Ein hervorragender Deal
Unzufriedene padroni in den Gemeinden Bozen und Meran bei der Neubewertung der Strom-Konzessionen: Warum haben die Etschwerke bei der Ausschreibung der Großwasserableitungen nicht einmal bei ihrer eigenen Hochburg Töll ein besseres Angebot als die SEL unterbreitet? Das fragen sich nach dem überraschenden Ergebnis der Neubewertung auch die Hausherren des Gemeindebetriebs, Bozens Bürgermeister Luigi Spagnolli und Merans Vize-Bürgermeister Giorgio Balzarini.
Die Etschwerke hätten zweifelsohne eine bessere Performance hinlegen können, findet Luigi Spagnolli. Genauso wie Merans Vize-Bürgermeister Balzarini sucht er die Schuld dafür nicht bei den damaligen Verantwortlichen des Energiebetriebs, also Giuseppe Avolio und Pietro Calò, der bekanntlich auf der Liste des Bürgermeisters für die Gemeinderatswahlen kandidiert. Verpatzt hat es laut der Interpretation der beiden Politiker vielmehr das Bodenpersonal. „Credo che le offerte siano state fatte dai tecnici. Forse non erano abituati a partecipare alle gare“, wird Spagnolli in der Donnerstagsausgabe des Corriere dell’Alto Adige zitiert.
Fast eine Milliarde Schadenersatz wofür?
Umso erstaunlicher mit welcher Vehemenz der Gemeindebetrieb auch vor Gericht seine Rechte auf die entgangenen Kraftwerke eingefordert hatte. 807 Millionen Euro an Schadenersatz hatten die Etschwerke von der SEL, ihre Tochtergesellschaften und der Provinz sowie Michl Laimer und Maximilian Rainer in ihrer Klage gefordert, wurde erst unlängst in einer Antwort auf eine Anfrage der Freiheitlichen schwarz auf weiß bestätigt. Zusätzlich wurden noch 113 Millionen Euro wegen entgangener Chancen gefordert.
Wie groß diese waren, ist nun deutlich geworden. Zumindest für die Etschwerke war es also ein enormer Vorteil, dass mit der Umsetzung des bereits im April 2013 beschlossenen Rats von Giuseppe Caia erst begonnen wurde, nachdem die Fusion von Etschwerken und SEL unter Dach und Fach war. Das räumt selbst Giorgio Balzarini ein, wenn er im Corriere sagt: „Wenn wir jetzt sehen, dass die Etschwerke bei einer Neuzuweisung leer ausgestiegen wären, haben wir mit 42 Prozent einen hervorragenden Deal ausgehandelt.“ Wie groß die Überraschung darüber wirklich ist, bleibt eines der vielen Fragezeichen, die die gesamte Energieoperation hinterlässt.