Reinhold und Yeti wie Romeo und Julia
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Der Abend mit Line Hoven und Jochen Schmidt, einem in der Arbeit zwischen Ost-Berlin und Hamburg Autor und Illustratorin zusammengekommenem Paar, wurde in Zusammenarbeit mit ZeLT in die Brixner Dekadenz geholt. Wir waren am Samstag-Abend in Brixen, auch Sonntag-Abend ging das Duo auf die Bühne. Für eine Literaturveranstaltung ob des leichten Themas sehr gut besucht, durften sich Hoven und Schmidt über gute Stimmung im Saal freuen. Zum Hochzeitsmarsch und mit passenden Pärchen-Jacken betrat man die Bühne, versprach, dass dies schon der beste Teil des Abends gewesen sei.
Was folgen sollte war eine passend dilettantische Powerpoint-Präsentation, das sprachliche Ping-Pong-Spiel eines seit 20 Jahren eingespieltem Team und die Illustrationen von Hoven zu denen Schmidt es übernimmt, beide Stimmen zu machen. An zwei verschiedenen Mikrophonen, von denen eines einen Pitch-Shift Richtung Piepse-Stimme, das andere Richtung Bass verschob. Beginnend bei Romina Power und Al Bano legte man Pärchen humorvolle Quengeleien in den Mund, die so absurd sind, dass sie wieder glaubhaft sind.
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Mit Goethe und Schiller, Batman und Robin, Max und Moritz, Bud Spencer und Terence Hill, sowie dem Messner Reinhold und „seinem“ Yeti war die Paardefinition keine hetero-normative, sondern eine recht männerlastige, wenn auch nicht immer eine ganz ernst gemeinte. Für den Streit der Pärchen machte es kaum einen Unterschied, ob es sich nun um eine hetero-cis Beziehung handelte, oder eine die unter dem Schutz des Regenbogens stand. Auch diese Normalisierung von Humor - und ein Lachen mit- statt übereinander - kann viel dazu beitragen, andere Konzepte von Liebe zu normalisieren. Besonders zwischen Messner und Yeti wurde die Metapher ins Absurde überdehnt: Der Yeti wirft dem Reinhold vor sich für ihn zu schämen und ihn vor der Welt zu verstecken, Parallelen zu einem Pärchen, in dem einer noch vor dem Coming-Out steht, drängen sich auf.
Überraschend war lediglich, dass man, obwohl man den Reinhold ins Programm reinholte, dann in Sachen Terrence Hill nicht ganz auf dem Laufenden war. Ob man diesen - weit ist es nicht mehr nach Innichen - auch in Brixen kennen würde? An der Bar ließ man sich nach getaner Arbeit vom Publikum zu „Un passo dal cielo“ aufklären.
Dabei ist es schwer, dem Charme der beiden Bühnenkünstler nicht zumindest ein Stück weit zu erliegen, zumal man sich auf der Bühne auch selbst an und abmoderieren, sowie kommentieren kann. Gerade lacht man noch über die Absurdität der geheimen Beziehung zwischen dem Rekordbergsteiger und der Sagengestalt, dann weist die Illustratorin uns auf die Zahl der Zehen hin, die sie in ihrer Kratzung dem Bergsteiger gelassen hat. Die von ihr bevorzugte Technik ist der Schabkarton, die Illustrationen in Schwarz und Weiß erinnernd bestechend an Holzschnitte.
Allerhand Tangentielles zur Liebe kam auch zur Sprache, etwa das Verschwinden von überdramatischen Buchcovern bei Groschenromanen, oder auch die alten Fragen, was einen am Partner stört und was man an ihm oder ihr schätzt. Für diese beiden Fragen ging jeweils ein Poesie-Album reihum auch den Saal. Wir sind uns sicher, dass sich auch das dritte Buch des Paars (Nach „Paargespräche“ und „Paargespräche - Together Forever“) fast von selbst schreiben wird. Auch bei der Lesung in der Dekadenz kamen Beispiele aus vergangenen Wortspenden des Publikums zu Beziehungen zur Sprache. Teilweise sind Beziehungen wirklich ein Quell für Missverständnisse und die können im besten Fall auch als Chance für Humor verstanden werden, oder, frei und sehr viel nach Goethe und Schiller: „Man kann Recht haben, oder glücklich sein.“