Politik | Feierlichkeit

“Schützen wir die Alpen vor uns selbst”

Am Freitag wurden in Salzburg 25 Jahre Alpenkonvention gefeiert. Generalsekretär Markus Reiterer rief zum Nach- und Umdenken auf – vor allem in der Wirtschaft.
Alpenkonvention-1991
Foto: 7. November 1991. Foto: CIPRA

Um den einzigartigen Natur-, Kultur-, Lebens- und Wirtschaftsraum, den die Alpen darstellen, zu bewahren und die Interessen der 14 Millionen Menschen, denen die Alpen eine Heimat bietet zu vertreten, unterzeichneten Deutschland, Frankreich, Italien, Liechtenstein, Monaco, Österreich, Schweiz und Slowenien vor 25 Jahren die Alpenkonvention. In Salzburg trafen sich am 7. November 1991 die Umweltminister der sieben Alpenländer mit der damaligen Europäischen Gemeinschaft (EG), um das internationale Abkommen zu besiegeln. Ein Vierteljahrhundert später trafen sich am heutigen Freitag, 4. November, politische Vertreter aller Mitglieder der Alpenkonvention in der Mozartstadt, um das 25-jährige Bestehen zu feiern. Im Rahmen der Veranstaltung übernahm Österreich den Vorsitz der Alpenkonvention von Deutschland. Die Schwerpunkte, auf die sich Österreich während der Präsidentschaft in den nächsten zwei Jahren konzentrieren will, sind: die Rolle der Frau in Bergregionen, Verkehr und Mobilität, Berglandwirtschaft und Bergwald, Naturschutz, Wasser, Klimawandel, Energie und Naturgefahren.

In seiner Festrede erinnerte der Generalsekretär der Alpenkonvention, Markus Reiterer, an die Bedeutung, die das völkerrechtlich verbindliche Abkommen nach wie vor hat. Verkehr, Landwirtschaft, Energie, Natur und Umwelt sind einige der zentralen Themen, mit denen sich die Alpenkonvention beschäftigt. Daran, wie schwer es ist, die unterschiedlichen geopolitischen Interessen der einzelnen Mitgliedsstaaten auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen, erinnerte Reiterer anhand des Beispiels Verkehr: 20 Jahre habe es gedauert, bis Italien und die EU das Verkehrsprotokoll der Alpenkonvention – eines der wichtigsten Dokumente des Bündnisses bisher – ratifizierten.

“Denken wir an die Wichtigkeit, die Natur und die Landschaft unserer wunderschönen und so sensiblen Region zu schützen – auch vor uns selbst!”
(Markus Reiterer)

Den Herausforderungen, die sich den Alpenregionen böten, und die sich im Laufe der vergangenen 25 Jahre kaum geändert hätten, müsse man sich gemeinsam stellen, betonte Reiterer. Und schwor die anwesenden Gäste darauf ein, die Zeichen der Zeit zu erkennen und sich anzupassen. Neben der besonderen Herausforderung Klimwandel – mit Blick auf das Pariser Klimaabkommen, das just am 4. November in Kraft getreten ist, erinnerte Reiterer daran, dass der Klimawandel den Alpenraum “stärker als andere Regionen” betrifft – gelte es vor allem, die Art und Weise zu überdenken, “wie wir in Zukunft Wirtschaft treiben werden”, meinte der Generalsekretär. Vor allem für den Wintertourismus sei es Zeit, umzudenken, so Reiterer.

“In Zeiten drastisch sinkender natürlicher Schneesicherheit, muss uns das derzeit laufende Streben um mehr Pistenkilometer, größere und höhere Skigebiete Anlass dazu geben, die verwendeten betrieblichen Ansätze zu überdenken und politisches Leadership zu zeigen. Dieses leadership kann auch darin bestehen, klar zu machen, dass ‘more of the same’ – ein mehr desselben – in Zeiten massiver Änderungen nicht die richtige Antwort sein kann. Die Alpen und ihre Menschen sind kreativer als das; sie sind innovativer! Aber diese Innovation muss man zulassen, muss man pflegen – zum Wohle der Menschen unseres Lebensraumes, aber auch des Lebensraumes selbst.”
(Markus Reiterer)

Für Südtirol war Umweltlandesrat und Landeshauptmannstellvertreter Richard Theiner in Salzburg vertreten. Im Laufe der Feier betonte er, dass die grenzüberschreitende Zusammenarbeit vor allem im Hinblick auf die nachhaltige Entwicklung der Berggebeite von strategischem Interesse sei – auch um der Abwanderung der Bevölkerung aus peripheren und strukturschwachen Gebieten der Alpen entgegen zu wirken.