Wirtschaft | Blockchain

Gewissheit programmieren

Auf der EDCON 2017 in Paris trifft sich die eingeschworene Gemeinde einer technologischen Revolution. Roland Kofler war für Open Technologies dabei.
Hinweis: Dies ist ein Partner-Artikel und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
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Foto: Beijing Information Technology Co., Ltd Ling Titanium

Ungefähr 400 Personen, aus Europa und der Welt, finden sich auf der European Ethereum Developer Konferenz ein. Sie sind Hacker, Entrepreneure, Wissenschaftler und Investoren und wollen mehr über die jüngsten Entwicklungen in der Blockchainwelt erfahren. Mit der Erfindung von Bitcoin geboren, hat sich die Technologie in den letzten 2 Jahren rasant weiterentwickelt. Ethereum ist die am meisten fortgeschrittene Blockchain Technologie (Salto Community berichtete).

Die Blockchain ist heute eine technische Lösung für ein soziales Problem: wie können sich (1) unabhängigen Parteien über die (2) zukünftige Auslegung einer (3) Vereinbarung sicher sein?

Die gesellschaftliche Lösung dafür, die sich im Laufe der Geschichte herauskristallisiert hat besteht in der Entwicklung eines Vertragsrechtes und von Institutionen die dieses Vertragsrecht schützen. Die Blockchain hingegen erstellt technische Hürden die Programme zur getreuen Ausführung eines bestehendes Algorithmus zwingen, ohne dass darauf eingewirkt werden kann. Man kann das Programm nicht mehr einfach abschalten und dadurch kann ein solcher “Smart Contract” in einigen eingeschränkten Fällen als Vertragsersatz verwendet werden.

Stephan Karpischek präsentierte auf der Edcoin 2017 einen solchen Anwendungsfall: Parametrische Versicherungen. Diese zahlen eine Versicherungssumme immer dann aus wenn ein bestimmtes Ereignis eintritt, und sind dabei unabhängig von einer komplizierten Evaluation des Schadenfalls. Regnet es einen Monat nicht, bekommt der versicherte Landwirt eine Zahlung. Stefans Startup Etherisc will die Kostenbarriere von Versicherungen durch Blockchain Smart Contracts senken. Die Technologie könnte eines Tages Ernteausfälle in Entwicklungsländern extrem kostengünstig versichern.

Stephan Karpischek zeigt Etherisc

Der Politikwissenschaftler Louis Margot-Duclot arbeitet an einem Startup das Blockchain Lösungen für den öffentlichen Dienst bereitstellt. Er präsentiert an einen der Vorkonferenztagen seine Lösung für eine Blockchain basierte UNO. Mit dem Projekt UNO 2.0 nimmt er am Wettbewerb “New Shape Price” des Swedischen Milliardärs László Szombatfalvy teil.

 

Louis Margot-Duclot präsentiert UN2.0

 

Vitalik Buterin der Erfinder Ethereums referiert über die sich entwickelnde Disziplin der Cryptoökonomik, technoökonomische Systeme die mittels moderner Kryptographie und ökonomischen Gesetzmässigkeiten zu sozialer Koordination führen. Viele der Vorträge sind selbst für Eingeweihte nur schwer zugänglich, handelt es sich doch um eine wissenschaftlich technologische Revolution deren Theoriebildung erst in den Anfängen steckt.

Jeff Coleman von Ledger Labs erregt Aufsehen durch Überlegungen dass man Smart Contracts gar nicht mehr ausführen muss, man muss nur zeigen dass man es jederzeit könne und alle Vertragsparteien halten sich an die Vereinbarungen.

 

 

 

Nick Johnson von der Ethereum Foundation lanciert ein alternatives Domain Name System, das Ethereum Contracts und Peer to Peer Anwendungen eine URL zuweist. Dabei aber nur von Smart Contracts verwaltet wird. Eine erste dezentralisierte autonome Organisation.

Aber auch Südtiroler trifft man auf der EDCON. Walter P. ist ein Ethereum-Enthusiast der sich die Chance nicht entgehen ließ bei dem Spitzenereignis dabei zu sein. Beruflich sich damit zu beschäftigen kann er sich das aber noch nicht vorstellen. Wir stehen ganz am Anfang.

Offenlegung: der Autor berät Louis Margot-Duclot, Stephan Karpischek ist Teil seines Netzwerkes IBC.technology