Staatsfeind Nr. 1
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Peter Kienesberger ist ein Art Teufel in Person. Der gelernte Elektrotechniker gilt je nach Anschauung als blutrünstiger Terrorist, als Master Mind der brutalsten Anschläge in den 1960er Jahren, oder auch als Mörder und Agent und Zuträger mehrerer Nachrichtendienste. Kienesberger ist vor allem für die italienische Öffentlichkeit ein Art Staatsfeind Nr. 1. Eine zwielichtige Figur, der man auch bei den Anschlägen der Terrorgruppe „Ein Tirol“ in den 1980er Jahren eine führende Rolle zuzuschreiben versuchte. Kienesberger war deshalb auch das Ziel mehrerer fehlgeschlagener illegalen Aktionen der italienischen Nachrichtedienste.
Über ihn geredet und geschrieben haben viele, mit ihm geredet haben aber nur wenige.
Ich habe Peter Kienesberger zwischen 1992 und seinem Tod 2015 rund ein Dutzend Mal zu Arbeitsgesprächen und Interviews getroffen. 2003 entstand dabei ein langes Interview über die Bombenjahre.
Es ist ein Zeitdokument eines der Protagonisten dieser Jahre. Kienesberger war ein akribischer und genauer Chronist der Terrorjahre. Immer wieder hat er mir im Laufe der Jahre Geschichten und Episoden aufgetischt, die ich als völlig hanebüchen und erfunden angesehen haben. Ein Großteil dieser Schilderungen hat sich aber Jahre später anhand noch nicht bekannter Akten und Dokumente als durchaus zutreffend und plausibel entpuppt.
Natürlich gibt es auch bei ihm Schutzbehauptungen, Auslassungen, bewusste Erinnerungslücken und Verdrehungen gewisser Tatsachen. Auch in diesem Interview. Dennoch halte ich Kienesbergers Schilderungen und Aussagen für eine Aufarbeitung der Geschichte der Südtiroler Attentate für wichtig und unerlässlich.„Viele haben über Peter Kienesberger geredet und geschrieben, mit ihm geredet haben aber nur wenige.“
Peter Kienesberger wird 1942 in Wels, Oberösterreich geboren. Er wächst in Gmunden auf. Im Sommer 1961 geht er nach Innsbruck und schließt sich dort dem Befreiungsausschuss Südtirol (BAS) an. Kienesberger ist gelernter Elektrotechniker und wird schon bald von den italienischen Behörden als eine Art technischer Kopf der brutalsten Anschläge angesehen.
Mehrmals in Österreich verhaftet, gilt er bis heute als Architekt und Täter des Anschlages auf der Porzescharte, wo im Juni 1967 ein italienischer Soldat und drei Angehörige einer Spezialeinheit des italienischen Heeres sterben. In Italien wird er vom Landesgericht in Florenz in Abwesenheit deshalb zu mehrfach lebenslanger Haft verurteilt. Vor österreichischen Gerichten erzielte Kienesberger in gleicher Sache, nach einer ersten Verurteilung, in der Berufung einen Freispruch.
Peter Kienesberger geht 1970 Jahre nach Deutschland, wo er politisches Asyl genießt und den rechten Verlag und Versand „Buchdienst Südtirol“ in Nürnberg aufbaut. Kienesberger ist auch der Kopf der Zeitschrift „Der Tiroler“, was ihm in Südtirol bis zu seinem Tod den Ruf als Hetzer gegen Italien und die Italiener einbringt.
Im ersten Teil seiner Erinnerungen schildert er, wie sein Südtirol-Engagement angefangen hat. -
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Bombenjahre: Die Geschichte der Südtirol-Attentate -