen Problemen. Die Stigmatisierung von mentalen Beschwerden weicht einer offeneren Haltung. Immer mehr Menschen teilen ihre persönlichen Geschichten, um zu zeigen, dass psychische Gesundheit genauso wichtig ist wie körperliche Gesundheit. Diese Entwicklung schafft Raum für Verständnis, Empathie und Unterstützung. Das ist nämlich wichtig: weltweit, so die WHO, hat eine von sieben Personen im Alter von 10 bis 19 Jahren eine Form von psychischer Erkrankung: das sind rund 13% in dieser Altersgruppe. Zu diesen Krankheiten gehören hauptsächlich Depressionen, Angstzustände und Verhaltensstörungen. Außerdem ist Suizid die vierthäufigste Todesursache bei jungen Menschen zwischen 15 und 29 Jahren. (1)
Und wie ist es bei Jugendlichen?
Jugendliche befinden sich in einer Selbstfindungsphase, die oft von positiven wie negativen Herausforderungen gekennzeichnet ist. Deshalb ist es wichtig, dass gerade junge Menschen über psychische Krankheiten oder Belastungen aufgeklärt werden und Zugang zu verschiedenen Informationsquellen und entsprechenden Anlaufstellen haben. Auch kleinere mentale Schwierigkeiten, die in Stress- oder Belastungssituationen entstehen können, können angesprochen werden. Aufklärung und Diskussion dienen zur Prävention und dadurch kann langfristig ein positiver Effekt erzeugt werden. Ich selbst merke, dass viele junge Menschen meiner Generation dieses Thema offen ansprechen und es kein Tabuthema mehr ist. Der Großteil der Jugendlichen schämt sich nicht, darüber zu reden. Im Gegenteil: ich befinde mich öfters in gesellschaftlichen Kontexten, in denen man sich über psychische Krankheiten oder psychische Belastungen unterhält und sich gegenseitig Ratschläge gibt. Jugendliche wissen mittlerweile, dass mehr Menschen davon betroffen sind und dass sie damit nicht allein sind.
Es ist total wichtig, dass mentale Gesundheit „trendy“ und „cool“ wird - dass es kein Tabuthema mehr ist und wir offen darüber sprechen.
Das tut gut: das Mental Health Festival in Südtirol
Ein Beispiel dafür, dass auch in Südtirol das Thema nicht unbehandelt bleibt, ist das „Mental Health Festival“, das dieses Jahr am 9. September in die zweite Runde startet. Das Festival, das die Jugendlichen als Zielpublikum hat, wird vom Forum Prävention organisiert, genauer von der Fachstelle Jugend (Afzack). Es ist aus der Überlegung und Analyse entstanden, dass Jugendliche sich, besonders nach der Pandemie, mehr um ihre mentale Gesundheit kümmern. Auf der anderen Seite soll das Festival die Jugendlichen zusammenführen und diesem Thema Sichtbarkeit geben.
Das Festival bietet inmitten der schönen Natur auf dem Ritten viele Möglichkeiten, sich dem Thema anzunähern und bei unterschiedlichen Angeboten mitzumachen, die der psychischen Gesundheit gut tun können. Beispiele dafür sind interessante Talks zum Thema mit Expert*innen Workouts und Sport, kreatives Tanzen oder Yoga mit verschiedenen Musikgenres und vieles mehr. Florian Pallua ist der Koordinator der Fachstelle Jugend beim Forum Prävention sowie Medienstimme und Mitorganisator des Festivals. Er selbst spricht dem Thema sehr hohe Relevanz zu. „Wir kommen aus einer krisenbestimmten Zeit, in der es so aussah, als hätte sie kein Ende. Wir wollen mit diesem Festival zeigen, dass es nicht so ist, dass jedes Jahr etwas Schlimmes passiert, und dass das Leben positiv weitergehen kann und schön ist. Das ist besonders für Jugendliche wichtig, da diese Zeit voller Aussichtslosigkeit sehr schwierig für sie war. Es fiel nicht immer leicht, damit umzugehen. Wir leben in einer Welt, in der es nicht mehr ohne Smartphone geht. Das ist nur eines der Beispiele, in denen Jugendliche in ihrem Leben Leistungsdruck erfahren. Es ist total wichtig, dass mentale Gesundheit „trendy“ und „cool“ wird - dass es kein Tabuthema mehr ist und wir offen darüber sprechen. Es gilt, dieses Thema zu fördern, da es ein großer Trend der Zukunft ist.“
Das Festival ist also eine Möglichkeit, dem Thema psychische Gesundheit auf eine lockere Art und Weise näherzukommen und sich damit auseinanderzusetzen. Wer schon neugierig ist kann hier das Aftermovie anschauen:
Ein Artikel von Julia Lardschneider
(1) Quelle: WHO