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Förderung klimafreundlicher Lebensweise

Österreich fördert mit dem Klimabonus klimaschonendes Verhalten und will seine Bevölkerung finanziell entlasten. Das Instrument gleicht Mehrkosten durch die CO₂-Bepreisung aus und belohnt nachhaltiges Handeln. Ziel ist ein Umdenken im nachhaltigen Handeln.
Klimabonus Österreich
Foto: BMK.at
  • Seit 2022 wird in Österreich der sogenannten Klimabonus als Teil der ökosozialen Steuerreform an die Bevölkerung ausgezahlt. Das finanzielle Entlastungspaket wurde geschnürt, um klimafreundliches Verhalten zu belohnen und ein Umdenken im nachhaltigen Verhalten zu fördern. Der Bonus ist ein zentraler Bestandteil der im Herbst 2021 beschlossenen Reform, die in Zusammenarbeit des Klimaschutzministeriums mit dem Finanzministerium umgesetzt wird. 

    Die Idee dahinter ist einfach: Wer klimaschonend lebt, spart nicht nur Geld, sondern hilft auch, die Umwelt für kommende Generationen zu bewahren. Ziel ist es, die Mehrkosten durch die CO₂-Bepreisung auszugleichen und den Ausstoß von Treibhausgasen durch Förderung der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel langfristig zu reduzieren. Die Auszahlung des Klimabonus erfolgt in Form von finanziellen Beträgen, die an die österreichische Bevölkerung zurückgegeben werden. Für viele Menschen in Österreich bedeutet der Klimabonus nicht nur eine finanzielle Erleichterung – er zeigt auch, dass nachhaltiges Verhalten tatsächlich belohnt werden kann. Besonders Familien oder Personen in ländlichen Gebieten spüren die Entlastung direkt. 

     

    „Menschen in gut angebundenen städtischen Gebieten erhalten 145 Euro, während jene in ländlicheren Regionen bis zu 290 Euro erhalten können.“

     

    Im Jahr 2024 wurde der Sockelbetrag des Klimabonus auf 145 Euro angehoben, mit einem Regionalausgleich, der die Unterschiede in der Infrastruktur und den öffentlichen Verkehrsanbindungen berücksichtigt. Die Höhe des Regionalausgleichs variiert somit je nach Wohnort: Die Auszahlungsstufen reichen von 145, 195, 245 Euro bis hin zu 290 Euro. Menschen mit guter Anbindung in städtischen Gebieten erhalten 145 Euro, während Bewohner ländlicher Regionen bis zu 290 Euro erhalten können. Diese Staffelung soll die unterschiedlichen Lebensrealitäten der Menschen in Österreich besser berücksichtigen und soziale Gerechtigkeit fördern.

  • CO₂-Bepreisung

    Unternehmen, die in Österreich Kraftstoffe herstellen oder importieren, zahlen eine Abgabe für ihre CO₂-Emissionen. Die CO₂-Bepreisung wurde in Österreich 2022 eingeführt und steigt bis 2025 auf 55 Euro pro Tonne. Der Klimabonus soll diese durch die CO₂-Bepreisung entstehenden Mehrkosten ausgleichen. Die Einnahmen werden an die Bevölkerung ausgezahlt.

  • Der Klimabonus ist für alle Menschen gedacht, die ihren Hauptwohnsitz in Österreich haben und im Anspruchsjahr mindestens 183 Tage im Land gemeldet waren. Nicht-österreichische Staatsbürger:innen müssen für den Anspruch einen rechtmäßigen Aufenthaltsstatus nachweisen können. Kinder unter 18 Jahren erhalten die Hälfte des Betrags, ebenso wie Menschen mit besonderen Bedürfnissen. Menschen mit Mobilitätseinschränkungen erhalten unabhängig vom Wohnort den vollen Betrag, was eine wichtige Maßnahme zur Förderung der Inklusion darstellt.

    Die Auszahlung für den Klimabonus 2024 begann im Herbst 2024 und soll bis zum Frühjahr 2025 abgeschlossen sein. Der Bonus wird automatisch ausgezahlt, ohne dass ein Antrag gestellt werden muss. Bei hinterlegten Kontodaten im FinanzOnline-System, wird der Betrag direkt überwiesen. Diese Auszahlung erfolgt ohne bürokratischen Aufwand und sorgt dafür, dass die Unterstützung direkt und schnell bei den Bürgern ankommt. Liegen keine Kontodaten vor, wird der Bonus in Form eines Gutscheins per Post zugestellt, der bei Partnerunternehmen eingelöst oder in Bargeld umgetauscht werden kann. Familien profitieren davon, dass der Bonus für Kinder direkt auf das Konto ausgezahlt wird, auf das auch die Familienbeihilfe eingeht.

  • Österreichische Klimabonus 2024: Eine regional gestaffelt Auszahlung soll unterschiedliche Lebensrealitäten in urbanen und ländlichen Regionen berücksichtigen. Die Einstufung wurde von der Statistik Austria vorgenommen. Foto: statistikaustria
  • Mehr als eine finanzielle Entlastung

    Österreich steht vor der Herausforderung, die Bevölkerung mitzunehmen – nicht nur finanziell, sondern auch durch kluge Maßnahmen, die langfristig Wirkung zeigen. Der Klimabonus ist ein erster Schritt hin zu einer klimafreundlicheren Gesellschaft. Er belohnt klimaschonendes Verhalten und fördert den Umstieg auf umweltfreundliche Mobilität, etwa durch das KlimaTicket und Investitionen in den Ausbau des Schienennetzes. Somit soll die Bevölkerung nicht nur direkt durch den Klimabonus, sondern auch durch langfristige Verbesserungen im Bereich der Mobilität und des Klimaschutzes davon profitieren.

  • Auszahlung Klimabonus: Der Betrag wird entweder direkt überwiesen oder per Post als Gutschein zugesendet. Foto: BMK/Perwein

    Trotz der positiven Ansätze gibt es Kritikpunkte, da der Bonus nicht direkt an das Einkommen der Empfänger gekoppelt ist. So profitieren auch Menschen mit höherem Einkommen in einkommensschwachen Regionen, was die Zielgenauigkeit der Maßnahme infrage stellt. Darüber hinaus wird der Klimabonus ab einem Jahreseinkommen von 66.612 Euro als steuerpflichtiges Einkommen behandelt, was in der Praxis zu einer zusätzlichen Belastung führen kann. Für Haushalte, die ohnehin am finanziellen Limit sind, kann eine unerwartete Steuerlast durch den Klimabonus zu echten Problemen führen. Haushalte, die den Bonus für Konsumausgaben verwenden, könnte somit die nachträgliche Steuerlast problematisch sein.

     

    „Förderung von Elektromobilität und energieeffizienten Technologien sei, um das Ziel der Klimaneutralität langfristig zu erreichen.“

     

    Zudem steht die Frage im Raum, ob der Klimabonus allein ausreicht, um nachhaltige Verhaltensänderungen zu bewirken. Neben diesem Bonus seien weitere Maßnahmen wie die Förderung von Elektromobilität und energieeffizienten Technologien notwendig, um das Ziel der Klimaneutralität langfristig zu erreichen. Der Klimabonus sei ein erster Schritt, müsse jedoch von umfassenderen Reformen begleitet werden, um langfristige ökologische Ziele zu erreichen.

  • Und in Italien?

    Während Österreich mit dem Klimabonus auf eine unkomplizierte, direkte Auszahlung an die Bevölkerung setzt, verfolgt Italien einen projektorientierteren Ansatz. Hier können Bürger:innen mit dem „Superbonus“ steuerliche Abzüge von bis zu 110 % für energetische Gebäudesanierungen erhalten. Dieser Ansatz verlangt Eigeninitiative und erschwert vor allem einkommensschwächeren Haushalten den Zugang. Im Vergleich dazu bietet Österreichs Modell durch die automatische Auszahlung des Klimabonus eine breitere soziale Inklusion. Befürworter:innen des italienischen Modells argumentieren jedoch, dass es langfristige, nachhaltige Investitionen in den Klimaschutz anregt, während das österreichische Modell auf schnelle, allgemeine Entlastung abzielt. Beide Ansätze spiegeln unterschiedliche politische und gesellschaftliche Prioritäten sowie Verwaltungsansätze in den beiden Ländern wider.