Wirtschaft | Arbeitsmarkt

Brücke zwischen den Generationen

Wenn ältere Arbeitnehmer einen Gang zurückschalten, entsteht neuer Raum für junge Menschen: Dieser Gedanke steht hinter dem Projekt Generationenbrücke, des ASGB und der ASGB-Jugend. Doch funktioniert eine solche Brücke auch?

Die steigende Jugendarbeitslosigkeit in Südtirol mit der Möglichkeit zu bekämpfen, die letzten Arbeitsjahre in Teilzeit zu arbeiten: Dieses ehrgeizige Ziel steht hinter der Initiative Generationenbrücke. Vorbild für die Initiative ist laut ASGB-Chef Tony Tschenett die Region Lombardei, wo im vergangenen Dezember ein entsprechender Vertrag zwischen dem Unternehmerverband, Gewerkschaften und der öffentlichen Hand geschlossen wurde. Demnach können Arbeitnehmer in den letzten drei Jahren vor Rentenantritt einen 50-prozentigen Teilzeitarbeitsvertrag beantragen und erhalten die Differenz bei den Rentenbeiträgen von der Region. Im Gegenzug verpflichtet sich der jeweilige Betrieb, einen Jugendlichen zwischen 18 und 29 Jahren unbefristet oder mittels eines Lehrlingsvertrages einzustellen.  

Für Tschnett ein ideales Instrument, um zwei Fliegen mit einem Schlag zu treffen. „Denn die bisher beschlossenen Maßnahmen gegen die Jugendarbeitslosigkeit reichen sicherlich nicht aus“, sagt er. Gleichzeitig sei die Altersteilzeit, die es in Nachbarländern wie Österreich oder Deutschland bereits gäbe, gerade angesichts des steigenden Rentenalters eine gute Lösung.

Ende März verschickte der ASGB den Vorschlag bereits an alle Mitglieder des Landtags, die Südtiroler Freiheit und die BürgerUnion brachten bereits einen diesbezüglichen Beschlussantrag ein. In den nächsten Wochen will Tschnett das Projekt möglichen Partnern vorstellen – vom Unternehmerverband bis zu Regionalassessorin Stocker.

Zweifel an Umsetzbarkeit

Auch in der Abteilung Arbeit gibt es Interesse für das lombardische Experiment. Allerdings hegt Direktor Helmut Sinn auch Zweifel an seiner Umsetzbarkeit. Nicht nur was die rechtlichen Voraussetzungen betrifft, die nicht so einfach zu regeln wären. Vor allem geht die schöne Rechnung, Alter macht Platz für Jungend, laut den Untersuchungen der Experten in der Abteilung Arbeit bei weitem nicht immer auf.

„Da wir bei jugendlichen Arbeitslosen vielfach das Problem mangelnder Sprachkenntnisse und Qualifikationen haben, funktioniert der Ersatz älterer Arbeitnehmer nicht so einfach.“  Vielmehr habe eine Untersuchung gezeigt, dass der Generationswechsel auf Südtirols Arbeitsmarkt nicht über direkt zusammenhängende Ströme ablaufe. Denn während die Pensionierung vor allem von zeitlichen Voraussetzungen abhänge, hängen Neuanstellungen stark mit der konjunkurellen Lage zusammen. „Und in der momentanen Krise nutzen viele Unternehmen die Penisonierungen, um ihren Personalstand zu reduzieren“, so Sinn.