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Arnika – Wenn die Blume zur Faust wird

Arnica montana, auch Bergwohlverleih genannt, klingt erstmal nach einem kuscheligen Kräutlein aus der Bergapotheke – doch weit gefehlt.
Arnika Kräuterwissen
Foto: Tamara Seyr
  • Arnika ist kein Kraut für Zartbesaitete. Diese leuchtend gelbe Schönheit aus den Alpen hat es faustdick in den Blüten. Sie ist die Pflanze der blauen Flecken, der schmerzhaften Stürze und der angeschlagenen Egos. Und wer einmal Bekanntschaft mit einer Arnika-Tinktur nach dem Zehen-Anstoßen gemacht hat, weiß: Diese Blume hat heilende Superkräfte – aber bitte nur äußerlich. 

  • Wirkstoffe: Geballte Pflanzenpower

    Arnika gehört zur Familie der Korbblütler (Asteraceae) und wächst bevorzugt auf mageren Bergwiesen in Höhenlagen bis über 2.000 Meter. Die medizinisch wirksamen Bestandteile stecken vor allem in den Blüten. Und was für eine Mischung das ist! 

  • Die wichtigsten Inhaltsstoffe

    Sesquiterpenlactone (v. a. Helenalin): Hauptverantwortlich für die entzündungshemmende Wirkung – aber auch für die Toxizität. 

    Flavonoide: Unterstützen die Wirkung durch antioxidative Eigenschaften. 

    Ätherisches Öl: Gibt der Arnika ihren unverwechselbaren Duft und wirkt zusätzlich antimikrobiell. 

    Cumarine: Blutverdünnend und durchblutungsfördernd. 

    Triterpene und Carotinoide: Zellschützend und regenerationsfördernd. Klugscheißerwissen am Rande: Der Gehalt an Helenalin variiert stark je nach Standort der Pflanze. Arnika aus spanischen Höhenlagen kann bis zu doppelt so viel enthalten wie ihre deutschen Schwestern. Mehr ist aber nicht unbedingt besser – Stichwort Nebenwirkungen. 

  • Wirkung: Erste Hilfe aus der Natur

    Arnika wirkt in erster Linie entzündungshemmend, abschwellend, schmerzlindernd und durchblutungsfördernd. Sie ist ein bewährter 

    Klassiker bei:

    • Prellungen, Verstauchungen, Zerrungen 

    • Blutergüssen (Hämatomen) 

    • Insektenstichen 

    • Muskelschmerzen 

    • Rheumatischen Beschwerden 

    • Nach Operationen zur Förderung der Wundheilung (äußerlich!) 

    Besonders beliebt sind Arnika-Gele, Salben oder Tinkturen zur Anwendung nach Sportverletzungen – nicht umsonst ist Arnika das inoffizielle Maskottchen vieler Hausapotheken und Wandergruppen. 

  • Anwendung: Nur gucken, nicht schlucken!

    So wunderbar Arnika äußerlich wirkt – innerlich ist sie tabu! Frische Arnikapflanzen enthalten giftige Stoffe, und schon kleine Mengen können zu Vergiftungserscheinungen führen. Deshalb gilt: äußerlich top – innerlich flop. 

  • Typische Darreichungsformen:

    Tinktur: Mit Wasser verdünnt für Umschläge. 

    Salbe/Gel: Direkt auf die betroffene Stelle auftragen. 

    Homöopathie: In stark verdünnter Form auch innerlich, z. B. als Arnica D6 oder D12. 


    Wichtig: Nie auf offene Wunden auftragen, da Arnika die Haut reizen  kann – und bitte auch nicht länger als 2 Wochen am Stück anwenden. Wer auf Korbblütler allergisch reagiert, sollte ebenfalls die Finger davon lassen. 

  • Nebenwirkungen: Wenn’s zu viel des Guten wird

    Arnika ist stark – aber nicht zimperlich. Bei falscher Anwendung kann es zu Hautreizungen, Allergien oder gar Kontaktdermatitis kommen. 


    Innerlich eingenommen drohen: 

    • Übelkeit, Erbrechen, Durchfall• Herzrhythmusstörungen 

    • Atemnot 

    • Kreislaufkollaps 

    Klingt dramatisch? Ist es auch. Deshalb der klugscheißerisch gut gemeinte Rat: Arnika ist kein Tee, sondern eine Medizin. Immer mit Bedacht und nach Anleitung verwenden. 

  • Arnika in der Volksheilkunde: Ein Kräutlein mit Geschichte

    Schon im Mittelalter war Arnika bekannt – damals unter Namen wie “Engelblume”, “Wundkraut” oder “Fallkraut” (ein Hinweis auf ihre Anwendung bei Stürzen). Hildegard von Bingen erwähnte sie zwar nicht direkt, doch Paracelsus war ein Fan der „Kräfte der Bergblumen“. In den Alpenländern war Arnika über Jahrhunderte fester Bestandteil der Hausmedizin – vor allem bei Bauern, die oft wenig anderes zur Verfügung hatten als das, was auf den Wiesen wuchs. 

  • Fazit: Keine Kuschelpflanze – aber eine, die hilft

    Arnika ist das Paradebeispiel für eine Heilpflanze mit Charakter: Sie wirkt, aber sie fordert auch Respekt. Ihre Anwendung muss mit Wissen und Vorsicht geschehen – dann aber kann sie Wunder wirken bei allerlei Blessuren des Alltags. 

    Und wenn dich das nächste Mal jemand fragt, warum du eine gelbe Blume im Rucksack hast, kannst du mit einem souveränen: „Das ist Arnika – die natürliche Antwort auf blaue Flecken!“ kontern. 

  • Kurz und bündig:

    Botanischer Name: Arnica montana 

    Wirkung: Entzündungshemmend, schmerzlindernd, abschwellend 

    Anwendung: Äußerlich bei Prellungen, Muskelkater, Insektenstichen 

    Nebenwirkungen: Allergien, Hautreizungen – innerlich giftig! 

    Klugscheißerfaktor: Helenalin macht die Wirkung – und das Risiko