Wirtschaft | Neue Arbeit

Voucher - das kleinere Übel?

Während Gewerkschafter Sturm gegen den massiven Anstieg der Nutzung von Vouchern laufen, entgegnet lvh-Vizepräsident Haller: “Lieber Voucher als Schwarzarbeit.”

“Voucherisierung” – ein neues Unwort geistert seit kurzem durch den Südtiroler Sprachgebrauch. Damit bezeichnen Befürworter wie Gegner das Phänomen, immer mehr Dienstleistungsschecks (“Voucher” oder auch “Arbeitsstundengutscheine”) für die Bezahlung von gelegentlicher Arbeit zu verwenden. 2015 wurden allein in Südtirol 3,2 Millionen Voucher ausgegeben. Unsere Provinz liegt damit italienweit auf dem 6. Platz was die Voucher-Nutzung betrifft. Das geht aus einer Studie der Gewerkschaft UIL hervor. Der hiesige Ableger läuft Sturm gegen das “Wachsen dieses extrem prekären ‘Arbeitsphänomes’” und “dieser Form von an die Spitze getriebener Flexibilisierung, Verunsicherung und Verschlechterung der Arbeitsqualität und Beschäftigung”. So beschreibt der Vize-Landessekretär der UIL-SGK Christian Troger in einer Aussendung seine Kritik an der “Voucherisierung”.

Ganz anders sieht man es beim Wirtschaftsverband für Handwerk und Dienstleister lvh. Im Gegenteil: “Ein legales Arbeitsverhältnis ist eindeutig der Schwarzarbeit vorzuziehen”, meint lvh-Vizepräsident Martin Haller. Besonders für junge Menschen stellten die Voucher ein einfaches und praktisches Instrument dar, für gelegentliche Arbeitsleistungen entlohnt zu werden. Vor allem in einem Land wie Italien sei diese Tatsache nachvollziehbar, so Haller: “Wo 39,3 Prozent Jugendarbeitslosigkeit herrscht, sind gerade Gelegenheitsjobs eine gute Möglichkeit, Geld zu verdienen, vor allem aber auch in Kontakt mit potentiellen Arbeitgebern zu kommen.“ Die Zunahme der Voucher-Nutzung zeige nur, dass die Arbeit legal und korrekt ausgeführt werde. “In Italien ist die Schwarzarbeit und Schattenwirtschaft ein großes Problem. Rund 900.000 Unternehmen, sprich zwei Drittel des gesamten italienischen Handwerks, leiden unter der illegalen Schwarzwirtschaft. Durch die Voucher kann ein Teil davon nachweislich ausgebremst werden”, so Haller. “Es stimmt, dass in Italien viele sinnlose Gesetze erlassen werden, in diesem Fall sollten wir aber die positiven Aspekte und Auswirkungen hervorheben. Fälle der Ausreizung wird es auch hier geben, aber deshalb sollte man nicht das ganze System in Frage stellen”, so Haller.