Umwelt | Podcast | Ep 45

Wenn's zum Himmel stinkt

Der Fachplan für die Natura 2000-Gebiete ist zum Dauerstreitthema zwischen Bauern und Umweltverbänden geworden. Eine Debatte über Landschaftsschutz und Wirtschaftlichkeit.
Streitergasse Locher Epp Staffler
Foto: Andy Odierno/SALTO
  • Ende November hat die Landesregierung ein Genehmigungsverfahren für die Natura-2000-Gebiete in Südtirol eingeleitet. Darin werden für jedes der 44 Schutzgebiete gesonderte Ziele und Maßnahmen definiert, wobei das Verschlechterungsverbot gilt, d. h.: Der Zustand der Gebiete darf sich durch keine Maßnahmen verschlechtern. Im Zuge dieses Fachplans soll auch die Gülleausbringung neu geregelt werden, was für einige Bauern erhebliche Einschränkungen bedeutet: Weniger Gülle heißt weniger Vieh, was wiederum weniger Einnahmen zur Folge hat. Den Umweltverbänden sind die stinkenden Almwiesen ein Dorn im Auge, der Großteil der Bauern will keine Einschränkungen, und alle plädieren dafür, dass den „wenigen schwarzen Schafen“ das Handwerk gelegt werden muss.

  • Michael Epp, Bürgermeister der Gemeinde Truden: „Wir sind von diesen Maßnahmen sehr stark betroffen.“ Foto: Andy Odierno/SALTO
  • „Wir sind von diesen Maßnahmen sehr stark betroffen“, sagt Michael Epp, Bürgermeister der Gemeinde Truden. In seiner Gemeinde gibt es aufgrund der Realteilung eine sehr kleinstrukturierte Landwirtschaft, und nur noch 15 Bauern bewirtschaften die Flächen. 82 Prozent des Gemeindegebiets liegen im Naturschutzgebiet Trudner Horn bzw. sind Natura-2000-Gebiet. In der Diskussion rund um die Anpassung der Richtlinien kritisiert Epp insbesondere, dass die Betroffenen im Unklaren darüber gelassen werden, was nun eigentlich an Einschränkungen auf sie zukommt.

  • Hanspeter Staffler, Geschäftsführer des Dachverbandes für Natur und Umweltschutz: „Die Natura-2000-Gebiete dürfen nicht unter dieser Politik leiden.“ Foto: Andy Odierno/SALTO
  • Hanspeter Staffler, Geschäftsführer des Dachverbandes für Natur und Umweltschutz, ist der Meinung, dass aufgrund der verfehlten Landwirtschaftspolitik der vergangenen 30 Jahre in Südtirol zu viel Vieh auf zu wenig Fläche gehalten wird. Will man den unheilvollen Kreislauf, der auf eine hohe Produktion und damit auf hohe Futtermittelimporte ausgerichtet ist, durchbrechen, müsste mindestens 50 Prozent des Viehbestandes abgebaut werden. „Das geht nicht so leicht“, sagt Staffler und fügt hinzu, dass den Bauern selbst ja keine Schuld trifft. „Die Natura-2000-Gebiete dürfen unter dieser Politik jedoch nicht leiden“, so der Geschäftsführer des Dachverbandes für Natur und Umwelt.

  • Franz Locher, Landtagsabgeordneter und Landwirt: „Jetzt stehen die Landwirte vor einem Dilemma: Einerseits müssen sie die Tierwohlkriterien erfüllen – also Laufställe und entsprechende Güllegruben schaffen – andererseits unterliegen ihre Flächen in Natura-2000-Gebieten strengen Schutzauflagen.“ Foto: Andy Odierno/SALTO
  • Für den Landtagsabgeordneten und Bauern Franz Locher liegt das Problem darin, dass bei der Ausweisung der Schutzgebiete einst versäumt wurde, bewirtschaftete Flächen auszuklammern. „Jetzt stehen die Landwirte vor einem Dilemma: Einerseits müssen sie die Tierwohlkriterien erfüllen – also Laufställe und entsprechende Güllegruben schaffen – andererseits unterliegen ihre Flächen in Natura-2000-Gebieten strengen Schutzauflagen“, erklärt Locher. Das führe zu einem Widerspruch, der sich kaum lösen lasse. „Letztlich wollen wir doch nur eine normale landwirtschaftliche Bewirtschaftung ermöglichen“, betont er.

  • Über die komplexe Thematik diskutieren:

    Michael Epp, Bürgermeister der Gemeinde Truden

    Franz Locher, SVP-Landtagsabgeordneter und Bauer

    Hanspeter Staffler, Geschäftsführer des Dachverbandes für Natur und Umweltschutz

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