Chronik | Olympia

Kasperltheater um die Winterolympiade

Keine Winterspiele für Südtirol: Turin, Mailand und Cortina kandidieren stattdessen gemeinsam. Mit fadenscheinigen Ausreden, sagt CONI-Präsident Gutweniger im Interview.
Gutweniger
Foto: saslong.org

salto.bz: Vergangene Woche kam das endgültige Aus für die Teilnahme Südtirols an der Winterolympiade 2026 – sie haben das als Witz bezeichnet. Warum?

Heinz Gutweniger, Präsident des Südtiroler Olympischen Komitees (CONI): Ja, Mailand, Turin und Cortina sind vom nationalen olympischen Komitee in Rom als Städte für die Olympiade auserkoren worden. So etwas hat es bisher noch nie gegeben: Die Städte liegen 500km weit auseinander und das internationale olympische Komitee (IOC) muss deren Kandidatur auch noch anerkennen. Südtirol ist somit aus der Auswahl herausgefallen.
 
Ist Südtirol ungerecht behandelt worden?
Wir haben eineinhalb Jahre lang mit Rom verhandelt und alle Voraussetzungen erfüllt, die das olympische Komitee wollte. Wir hätten in einer gemeinsamen Bewerbung mitgemacht und Antholz und Bozen als Austragungsorte zur Verfügung gestellt. Alles das war mit Rom abgesprochen, und jetzt werden wir aus der Presse informiert, dass Mailand und Turin mit Cortina zusammenarbeiten werden. Das ist doch ein Kasperletheater.
 
Was war der Grund für den Umschwung?
Wer weiß, was die Gründe dahinter sind. Offiziell heißt es, wir wären zu weit weg von Mailand und Turin, aber das ist doch lächerlich, von Cortina nach Antholz oder Bozen ist es ja viel kürzer als nach Mailand oder Turin. Das ist eine fadenscheinige Ausrede.
 
 
Laufen solche Entscheidungen transparent ab?
Die Entscheidung ist absolut transparent und wurde im Gremium in Rom öffentlich diskutiert und die Dossiers von Mailand, Turin und Cortina sind einsehbar – sie alle haben im Großen und Ganzen die Voraussetzungen, Olympia zu beherbergen.
Allerdings wollte das IOC die Spiele wieder raus aus den Städten und in die Berge bringen, deshalb wäre die Partnerschaft Südtirol-Cortina eigentlich perfekt gewesen. Auch weil wir die Infrastrukturen großteils bereitstellen hätten können – dass die jetzige Version der Kandidatur aber mit weniger als 350 Millionen auskommen sollen, so wie es im Plan steht, ist total unrealistisch.
 
Welche Chancen hat die italienische Kandidatur?
Trotz allem hat Italien gar keine schlechten Karten, Graz und Sion (Schweiz) haben ihre Kandidatur zurückgezogen, es bleiben also nur mehr Erzurum (Türkei), Calgary (Kanada) und Sapporo (Japan).  Aber es ist unwahrscheinlich, dass Japan so bald nach der Sommerolympiade wieder Austragungsort wird, und die Türkei will auch keiner wirklich als Standort haben.
Die Chancen für Italien sind also gut – aber ohne Südtirol. Für uns ist das eine "Watschen“, gerade weil auch Südtiroler Athleten so stark im Wintersport vertreten sind.
 
Wird Südtirol in nächster Zeit wieder mal eine Chance haben?
Wenn Italien jetzt genommen wird, dann ist es wieder für eine lange Zeit unwahrscheinlich. Ich jedenfalls werde das wohl nicht mehr erleben.