Gesellschaft | Welttag Hebammen

"Südtirol braucht eine Hebammenkultur"

Singen und Tanzen für den ältesten Beruf der Welt. Zwei Flashmobs in Bozen zum gestrigen Welttag der Hebammen.
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Foto: Foto: Salto.bz

Nicht zu übersehen waren Freitagvormittag die roten Shirts und Lufballons auf dem Waltherplatz und auf dem Obstmarkt. Eltern, Kinder und Hebammen aus ganz Südtirol kamen zusammen, um auf die Situation der Berufsgruppe aufmerksam zu machen. Zum Song „Wir sind eins“, komponiert 2014 anlässlich des Familienfestivals 360° im Haus der Familie am Ritten, wurde getanzt und gesungen. 209 eingetragene Hebammen und Geburtshelfer gibt es zurzeit in Südtirol, die jährlich rund 5.000 Geburten begleiten. Trotzdem verliere der Beruf an Bedeutung und Klarheit, so heißt es im offiziellen Statement aus dem Kollegium der Hebammen.

„Wir möchten Frauen unterstützen und das die Mammis wissen, dass wir Hebammen da sind“ verkündetet eine Hebamme aus dem Brixner Krankenhaus. Sie seien unterbesetzt und könnten die Betreuung, so wie sie sie gerne machen würden, oft nicht gewährleisten, bedauerte ihre Kollegin. Auch Hebamme Hannah Plieger war gekommen um sich dafür einzusetzen, „dass wieder eine Kultur der Hebammen in Südtirol entsteht“. Es müsse verstanden werden, wie wichtig eine gute Begleitung der Familien sei. Unterstützung bekam sie dabei auch von vielen anwesenden Eltern. „Meine Hebamme hat so viel Wertvolles in meiner Schwangerschaft geleistet“, berichtete eine Mutter. Auch ihren älteren Töchtern hätte sie erstmal die Hebamme empfohlen, als es um den ersten Frauenarzttermin ging. Hebammen seien für sie nicht nur Geburtshelferinnen, sondern „Rundumbetreuerinnen“. Auch für den Vater war es beruhigend, dass sie die Hebamme während der „komplizierten Schwangerschaft“ seiner Frau als Unterstützung zur Seite hatten. „Man hat halt eine gewisse Unsicherheit. Gerade wenn es Komplikationen gibt weiß man überhaupt nicht wie man damit umgehen soll. Es ist einfach super wenn du weißt, da ist jemand den kann ich sofort anrufen und fragen, auch mitten in der Nacht.“

 

Laut Hannah Plieger sollte es auch ganz normal sein, dass eine Frau oder eine Familie von einer Hebamme begleitet wird, da diese sehr viel „auffangen kann“. Eine Schwangerschaft ist „etwas ganz natürliches und normales“, oft benötigt es aber auch Hilfe von außen. Besonders beim ersten Kind oder wenn die werdenden Mütter keine sonstige Unterstützung haben, weiß sie aus eigener Erfahrung. „Manchmal braucht es auch nur ein Gespräch, das wie das beste Medikament wirkt“, so die Hebamme. Ihre Freundin, Tochter einer Hebamme, die auch zur Unterstützung gekommen war, bewunderte immer wie ihre Mutter über Jahre soviel „Herzblut in die Arbeit und die Geburtstation gesteckt hatte“ und wie wichtig dieser Beruf sei. Sie wünsche sich daher, dass die Vor- und Nachsorge sowie Hausbesuche durch die Hebammen auch weiterhin stattfinden und dass sich Frauen und Mütter gegenseitig unterstützen und diese Begleitung „einfordern“ und an andere „weiterleiten“. Es sei sehr schade, dass es in Südtirol noch nicht so angekommen ist, während der Schwangerschaft eine Hebmanne aufzusuchen, so Hannah Plieger. Das liege daran, dass die Gesundheitssysteme und Krankenkassen hierzulande diese Art der Vorsorge noch nicht unterstützen. Familien müssen „aus eigener Tasche“ eine freiberufliche Hebamme bezahlen, erklärte die Hebamme. (Zum Vergleich: In Deutschland und Österreich wird dieser Dienst von den Krankenkassen übernommen) „Wir müssen kämpfen und haben noch einen langen Weg vor uns“. 

Diesen Kampf führt die Präsidentin des Hebammenverbandes Astrid Di Bella schon seit neun Jahren, gibt aber trotzdem nicht auf: „Ich wünsche mir, dass wir es gemeinsam schaffen, so wie wir heute hier sind, was zu verändern. Solche Momente geben immer  wieder Kraft und ich hoffe, dass wir für die Geburtenhilfe und für die Frauen eine bessere Zukunft auch in Südtirol schaffen!“

 

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Karl Trojer Sa., 06.05.2017 - 11:13

Den sehr kinder.u.frauengerechten sowie wackeren Hebammen meine Anerkennung, Sympatie und Unterstützung !

Sa., 06.05.2017 - 11:13 Permalink
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Michael Bockhorni Sa., 06.05.2017 - 11:43

Leider übernehmen die Krankenkassen in Österreich nicht die gesamten Kosten, aber doch einiges: http://www.hebammen.at/eltern/kosten/. Ganz toll ist auch die Möglichkeit, dass Hebammen sowohl im Krankenhaus als auch freiberuflich arbeiten können und im Falle einer Hausgeburt sofort "übersiedeln" können, wenn dies im Geburtsverlauf notwendig ist und die Eltern auch im Krankenhaus weiter begleiten können.

Sa., 06.05.2017 - 11:43 Permalink