Marienberg
Foto: Oswald Stimpfl
Ausflug | Ausflug der Woche

Zum Klosterhof Planöf im Obervinschgau

Bei einer einfachen Rundwanderung im äußersten Nordwesten des Landes lässt sich der Herbst in Südtirol von seiner schönsten Seite erleben.

Länge: 5,2 km

Gehzeit: 2 h

Höhenmeter: 200

Anfahrt: Von der Reschenpassstraße, der SS 40, nach Burgeis abfahren. Start: Burgeis, bei der Dorfeinfahrt an der Etschbrücke, 1.206 m. Auch mit Linienbus erreichbar, Fahrplan: www.sii.bz.it. 


Wir sind im äußersten Nordwesten von Südtirol unterwegs, Ziel ist der Klosterhof in der Nähe von Marienberg, der höchstgelegenen Abtei Europas und ein Konzentrat aus Kunst und Kultur, ein Besucherziel sondergleichen. Unser eigentliches Ziel ist jedoch nicht der Klosterkomplex, sondern der einstige Wirtschaftshof und nunmehrige Hofschank Planöf in der Nähe. Bei einer einfachen Rundwanderung liegen sowohl der Hofschank aus auch das Kloster am Weg.

Wir starten in Burgeis, an der Etschbrücke, gehen zwischen der Sennerei und der Raiffeisenkasse ins Dorfzentrum und biegen rechts auf den Dorfplatz mit dem Michaels-Brunnen ab. Schöne alte Häuser säumen die Dorfgasse. Wir verlassen das Dorf auf der Ausfallstraße nordwärts, Achtung, die Straße wird auch als Radweg genutzt. Nach 15 Minuten, bei den Resten eines alten Brückenpfeilers, an der Kreuzung mit der Sportzone, nehmen wir den Feldweg, der links bergauf geht (Markierung „Marienberg“, „Sonnensteig“) Er führt durch schütteren Lärchenwald und über Lichtungen und Weiden immer leicht bergauf und bergab in einer Hangquerung zum Kloster Marienberg. Der Blick über den Murkegel der Malser Haide, auf die Dächer von Burgeis und im Hintergrund die schneebedeckten Gipfel des Orters begleiten uns. Marienberg lohnt auf alle Fälle eine ausgiebige Besichtigung, auch das modere Klostercafè Invito lockt, aber wir sparen uns den Hunger für die nahe Einkehrstation, den Hofschank Planöf, auf. So wandern wir zum Süd Tor hinaus und fädeln unmittelbar danach den Feldweg ein, der zuerst kurz bergauf und dann fast eben zum einige Gehminuten entfernen großen Planöf-Hof führt. Für den Rückweg gehen wir von der Scheune des Hofes auf einem ebenen Wiesenweg zur nahen Autostraße nach Schlinig, überqueren diese und nehmen den Feldweg, der begab zum uralten St. Stephan-Kirchlein führt. Die Markierung Nr. 1 bringt uns auf dem Klostersteig zur mächtigen Fürstenburg und wieder nach Burgeis zurück.

Burgeis – Ein Bilderbuchdorf

Das typische rätoromanische Haufendorf wird von zwei mächtigen Gebäuden beschützt: Das wuchtige Kloster Marienberg war für den geistlichen Beistand zuständig, gleichzeitig waren ihm viele Bauern der Umgebung zinspflichtig. Auf der Fürstenburg residierte der Hauptmann der Churer Fürstbischöfe, welche ihrerseits im oberen Vinschgau Besitz und Rechte hatten. Wer durch die verwinkelten Gassen von Burgeis bummelt, wird kunsthistorisch interessante Details erkennen: Erker, Torbögen, Fresken und Freitreppen. 

Kloster Marienberg

Seit dem 12. Jh. leben in der höchstgelegenen Benediktinerabtei Europas auf 1.350 m westlich von Burgeis Mönche nach den Regeln des hl. Benedikt. Das Kloster war das kulturelle und geistige Zentrum des Obervinschgaus. Sehenswert sind die Stiftskirche, das moderne Museum und die prachtvollen Fresken mit Engeldarstellungen. Das Kloster gibt sich weltoffen, mit einem modernen gut geführten Klostercafé und Übernachtungsmöglichkeit im komfortablen Gästehaus. Schlinig 1, Mals, Tel. 0473 831306, www.marienberg.it

St. Stephan 

Die kleine Kirche von St. Stephan bei Marienberg reicht ins frühe Mittelalter zurück, sie gilt als die älteste Pfarrkirche im Obervinschgau und wurde bereits vor dem viel bekannteren Kloster Marienberg erbaut. Kirche und Friedhof wurden mustergültig renoviert, die Gräber und Grabsteine der Mönche und Äbte neu geordnet, es ergibt sich ein stimmiges Bild mit einer prächtigen Aussicht über den Vinschgau.
 


Einkehr

Hofschank Planöf

Vor rund 500 Jahren bauten die Mönche von Marienberg den großen Wirtschaftshof mit Stall und Scheune. Bis vor einem halben Jh. wohnten und wirtschafteten hier die bediensteten Knechte, er dient der Versorgung des Klosters mit Fleisch, Gemüse und Getreide. Auch die Wäsche wurde hier besorgt. Während die Knechte im Erdgeschoss Küche und Stube hatten, wurde für den Abt wurde im Obergeschoss eine Wohnung eingerichtet, sie hatte eine schön getäfelte Stube, eigene Küche und war ein Rückzugsort, der im Sommer genutzt wurde. 
2020 hat Helmut Moriggl mit Ehefrau Ulrike das ungenutzte Anwesen gepachtet, aufwändig umgebaut und darin einen stilvollen Hofschank eingerichtet. Im Sommer sitzen die Gäste auf der Gartenterrasse, bei kühlem Wetter ist in der Kechtstube im Erdgeschoss oder der Abtstube im Obergeschoss viel Platz. Dafür, dass Helmut ein Quereinsteiger in der Küche ist -er kochte nach seiner Aussage immer schon gerne, war aber beruflich am Bau tätig- kommen wenige einfache, gute Gerichte auf den Tisch, auf alle Fälle zu empfehlen sind die Planöf-Spaghetti mit geröstetem Speck, Lauch und Eigelb, eine Art rustikale "Carbonara". An Sonn- und Feiertage bereichert ein Braten das Menü. Für Lamm- und Kitzbraten ist Vorbestellung erwünscht. Das Fleisch von Schaf, Ziege und Schwein kommt aus der eigenen Haltung. Die Weinkarte ist schlank, aber ausgewogen, natürlich gehört dazu ein Lagrein vom Kloster Muri, das Nachbarkloster aus Bozen lässt grüßen. 
Schlinig 2 39024 Mals, Tel. 349 618 1121, von Do - So geöffnet, im Winter zwei Wochen Mitte Dezember geschlossen. Von 10 - 22 Uhr durchgehend warme Küche.