Gesellschaft | Journalismus
Wiener Raubrittertum
Foto: ÖJC
Es ist ein edler und hoher Anspruch.
Seit 1985 vergibt der Österreichische Journalistenclub (ÖJC) den „Prof. Claus Gatterer Preis“. Ausgezeichnet werden - laut Vergaberichtlinien - journalistische Leistungen, „die im Sinne des Lebenswerkes von Prof. Claus Gatterer einen überdurchschnittlichen Beitrag für den österreichischen und Südtiroler Journalismus darstellen: Schutz der gesellschaftlichen Minderheiten, Verteidigung sozialer Randgruppen, Eintreten für zu Unrecht benachteiligte und missachtete Gruppen oder Personen, kritisches Bewusstsein gegen Ignoranz und Gleichgültigkeit in der Gesellschaft.“
Mit dem Preis soll das Erbe Claus Gatterer hochgehalten werden. In Wirklichkeit dürfte sich Claus Gatterer im Grab umdrehen, denn die Realität ist weit banaler.
Für den ÖJC-Langzeitvorsitzenden (32 Jahre) und Jury-Chef Fred Turnheim, der den ÖJC als eine Art Familienbetrieb führt, war der Preis auch ein Instrument zur Geldbeschaffung. Dabei traten nicht nur große Unternehmen wie Casino Austria, Oberbank, Wiener Städtische Versicherung oder die Flughafen Wien AG als Sponsoren auf, sondern vor allem das Land Südtirol und Gatterers Heimatgemeinde Sexten.
Das Land Südtirol zahlte 30 Jahre lang insgesamt rund 200.000 Euro an den ÖJC.
Der neue Preis
Damit aber ist es inzwischen vorbei. Vor allem wegen des forschen und fordernden Auftretens des ÖJC-Präsidenten hängt seit vielen Jahren der Haussegen nicht nur mit der Gemeinde Sexten schief, sondern auch mit Kulturlandesrat Philipp Achammer.
Nachdem der Nordtiroler Publizist Markus Wilhelm 2019 den Preis abgelehnt und die finanziellen Hintergründe um die Preisvergabe offengelegt hatte, distanzierten sich 28 ehemalige Preisträgerinnen und –träger (unter diesen auch der Autor dieses Artikels) vom ÖJC. Gleichzeitig baute man einen neuen Gatterer-Preis auf. Dieser wurde Ende Jänner 2021 vorgestellt. Organisatorisch und inhaltlich getragen vom Presseclub Concordia und der Michael Gaismair Gesellschaft Bozen werden damit journalistische Leistungen ausgezeichnet, die sich im Sinne Claus Gatterers durch kritisches Fragen, soziales Engagement und hohes stilistisches Niveau auszeichnen. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert und wird vom Land Südtirol finanziert und auch von der Gemeinde Sexten unterstützt. Am 31. März endete die Einreichfrist.
Die prominent besetzte Jury, Lisa Maria Gasser (salto.bz), Lilli Gruber (La7), Thomas Hanifle (Journalist und Gatterer-Biograf), Nina Horaczek (Der Falter), Peter Huemer (Publizist und Journalist), Franz Kössler (Journalist), Kurt Langbein (Filmemacher und Journalist), Edith Meinhart (profil), Corinna Milborn (ProSieben.Sat1.PULS4), Günther Pallaver (Michael Gaismair Gesellschaft), Armin Wolf (ORF) und Sahel Zarinfard (Dossier) wird im Mai die erste Preisträgerin bzw. den ersten Preisträger ermitteln. Die Verleihung wird im Juni in Sexten erfolgen.
Schon im Vorfeld aber rührt sich jetzt Fred Turnheim auf seine Weise.
Die Klagedrohung
Dass Fred Turnheim geschäftstüchtig ist, ist keine Neuigkeit.
Noch vor der Gründung des Gatterer-Preises lässt sich der ÖJC von der betagten Schwester Anna Gatterer die Namensrechte Claus Gatterers mittels eines Notariatsakts übertragen. Am 10. Februar 1989 meldet Fred Turnheim beim österreichischen Patentamt die Marke „Prof. Claus Gatterer-Preis verliehen vom Österreichischen Journalisten Club“ an. Ende 2004 lässt er dann diese Marke auch international eintragen. Kein Zufall. Denn in diesen Jahren beginnen erste Auseinandersetzungen mit der Gemeinde Sexten um den Gatterer-Preis. Es steht dabei auch die Überlegung im Raum, einen eigenen Südtiroler Preis zu schaffen.
Fast eineinhalb Jahrzehnte später wird klar, wie Turnheim diesen Markenschutz nutzen will. 2018 wird in Gesprächen zwischen Kulturlandesrat Philipp Achammer, der Gemeinde Sexten und dem ÖJC ein Claus Gatterer Schülerpreis für Südtirol angesprochen. Turnheim zeigt sich nicht interessiert.
Als das Land im Herbst 2018 ankündigt, einen Claus Gatterer Schülerpreis vergeben zu wollen, trudelt beim Landesrat für Kultur Philipp Achammer eine formelle Klagedrohung ein. Der Wiener Anwalt Albrecht Haller weist im Namen des ÖJC auf den Markenschutz hin und verbietet die Nutzung des Namens. Das Land nennt den Schülerpreis daraufhin kurzerhand „Claus“.
1.500 Euro
Jetzt wiederholt sich das Ganze deckungsgleich.
Von Beginn an war den Initiatoren des neuen Gatterer-Preises klar, dass der ÖJC und Fred Turnheim wie auch in der Vergangenheit jedes Rechtsmittel ausnützen werden, um sich den Namen Gatterer monetär abgelten zu lassen. Deshalb wurde auch eine Bezeichnung gewählt, die juridisch nicht angreifbar ist.
Am 20. September 2019 hat der ÖJC auch die Wortmarke „Prof. Claus-Gatterer-Preis“ in Österreich und in Italien markenrechtlich schützen lassen.
Sowohl die Gemeinde Sexten als auch die Michael Gaismair Gesellschaft haben Ende Jänner 2021 auf ihrer Homepage einen Link zum neuen „Claus Gatterer Preis“ publiziert. Unmittelbar danach trat der bewährte ÖJC-Anwalt Albrecht Haller wiederum aufs Tapet.
Sowohl der Vorsitzende der Gaismair-Gesellschaft Günther Pallaver als auch der Sextner Bürgermeister Thomas Summerer erhielten Anfang März eine Klagedrohung des ÖJC wegen „Markenverletzung“.
Im Schreiben ist auch ein „Vergleichsangebot“ enthalten. „Mein Mandant hat mich beauftragt, Ihnen die Möglichkeit einer gütlichen, schnellen und kostengünstigen Bereinigung der Angelegenheit zu geben“, schreibt der ÖJC-Anwalt. Die Forderung: 1.478,34 Euro und die Löschung der Bezeichnung „Claus Gatterer Preis“ von der Homepage. Innerhalb des 15. März.
Nach Informationen von Salto.bz will die Gemeinde Sexten nicht klein beigeben, sondern es auf ein Verfahren ankommen lassen.
Gatterer wäre sicher stolz auf seine Heimatgemeinde gewesen.
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Wenn Salto.bz über den Prof.
Wenn Salto.bz über den Prof. Claus Gatterer-Preis schreibt, dann brennen alle journalistischen Sicherungen durch. Check, Re-Check und Double Check werden nicht angewendet, lieber wird manipuliert, um eine politische Kampagne zu reiten. Claus Gatterer würde sich bei dieser Form des Journalismus im Grabe umdrehen. Die Fakten:
1. Der ÖJC hat den Prof. Claus Gatterer-Preis vergeben, lange bevor es eine Vereinbarung mit dem Land Südtirol gab.
2. Der ÖJC hat sich nie an öffentlichen Geldern in Südtirol bereichert. Wir haben die Projektkosten intern aufgelistet, aber immer nur 9.500 vom Land Südtirol erhalten. Das war auch so vereinbart.
3. Bei den Verhandlungen zur Neugestaltung des Gattererpreises hat es ein Gespräch mit LH Kompatscher und LR Achammer und dem damaligen Sextener Bürgermeister gegeben. Dabei wurde vereinbart:
• Das Preisgeld wird auf 10.000 Euro erhöht
• Der ÖJC hat, so wie bisher, alle Reisekosten nach Südtirol zu tragen
• Gleichzeitig soll der Preis publizistisch aufgewertet werden, deshalb gab es die von mir organisierte Podiumsdiskussion in Sexten „Karl Marx, Claus Gatterer und die Folgen“. https://www.youtube.com/watch?v=IqgrkzkPT-w&t=3231s
• Der Wunsch von LH Kompatscher zusätzlich einen Schülerpreis zu machen, wurde vom ÖJC begrüßt.
• Ich selbst habe mit der Gemeinde in der Nacht ein erstes Konzept geschrieben, dafür gibt es genug Zeugen!
• Wir haben mehrfach versucht, eine positive Lösung mit der neuen Landesregierung und der Gemeinde Sexten zu finden. Nur leider ohne Erfolg.
4. Der ÖJC hat seit Jahrzehnten alle seine Marken markenrechtlich geschützt. Wir haben immer auf unsere Markenrechte geachtet und diese freundlich und ohne Klage durchgesetzt. Verstöße gegen das Markenrecht könnten sofort – ohne freundliche Briefe - eingeklagt werden. Verstöße gegen das Markenrecht sind Verstöße gegen das Urheberrecht, das sollten eigentlich Journalisten verstehen!
5. Die hier erwähnten Kosten von 1.500 Euro sind die Anwaltskosten. Der ÖJC bekommt davon keinen Cent. Und es ist umgekehrt: Wir müssen den Ausfall der Anwaltskosten gegebenenfalls aus Clubmitteln bezahlen.
6. Ich persönlich habe nicht einen einzigen Cent am Prof. Claus Gatterer-Preis verdient, sondern viel persönliches Geld, Engagement und Herzensblut in dieses Projekt gesteckt.
Die Artikelfolge von Salto.bz, wie die auch anderer Freunde Ihres Autors, sind großteils unwahr, manipulativ und haben nur einen Sinn: Meinen guten Namen und den Namen des Österreichischen Journalist*innen Clubs in den Dreck zu ziehen. Ob das objektiver, kritischer Qualitätsjournalismus ist, muss der geschätzte Leser selbst entscheiden.
Die Welt will betrogen und
Die Welt will betrogen und belogen sein und nur mit Wahn geäfft und regiert werden (Papst Paul IV,1555-1559).
Ich sage: Auszeichnungen bestätigen oft und immer wieder diese Worte.