Progress: Leerstände nutzen!

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Auch die Hauptziele des neuen Gemeindeentwicklungsprogrammes (GEP) für Raum und Landschaft sind die Begrenzung des Flächenverbrauchs und der Schutz bzw. die Erhaltung der Natur. Es müssen dabei auch alle Leerstände einer Gemeinde erhoben werden und für dessen Wiedernutzung Ziele samt Fristen festlegt werden!
In vollem Gange ist die Ausarbeitung dieses Programmes derzeit auch in der Gemeinde Brixen und die geplante Rodung des sehr wertvollen Ökosystems Auwald (64 Vogelarten brüten dort, darunter auch 7 Arten der Roten Liste!!) in der Industriezone steht daher im krassen Gegensatz zu den Vorgaben des Gemeindeentwicklungsprogrammes!
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Erhebung der Leerstände
Mit Beschluss der Landesregierung Nr. 344 vom 17. Mai 2022 wurden die Richtlinien für die Erhebung der leerstehenden Gebäude und Flächen genehmigt. Im ersten Absatz steht folgendes: Das Landesgesetz Nr. 9 vom 10. Juli 2018, „Raum und Landschaft“, sieht im Zuge der Ausarbeitung des Gemeindeentwicklungsprogrammes im Artikel 51, Absatz 5, Buchstabe c) die Erhebung der leerstehenden Gebäude und der vorhandenen ungenutzten oder aufgelassenen erschlossenen Flächen und die Festlegung der Ziele und Fristen für deren Wiederverwendung vor.
Weiters steht im Absatz 9: Bei den ungenutzten gewidmeten Flächen sind all jene Flächen zu erheben, welche seit einem Jahr unbebaut sind beziehungsweise nicht gemäß der Widmung genutzt werden.
Absatz 11: Für die Erhebung des Leerstandes ist die Anlage B verpflichtend zu verwenden und auszufüllen.
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Umweltinstitut ISPRA „ehrt“ wieder Brixen
Die beim Südtiroler Gemeindenverband angesiedelte „Plattform Land“ gibt periodisch die Daten des Südtiroler Flächenverbrauchs, ermittelt vom nationalen Umweltinstitut ISPRA, bekannt. Demnach ist die Gemeinde Brixen nach 2016/17 erneut Versiegelungs-„Spitzenreiter“ des Bienniums 2022/23 mit insgesamt 6 Hektar neu betonierter Fläche, siehe letzter Absatz: https://salto.bz/it/article/08012025/sudtirolo-bocciato-sul-consumo-di-suolo
Laut Klimaplan Südtirol soll bis 2040 die Neuversiegelung von Flächen auf null reduziert werden, was allerdings mit diesen Daten sehr schwierig werden dürfte!
Weiters steht in diesem Klimaplan unter Punkt 5.12 – Aktionsfeld langfristige CO2 Senken: Umwidmungen von Waldflächen reduzieren und Grüninseln bewahren!
Die Problematik der Bodenversiegelung war auch im Mittelpunkt der Kundgebung „STOP BETON“ am 7. Juni in Brixen. Auch Salto hat darüber berichtet: https://salto.bz/de/article/13062025/brixens-gruenes-dilemma
Die Bischofsstadt wurde gerade deshalb ausgewählt, weil dort die Rodung des Auwaldes schon lange die Gemüter erhitzt und auch aufgrund der zweimaligen „ISPRA-Auszeichnung“ für Brixen.
Bei der Sitzung des Brixner Gemeinderates wurde kürzlich bzw. am 26. Juni ein Beschlussantrag des Team K betreffend Ausarbeitung eines Programmes zur Bodenentsiegelung angenommen, nachdem dieser im Vorjahr noch abgelehnt wurde. Es sollen nun geeignete Flächen dafür im Gemeindegebiet ausfindig gemacht werden. Zu diesem sehr positiven Ansatz steht die geplante Rodung des Auwaldes im krassen Gegensatz!!
Es stellt sich auch die Frage, wieso die Firma Progress so hartnäckig auf den Auwald beharrt, wo es doch im Süden von Brixen drei riesige Leerstände gibt, die allesamt schon seit über 10 Jahren bestehen. Dazu muss man allerdings auch die Vorgeschichte wissen. Habe diese bereits einmal auf Salto beschrieben, siehe "Greenwashing made in Brixen" | SALTO
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Der faule Deal
Wir Mitglieder vom Team Auwald „beschäftigen“ uns mittlerweile seit bald sechs Jahren mit diesem sogenannten „Deal“ bzw. die Genehmigung zur Rodung des wertvollen Vogelhabitats und CO2-Speichers in der Brixner Industriezone, wenn dafür im Gegenzug die Millander Au in eine Bauschutt- und Mülldeponie mit Altölvorkommen bzw. in eine stark pestizidbelastete Obstplantage erweitert wird. Ob dieses Projekt aufgrund dieser großen Verunreinigungen überhaupt gelingen kann, steht natürlich auf einem anderen Blatt!
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Die Leerstände
In den Unterlagen zur Progress-Bauleitplanänderung, die im Juli des Vorjahres in der Abteilung 28 des Landes hinterlegt wurden, wird nicht weniger als vier!! Mal erwähnt, dass man schon mehrere Jahre im Raum Brixen nach einer geeigneten Fläche für das neue Betriebsgebäude gesucht hat, aber nicht fündig geworden ist. Angesichts der drei seit über zehn Jahren bestehenden Leerstände südlich der Bischofsstadt fragt man sich ernsthaft, wie lange man die Öffentlichkeit noch an der Nase herumführen will?
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Ex-Holz Magagna Areal
Diese riesige Freifläche in der Brixner Industriezone zwischen dem Bauhof des Landes-Straßendienstes und des Kampan-Gewerbehauses liegt bereits seit über 10 Jahren brach.
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Die österreichische Firma TTTech hatte im Jahre 2022 schon alle behördlichen Genehmigungen für den Bau eines Innovations-Campus mit drei sehr hohen Gebäuden auf diesem Gelände. Es war bereits ein riesiger Bagger der Firma Terra Mix vor Ort und dieser hätte sollen den Untergrund der Baufläche bearbeiten. Doch es tat sich nichts und in den Medien stand dann, dass die Firma in Österreich keinen Bankkredit mehr erhalten würde und somit wurde alles eingestellt. Der Bagger hat das Gelände inzwischen längst schon wieder verlassen. Mittlerweile wuchern auf dem weitläufigen Gelände hohes Gras bzw. Stauden und die Bauzäune Richtung Julius-Durst-Straße sind größtenteils eingestürzt. Nur ein langsam verrottendes Bauplakat erinnert noch an die großen Pläne von TTTech.
Für die Firma Progress wäre dieses Areal sicherlich am idealsten, weil die Fläche komplett leer dasteht und aus den Zeiten der Holz Magagna Firma bereits komplett erschlossen ist.
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Freifläche vor der Firma Alupress
Dort wo seit dem Vorjahr ein riesiger Parkplatz besteht, war früher die holzverarbeitende Firma „Corradi Legnami“ beheimatet. Nachdem diese weggezogen ist, wurde auch die dortige Straße nach Norden verlegt und mit Beschluss des Brixner Stadtrates Nr. 481 vom 7.12.2022 die Bauleitplanänderung von Gemeindestraße Typ „C“ in Gewerbegebiet D1 vollzogen.
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Erworben hat diesen Grund zwischen der Alfred-Amonn-Straße und der Julius-Durst-Straße dann die Firma Alupress. Dass jetzt auf dieser riesigen Fläche nur Autos parken, passt sicherlich auch nicht zur neuen urbanistischen Zweckbindung „Gewerbegebiet“. Es gab allerdings auch Gerüchte, dass Alupress dort ein neues Betriebsgebäude für die Produktion von Bestandteilen für Elektroautos bauen möchte. Durch die große Krise im Automotive-Sektor (Intercable im Pustertal hat unlängst sogar 50!! Arbeiter entlassen) wurden diese Pläne aber inzwischen längst wieder ad acta gelegt! Sagte doch auch der CEO von Alupress, Harald Oberrauch, in der März-Ausgabe des Brixners: „Natürlich haben wir einen Umsatzrückgang verzeichnet, den wir aber durch den Abbau von Urlauben und Schließtagen ausgleichen konnten“.
Aus obgenannten Gründen ist daher ein neues Alupress-Betriebsgebäude sehr unwahrscheinlich und die Firma Progress könnte diese riesige Fläche erwerben und darauf ihr geplantes Gebäude für 3D-Beton-Drucker, nur hundert Meter nördlich ihres Firmensitzes, bauen. Die Autos der Mitarbeiter beider Firmen könnten dann problemlos unterirdisch geparkt werden! Wie sagte doch bereits vor Jahren der ex-Präsident des Unternehmerverbandes Heiner Oberrauch: „Wir müssen im Sinne der Nachhaltigkeit vermehrt unterirdisch bauen“. Gesehen habe ich bisher in Südtirol wenig davon, denn es sprießen massenhaft neue Gewerbegebäude in die Höhe!
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Gelände des ehemaligen Gasthof Ziggler
Dieses riesige Areal im Süden der Mahr ist bereits im Besitz der Firma Progress. In den Medien stand vor Jahren, dass man dorthin den Baumarkt, welcher derzeit am Hauptsitz in der Julius-Durst-Straße 100 liegt, verlegen will. Zu sehen ist davon allerdings noch nichts! Schon seit längerem parken dort nur riesige Lastwagen und es sind auch einige Bagger und Sandhäufen dort.
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Platz für das neue 3D-Beton-Drucker Gebäude wäre dort sicherlich auch genug. Zudem könnte die Firma Progress auch das derzeitige Maisfeld nördlich der angrenzenden Firma Weico erwerben. Ideal ist auch die Zufahrt für dieses Gelände direkt von der Brenner-Staatsstraße bzw. vom Kreisverkehr aus, der auch nach Albeins und zur Brixner Industriezone führt.
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Das Land Südtirol muss einspringen
Sollte effektiv einer dieser drei Leerstände von der Firma Progress bebaut werden, müsste natürlich das Land Südtirol einspringen bzw. den Auwald in der Industriezone der Firma Progress abkaufen und dann endgültig als Biotop ausweisen. Das hat übrigens bereits im Jahre 2018 die Umweltgruppe Eisacktal unter ihrem damaligen Präsidenten Andreas Hilpold gefordert, als ein kleiner Teil des Waldes im Süden für den Bau des Viropa-Gebäudes gerodet wurde, siehe vorletzter Absatz:
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Finanziert werden könnte der Ankauf des Auwaldes mit dem Fond, welchen Umwelt-Landesrat Peter Brunner bereits im Vorjahr eingerichtet hat und der mit einer Million Euro ausgestattet wurde. https://tourismus.provinz.bz.it/de/news/biotope-landesregierung-genehmigt-kriterien-fur-den-ankauf
Der Auwald in der Brixner Industriezone würde genau die Kriterien erfüllen, welche die Vergabe von diesen Beiträgen ermöglicht und zwar „es muss einen durch das Naturschutzgesetz (LG Nr. 6/2010) geschützten Lebensraum darstellen oder sensible Tier- und Pflanzenarten beherbergen, die durch das Naturschutzgesetz, die Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH) oder die Vogelschutzrichtlinie der EU geschützt sind oder durch Renaturierung in einen geeigneten Lebensraum umgewandelt werden können".
Mit diesen Geldern wurde bekanntlich im Dezember 2024 bereits das Biotop Galizien in Leifers angekauft, siehe auch Details letzter Absatz: https://news.provincia.bz.it/de/news/flachenubertragungen-an-gemeinden-und-kauf-des-biotops-galizien
Bekanntlich hat die Firma Progress bereits im Jahre 2019 die Auwaldrodung-Ausgleichsfläche, bzw. eine 1,5 Hektar große Obstplantage im Süden der Millander Au, erworben. Laut Angaben in den Bauleitplan-Unterlagen soll diese Fläche nach Abschluss der Renaturierungsarbeiten und der Fertigstellung des neuen Progress-Betriebsgebäudes in der Industriezone, an die Gemeinde übergehen.
Sollte aber die Firma Progress nicht an der Stelle des Auwaldes bauen dürfen, wird man wahrscheinlich die Ausgleichsfläche in der Millander Au nicht mehr der Gemeinde überlassen bzw. diese dann wahrscheinlich verkaufen. In diesem Falle könnte das Grundstück von der Gemeinde Brixen mit Geldern des PNNR-Fonds, mit EU-Geldern (EFRE) oder mit Umweltgeldern des Kraftwerks Hachl und des BBT angekauft und auch renaturiert werden. Gelder des Kraftwerks Hachl waren übrigens bereits vor 6 Jahren im Gespräch für die Renaturierung des Progress-Grundes in der Millander Au.
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Win-Win-Situation für Natur und Wirtschaft
Der Brixner Umwelt-Stadtrat Peter Natter sagte kürzlich in einem Salto Artikel https://salto.bz/de/article/13062025/brixens-gruenes-dilemma folgendes: „Wenn das Projekt scheitert, fällt auch die Erweiterung des Biotops weg – und es ist kaum vorstellbar, dass Progress das Gelände der Gemeinde schenkt“. Ich finde hingegen, dass das übertriebene Panikmache ist, bzw. man will wohl uns vom Team Auwald schon jetzt als „Verhinderer“ bloßstellen, sollte der sehr fragwürdige „Auwald-Deal“ nicht nach Plan laufen!!
Ich sage hingegen, dass man beides erreichen kann: den Auwald in der Industriezone erhalten beziehungsweise im Sinne des neuen EU-Gesetzes renaturieren und zugleich die Millander Au erweitern. Natürlich muss die Firma Progress dann einen von den drei oben beschriebenen Leerständen nutzen!
Resümee: Am Ende wäre das Einlenken der Firma Progress und die Bereitschaft des Landes, das „Umdenken“ finanziell zu unterstützen, eine Win-Win-Situation für Natur und Wirtschaft! Es braucht nur den Willen aller Beteiligten, dann ist es auch machbar. Davon bin ich überzeugt!!