Gesellschaft | Alkohol

Nüchterner Jahresbeginn

Unter dem Motto #coolchallenge rufen die Autonome Provinz Bozen, der Südtiroler Sanitätsbetrieb und das Forum Prävention zu einem einmonatigen Alkoholverzicht auf.
Alkohol
Foto: Pexels
  • Nach den jährlichen Feierlichkeiten gegen Jahresende startete vorgestern der „Dry January“, eine Aktion, die weltweit Millionen von Teilnehmern zählt und in Südtirol im Rahmen der „CO,OL“ Kampagne stattfindet. Ziel ist es, die Menschen dazu anzuregen, ihren Alkoholkonsum zu überdenken und mit einer 30-tägigen Abstinenz Körper und Geist zu regenerieren, besser zu schlafen, Geld zu sparen und einen Neustart zu beginnen. 

    „Alkohol Prävention ist in Südtirol schon lange ein Thema“, meint Peter Koler, Direktor des Forums Prävention. Ihm zufolge sei es nicht leicht gewesen, diese im Land zu festigen. Mittlerweile jedoch sei der Gedanke, dass Alkohol nicht nur zum Genuss und zum Vergnügen da ist, sondern auch Probleme bringen kann, gut verbreitet. Man dürfe einfach nicht vergessen, dass Alkohol nicht nur Abhängigkeits-, Gewalt- und Arbeitsprobleme schaffen könne, sondern im Endeffekt auch ein Nervengift sei, so Koler. „Inzwischen ist es erwiesen, dass es einen starken Zusammenhang zwischen Alkohol und Tumorentwicklung“ gibt, erläutert der Psychologe. 

     

    „Alkohol Prävention ist in Südtirol schon lange ein Thema“.

     

    Auch Der Hoteliers- und Gastwirteverband (HGV) sowie lokale Produzenten von alkoholfreien Getränken unterstützen das Projekt. In Südtirol gebe es ein reichhaltiges Angebot an alkoholfreien Getränken, so die Organisatoren der Initiative. Des Weiteren werden auf der Internetseite der Kampagne sechs Tipps für einen genussvollen, alkoholfreien Getränkekonsum angeboten. 

    Nicht zuletzt wurde auch eine „WhatsApp“-Gruppe ins Leben gerufen. Nach dem Motto „Gemeinsam sind wir stark“ kann man sich dort Informationen und Ideen holen und auf andere Teilnehmer treffen. 

  • Trinkkultur

    „In Südtirol ist der Alkohol stark verankert. Sowohl kulturell als auch produktionstechnisch“, erklärt Koler. Damit verbunden sei demnach auch eine gesellschaftliche Toleranz sowohl für den Konsum als auch den Rausch vorhanden. Jene Menschen die keinen Alkohol trinken, müssten sich hingegen immer rechtfertigen und Ausreden finden. Ebenso wenig toleriert würden aber auch die Menschen, die ein Alkoholproblem haben. „Unsere Kampagne will deshalb einerseits auf die Risiken des Alkoholkonsums hinweisen, andererseits aber auch die gesellschaftliche Akzeptanz gegenüber denjenigen erhöhen, die, aus welchen Grund auch immer, nicht trinken“, so der Direktor des Forums Prävention. 

  • Einflussreicher Widerspruch

    Peter Koler: „Alkohol ist ein Genussmittel und das soll auch so bleiben“ Foto: Peter Koler

    Die Dry January „challenge“ ist mittlerweile international weit verbreitet. Hierbei trifft sie jedoch nicht nur auf Zuspruch. Gegenwind kommt zum Beispiel seitens des französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron. Dieser trinke, nach eigener Aussage, nämlich sowohl mittags als auch abends ein Glas Wein. Ein Abendessen ohne ein Gläschen finde er hingegen etwas trist. „Dass sogar Menschen vom Format wie Macron, die einen weiten Horizont besitzen, die Wichtigkeit und Sinnhaftigkeit einer solchen Aktion nicht erkennen, zeigt, wie stark die Alkohollobby ist“, bemängelt Peter Koler. Bei Macron hört die Kritik im Bezug Alkohol nicht auf. Auch Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni spricht sich zum Beispiel gegen einen Gesundheitshinweis auf der Rückseite von Alkoholflaschen aus. 

  • Gründe für einen Alkoholverzicht

    1. Dem Körper geht es besser: Das Immunsystem arbeitet effektiver, der Blutdruck sinkt, das Verdauungssystem wird gestärkt und die Hautqualität steigt.
    2. Das Krebsrisiko sinkt: Je geringer der Alkoholkonsum, desto geringer das Krebsrisiko
    3. Man spart Geld: Auch die Alkoholpreise sind gestiegen.
    4. Zeitgewinn: Wer weniger ausgeht oder in Bars unterwegs ist, hat mehr Zeit für Hobbies und andere Aktivitäten.
    5. Sicherheit auf der Straße: Ab 0,5 Promille ist das Reaktionsvermögen bereits verlangsamt. Die Unfallgefahr ist dann doppelt so hoch, wie im nüchternen Zustand.
    6. Positive Auswirkungen auf die Psyche: Erhöhte Motivation, geistige Klarheit und mehr Selbstbewusstsein. 
    7. Kein Abhängigkeitsrisiko: Knapp 15% der Bevölkerung sind abhängig oder verzeichnen einen problematischen Konsum.
    8. Besserer Schlaf: Man schläft ruhiger und die Schlafqualität nimmt zu. 
  • Als Vorreiter der Monats-Initiative gilt Finnland. Dort wurde bereits 1942 der „Sober January“ (nüchterner Januar) eingeführt. Die offizielle Kampagne des „trockenen“ Januars startete aber erst 2014 in England und breitete sich rasch auf weitere europäische Staaten aus. Eine Studie der Universität von Sussex aus dem Jahr 2019 zeigt, dass gut 70 Prozent der Teilnehmer Englands ihre Gesundheit verbessert hatten. Ganze 88 Prozent konnten Geld sparen und 58 Prozent erreichten sogar eine Gewichtsabnahme.