Karl Pichler: „Wir behalten die Mehrheit“
Südtirols größte Bank schlittert noch tiefer in die Verlustzone als bislang angenommen. Mit dieser Meldung sorgte salto.bz am heutigen Montag für Unruhe so manches Aktionärs der Südtiroler Sparkasse. Auf rund 120 Millionen Euro sollen sich die Verluste in der Bilanz des vergangenen Geschäftsjahres belaufen; damit würde der Halbjahresverlust von 58,5 Millionen Euro noch einmal verdoppelt. Ein Alarmsignal für die rund 24.000 Aktionäre der Bank, die gewissermaßen unter dem Weihnachtsbaum von der Bank verständigt wurden, dass der Referenzwert ihrer Aktien nach unten angepasst wurde. Beim neuen Wert von 195 Euro ein rund 25-prozentiger Verlust gegenüber dem Richtpreis des Vorjahres. „Schauen wir uns an, was das nun für den Aktienwert zur Folge hat“, kommentierte umgehend ein User auf salto.bz.
Zumindest Hoffnung auf eine Wiederbeschaffung des verlorenen Werts machte fast zeitgleich eine Meldung der Südtiroler Verbraucherzentrale (VZS). Demnach hat ein Sparkasse-Aktionär vor wenigen Tagen eine Pilotklage gegen die Bank eingereicht, in der er Schadenersatz für den stark gesunkenen Wert der Aktien verlangt. Denn, wie die VZS argumentiert: Die Wertpapiere der Sparkasse hätten bereits bei ihrer Ausgabe und nicht erst angesichts der letzten Senkung des Referenzwertes als „Wertpapiere mit hohem Risiko“ eingestuft werden müssen. Statt dessen waren viele Südtiroler SparerInnen der Meinung, in ein sicheres und risikoarmes Finanzprodukt zu investieren, kritisiert die Verbraucherzentrale. In der Pilotklage soll nun auf dem Gerichtsweg aufgezeigt werden, dass die Verhaltensregeln des Consob-Reglements und des Finanzeinheitstexts bei den einzelnen Verkaufsverhandlungen verletzt wurden. Der Klage können sich alle interessierten Aktionäre anschließen.
"Sonst sorgt die Stiftung dafür, dass es passt..."
Entwarnung kommt dagegen vom größten Aktionär der Südtiroler Sparkasse, der Stiftung Südtiroler Sparkasse. „Die Unabhängigkeit der Sparkasse ist in keinster Weise gefährdet“, widerspricht Präsident Karl Pichler der Einschätzung, dass in Folge der hohen Verluste mehr frisches Kapital als bisher beschlossen gebraucht wird - und damit auch ein möglicher neuer Großaktionär aus der Bankenwelt einsteigen könnte. „Wir haben eine Kapitalerhöhung von 150 Millionen Euro beschlossen und dabei bleibt es auch“, erklärt Stiftungspräsident Pichler. Er spricht von „sehr vielen Interessenten“, die bei der Aufstockung mitmachen. „Und wenn am Ende eine Differenz offen bleiben sollte, wird schon die Stiftung dafür sorgen, dass es passt.“
Genaue Angaben zu den Verlusten will der Stiftungspräsident nicht machen. Er bestätigt jedoch, dass nach dem fast 60-Millionen-Euro-Loch in der Halbjahresbilanz noch einmal bedeutende Rückstellungen notwendig waren. „Nicht zuletzt, weil mittlerweile auch sehr viele einheimische Betriebe in Schwierigkeiten sind“, wie er sagt. Dennoch bleibt der Stiftungspräsident bei den optimistischen Prognosen für die eigene Tochter: „In spätestens zwei Jahren sind wir wieder vorne mit dabei.“