Gesellschaft | Medien
Prekäre Verhältnisse

Foto: upi
„Wir mussten ein Zeichen setzten“, sagt der Redakteur, „und es ist gut, dass wir das gemeinsam mit den Trentiner Kollegen getan haben“. Eine Kollegin assistiert: „Die Situation ist so nicht mehr tragbar.“
In der Redaktion des Corriere dell'Alto Adige und seines Schwesterblattes Corriere del Trentino gehen die Wogen hoch. Der Grund ist die Personalpolitik der Herausgeber. Seit Monaten kocht der Konflikt im Stillen, jetzt ist er aber offen ausgebrochen.
Am vergangenen Sonntag haben beide Redaktionen gestreikt und die Lokalbeilagen sind nicht erschienen. Zudem werden die Journalisten eine Woche lang ihre Artikel nicht zeichnen. Wie angeheizt die Stimmung ist, zeigt eine Mitteilung des Redaktionskomitees. Dort heißt es: „Auf diese Weise wollen wir unser Unbehagen darüber ausdrücken, dass wir schon seit allzu lange als anonyme Teile eines Mosaiks angesehen werden, das vor allem aus Kürzungen und völlig unklaren Zukunftsaussichten besteht.“
Am vergangenen Sonntag haben beide Redaktionen gestreikt und die Lokalbeilagen sind nicht erschienen. Zudem werden die Journalisten eine Woche lang ihre Artikel nicht zeichnen. Wie angeheizt die Stimmung ist, zeigt eine Mitteilung des Redaktionskomitees. Dort heißt es: „Auf diese Weise wollen wir unser Unbehagen darüber ausdrücken, dass wir schon seit allzu lange als anonyme Teile eines Mosaiks angesehen werden, das vor allem aus Kürzungen und völlig unklaren Zukunftsaussichten besteht.“
„Auf diese Weise wollen wir unser Unbehagen darüber ausdrücken, dass wir schon seit allzu lange als anonyme Teile eines Mosaiks angesehen werden, das vor allem aus Kürzungen und völlig unklaren Zukunftsaussichten besteht.“
Prekäre Arbeitsverhältnisse
Harte Worte, die aber einen konkreten Hintergrund und Auslöser haben. In Bozen ist es der Fall der leitenden Wirtschaftsredakteurin. Die Trentiner Journalistin arbeitet seit fast 3 Jahren für den Corriere. Seitdem hatte sie insgesamt 14 verschiedene Verträge. Immer auf Zeit. Jetzt ist ihr letzter befristeter Vertrag ausgelaufen. Weil die Journalistin die Wirtschaftsseite gestaltet, war man der Meinung, dass ihr Prekariat endlich endet. Doch weit gefehlt. Der Arbeitgeber hat ihr jetzt eine neuen Zeitvertrag angeboten: Befristet auf einen Monat.
Denn die Journalist hat bereits insgesamt 35 Monate in einem solche prekären Arbeitsverhältnis verbracht. Nach dem Jobsact sind solche Zeitverträge aber nur für maximal 36 Monate möglich. Überschreitet man diese drei Jahre wird daraus automatisch eine feste Anstellung. Das will die RCS Gruppe aber verhindern. Ähnlich die Situation in Trient. Dort hat man zwei Journalistinnen, die Part time arbeiten, ihren Vertrag für zwei Monate verlängert.
Die neuen Beilagen
Innerhalb der Redaktionen hat man für diese Vorgangsweise der Herausgeber eine ebenso logische, wie beunruhigende Erklärung. Die RCS-Gruppe hat italienweit sechs solcher regionaler Beilagen. Neben Bozen und Trient gibt es noch den „Corriere del Mezzogiorno“, den „Corriere del Veneto“, den „Corriere di Bologna“ und den „Corriere Fiorentino“.
Seit langen plant man zwei weitere neue regionale Beilagen. Eine im Piemont und eine in Friaul. Der neue Haupteigentümer der RCS-Mediagroup Urbano Cairo hat zwar große Ausbaupläne angekündigt, doch will man in der Sparte der Regionalbeilagen keine zusätzlichen Journalisten mehr einstellen.
Das heißt, dass aus den 132 Angestellten, die derzeit die sechs Regionalbeilagen gestalten, ein Teil abgezogen und für die zwei Neugründungen verwendet werden sollen. Bis die Entscheidung gefallen ist, wer versetzt wird, will der Arbeitgeber keine längerfristigen Arbeitsverträge mehr abschließen.
Das heißt: Man behandelt die Journalisten wie Marionetten, die man notfalls verstellen kann.
Genau dagegen wehren sich jetzt die Redaktionen.
Stimme zu, um die Kommentare zu lesen - oder auch selbst zu kommentieren. Du kannst Deine Zustimmung jederzeit wieder zurücknehmen.