Alles nur Theater?

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Landesrat Phillip Achammer und die Präsidentin der Vereinigten Bühnen Bozen Judith Gögele fanden bei der heutigen Pressekonferenz keine feinen Worte für den aktuellen Vizelandeshauptmann von Südtirol, der sich gestern – nach Speckskandal, Museion-Geschwafel, Lehrerinnen-Demütigung oder einem zufälligen Fackelumzug mit Rechtsextremen – zum erneuten Mal ins Fettnäpfchen bewegte um für populistisch ungute Stimmung im Land zu sorgen, nachdem er die Regenbogenfahne und die ganzen Menschen, denen die Zeichensetzung wichtig erscheint, mit seinem Minimum an Macht argumentationsfrei abkanzelte.
In der italienischsprachigen Kulturszene herrscht laut Informationen von SALTO Beklommenheit und großes Bedauern zu den Entwicklungen. Nicht erst seit gestern. Nicht von gestern, sondern von heute war im Waaghaus natürlich die Katze, die aus dem Sack gelassen wurde: das Programm der Spielzeit 2025/26!
Nachdem Rai-Koordinator Zeno Braitenberg zur Zusammenarbeit TV und Theater berichtete führten Dramaturgin Elisabeth Thaler und Intendant Rudolf Frey in die diversen Stücke und Kooperationen ein. In einem der Stücke wird ea auch – passend zur Sommersaison – ums Schwimmen gehen. Auch wenn metaphorisch ums Mitschwimmen. Mit Fabian oder der Gang vor die Hunde kommt Erich Kästners fulminante Beschreibung der Kulturlandschaft vor einem Jahrhundert auf die Bühne, Regie wird Sarantos Georgios Zervoulakos führen, der bereits beim Stück Vor Sonnenaufgang einen alten Text in heißer Aufmachung und eine noch hitzigere Inszenierung auf die Studiobühne brachte. Während man sich für den Kästner-Klassiker noch in Geduld üben muss, ist ein wahrer Theater-Klassiker bereits im Herbst zu sehen: König Lear.
Die neue Spielzeit wurde übrigens von Dramaturg Daniel Theuring mitgestaltet, der heute nicht anwesend war. „Er verlegt seinen Standort wieder zurück nach Deutschland“, hieß es, und dass im Herbst sein Nachfolger oder seine Nachfolgerin bekannt gegeben werde.
Ein Stück über Körperlichkeit, über die Wahrnehmung des eigenen Körpers, die gesellschaftliche Wahrnehmung und über Sprachlosigkeit – und die Suche nach einer eigenen Sprache.
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Eröffnet wird die Saison erneut mit einer Kooperation mit dem Festival Transart. Nach dem großen Nesterval-Erfolg Die 7 Tage von Mariahaim im vergangenen Jahr wird heuer L’Addition im Stanglerhof in Völs am Schlern gezeigt. „Das Grundprinzip des Stücks ist ein Gasthaus oder Restaurant. Zwei Figuren stehen vor einem roten Vorhang – der eine ist Gast, der andere Kellner. Es wird ein Glas Wein bestellt, das bezahlt werden soll. Diese Situation wird bis ins Unendliche durchdekliniert und dabei Machtstrukturen bis ins kleinste Detail verhandelt."
Eine weitere Zusammenarbeit mit Transart ist Krake, das als überdimensionierte Riesenkrake im NOI-Techpark sowohl Groß als auch Klein belustigen wird. Nach König Lear im Oktober – inszeniert von Rudolf Frey und mit der Südtirolerin Gerti Drassl auf der Bühne – folgt im November das Familienstück Alice im Wunderland.
Im Februar soll Vanja von Simon Stephens mit Schauspielgröße Tobias Moretti folgen.
Im Dezember kommt die Uraufführung Magdalene, ma dai, eine Koproduktion mit dem Stadt- und Multschermuseum Sterzing sowie dem Vigil-Raber-Kuratorium. Das Konzept zu diesem Michael-Gaismair-Stück aus weiblicher Perspektive stammt von Michaela Stolte, Regie führt Michaela Senn, der Text stammt von Maria C. Hilber. Mit Blutbuch von Kim de l’Horizon starten die Vereinigten Bühnen Bozen ins neue Jahr. „Ein Stück über Körperlichkeit, über die Wahrnehmung des eigenen Körpers, die gesellschaftliche Wahrnehmung und über Sprachlosigkeit – und die Suche nach einer eigenen Sprache“, so Elisabeth Thaler. Nach Kästners Fabian im Februar soll Vanja von Simon Stephens mit Schauspielgröße Tobias Moretti folgen. Aufgrund von Filmaufnahmen steht der genaue Termin allerdings noch nicht fest.
Fix ist hingegen die Koproduktion mit dem Südtiroler Theaterverband: Möglichkeitsmenschen. Alle, die Theater lieben und mitmachen möchten, können sich bis zum 10. Oktober beim Theater melden.
In Zusammenarbeit mit der Stiftung Haydn und der Bürgerkapelle Gries endet die Spielzeit im Mai 2026 mit dem Klassiker Im weißen Rössl. Dort heißt es unter anderem: „Liebe ist nichts für Feiglinge.“ Vielleicht erscheint dann auch Vizelandeshauptmann Galateo – ob noch im Amt oder bereits enthoben.