Pflege: Wenn die Babyboomer alt werden

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Auf nationaler Ebene sind leider neben den verabschiedeten Gesetzen, schönen Worten und einigen zaghaften Projekten keine entscheidenden Maßnahmen in diesem Bereich zu erkennen. Dabei handelt es sich um ein Problem, das sofort angegangen werden muss.
Die Pflegebedürftigkeit verursacht nämlich erhebliche Kosten, die – wenn sie nicht von der Gesellschaft als Ganzes getragen werden – unweigerlich auf die Betroffenen und ihre Familien zurückfallen.
Aber es geht nicht nur um die Kosten, sondern auch um die angebotenen Dienstleistungen, die nicht immer zugänglich sind. In diesem Fall kann auch Geld nicht zufriedenstellend Probleme lösen, die für die Familien oft unüberwindbar sind.Angesichts der vorliegenden Daten müssen wir uns daher fragen, ob wir vor einer angekündigten Katastrophe stehen, wie einige Demografen behaupten, oder ob wir in der Lage sind, diese Situation zu bewältigen.
Für Pessimisten lassen der derzeitige Rückgang der Geburten und die Alterung der Bevölkerung wenig Raum für zufriedenstellende Lösungen.
Es besteht kaum Zweifel daran, dass die Bevölkerung in den nächsten Jahren immer älter werden wird, wobei der Anteil der über 65-Jährigen vor allem aufgrund der Babyboomer-Generation deutlich zunehmen wird. Meiner Meinung nach sollte diese Tatsache auch als Chance gesehen werden, die es zu nutzen gilt und die nicht verteufelt werden sollte.
Ich möchte einige Prognosen anführen, die ich für zuverlässig halte, da sie auf heutige Daten basieren. Sofern keine einschneidenden Ereignisse – weder positive noch negative – eintreten, wird im nächsten Jahrzehnt der Anteil der über 65-Jährigen von derzeit 24,3 % bis 2040 auf etwa 34,4 % steigen, mit einem starken Anstieg der über 80-Jährigen.
Der Anteil der unter 14-Jährigen wird auf 11,2 % sinken, was zu einer umgekehrten Bevölkerungspyramide führen wird. Angesichts dieser Entwicklung werden Maßnahmen zur Förderung der Geburtenrate, in der Regel als „una tantum“, keine ausreichende Wirkung zeigen. Vielleicht sollte die Politik den Seniorinnen und Senioren mehr Aufmerksamkeit schenken, um nicht von den Ereignissen überrollt zu werden.Außerdem wird sich auch die Zusammensetzung der Familien verändern, mit immer mehr kinderlosen Haushalten. Die Zahl der Einpersonenhaushalte wird von 36,8 % auf 41,1 % steigen, was den Pflegebereich schwächen wird, der heute weitgehend von den Familien getragen wird.
Man lebt heute länger, allerdings wird auch das Alter, in dem man pflegebedürftig wird, tendenziell nach hinten verschoben. Die Lebensqualität und der Gesundheitszustand in den zusätzlichen Lebensjahren bleiben hingegen kritische Aspekte.
Eine wichtige Herausforderung bei der Bewältigung der Pflegebedürftigkeit ist daher die Prävention, um in einem guten Gesundheitszustand das dritte oder vierte Lebensalter zu erreichen, denn die durchschnittliche Lebenserwartung steigt zwar, aber die bei guter Gesundheit liegt deutlich niedriger.
Laut ISTAT konnten Männer im Jahr 2024 durchschnittlich mit 59,8 Jahren bei guter Gesundheit rechnen, Frauen nur mit 56,6 Jahren.Trotz dieser Daten verschiebt sich dank der Entwicklungen im Gesundheitswesen das Alter der Pflegebedürftigkeit nach oben, sodass man länger selbstständig leben kann.
Das Problem ist daher eher die große Zahl von Menschen, die nach und nach jenes Alter erreichen, in dem das Risiko schwerwiegender gesundheitlicher Probleme steigt. Die Zahl der Pflegebedürftigen wird sprunghaft ansteigen, wenn die Babyboomer-Generation das fortgeschrittene Alter erreicht.Der Anstieg der älteren Bevölkerung mit Pflegebedürftigkeit steht unweigerlich einem starken Rückgang der verfügbaren Erwerbsbevölkerung gegenüber, die sie versorgen kann. Es wird eine größere Abhängigkeit von professioneller Pflege – Pflegekräfte, Sozialarbeiter – mit deutlich höheren Kosten erwartet, was zunehmend öffentliche Unterstützung erfordern wird, mit offensichtlichem Druck auf die Sozial- und Gesundheitsausgaben.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Veränderung der italienischen Familienstruktur mit kleineren Familien zu einem zunehmenden Druck auf das professionelle Pflegesystem führen wird, mit der Notwendigkeit größerer Ressourcen, um die Pflegebedürftigkeit zu bewältigen.In Südtirol gibt es einige Antworten auf dieses Thema. Der Fonds für Pflegebedürftigkeit spielt eine wichtige Rolle bei der wirtschaftlichen Bewältigung des Problems für die Familien. Er wurde vor etwa 20 Jahren ins Leben gerufen und muss beibehalten und gestärkt werden.
Aber aufgrund der aktuellen Veränderungen – mit immer kleineren Familien und vielen jungen Menschen, die ihr Glück anderswo suchen – wird sich auch bei uns der Pflegebereich von der familiären Pflege hin zu Formen der Pflege durch Dritte verlagern, was die Kosten zwangsläufig in die Höhe treiben wird. Der Mangel an qualifiziertem Personal wird unweigerlich auch die Personalkosten für das Pflegepersonal steigen lassen.Die lokale Diskussion über die Nachhaltigkeit der Pflegefinanzierung ist somit nicht nur theoretischer Natur, sondern wird bald Realität sein.
Es gibt verschiedene Vorschläge, damit umzugehen.
Wir hoffen, dass sich die Politik vor einer Entscheidung nicht einer offenen Diskussion mit den Gewerkschaften entzieht, die – wie ich erinnern möchte – auch zu den Initiatoren des aktuellen Fonds gehörten. Wir sind weiterhin bereit, an der Umsetzung eines zukunftsorientierten Projekts mitzuarbeiten, das wirtschaftlich solide und gerecht ist und den Bürgerinnen und Bürgern in den kommenden Jahren konkrete Antworten gibt.Alfred Ebner
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