Sven ist online
-
„Ach, was muss man oft von bösen Kindern hören oder lesen!“ Dieser Satz stammt aus Wilhelm Buschs berühmter Bildergeschichte Max und Moritz. Von Raymond (Pettibon) und Sven (Sachsalber) stammen hingegen die seit heute im Museion in Bozen gezeigten Zeichnungen zu Buschs Flegelfiguren. Die unvollendete Serie aus dem Jahr 2019 dokumentiert den künstlerischen Dialog zwischen Raymond Pettibon, der in den 1980er-Jahren im Umfeld der kalifornischen Punk-Bewegung bekannt wurde und bereits 2003 in Südtirol Zeichnungen präsentierte, und dem früh verstorbenen Künstler und einstigen Skirennfahrer Sven Sachsalber.
-
Mit neuen Sprüchen versehen: Max und Moritz nach Raymond Pettibon und Sven Sachsalber. Foto: Museion (Pettibon/Sachsalber)Unmittelbar bevor für Sachsalber eine vielversprechende internationale Karriere hätte beginnen sollen, verstarb er 2020 plötzlich und unerwartet. Sein Werk sei „mutig, poetisch, manchmal absurd, vor allem aber immer radikal persönlich“, meinte Museion-Präsidentin Marion Piffer Damiani bei der heutigen Vorstellung einer kleinen Ausstellung, einer Publikation sowie des online einsehbaren Forschungsprojekts. Große Aufmerksamkeit erlangte er mit einer Performance in Paris, wo er eine Nadel im Heuhaufen suchte und fand.
Seit heute um 10 Uhr kann auf der Webseite des Museion das Werk des Künstlers recherchiert werden.
2014 stellte Sachsalber bereits im Museion aus: Er zeigte einen weißen Kubus, der nur kniend und gebückt betreten werden konnte – also einen „Raum, der eine bestimmte Haltung erfordert hat“, so Piffer Damiani. Im Inneren waren – als „eine Art künstlerische Familienaufstellung“ – ein Porträt des Künstlers und seines Vaters sowie weitere Malereien zu sehen. Nach der Präsidentin überbrachte Alexandra Pan Grußworte aus der Kulturabteilung und persönliche Erinnerungen an den Künstler. „Wir hatten eine besondere Beziehung zu ihm“, erinnerte Pan, „einfach weil er uns teilhaben ließ. Er hat uns immer wieder spontan im Amt besucht.“
Eine besondere Herausforderung sei es gewesen, die vielen Beziehungen und Verbindungen zu dokumentieren, erklärte Museion-Projektleiterin Elena Bini, da diese persönlich und emotional geprägt waren und sich über die Zeit verändern. „Seit heute um 10 Uhr kann auf der Webseite des Museion das Werk des Künstlers recherchiert werden.“ Die Arbeiten von Sven Sachsalber stehen jedoch nicht nur online – und in ständiger Erweiterung – zur Verfügung, sondern erscheinen auch in einer Publikation (Gestaltung: Claudia Polizzi), für die die Kuratorinnen Lisa Mazza und Simone Mair von BAU (Institut für zeitgenössische Kunstproduktion) verantwortlich zeichnen.
Sogar der sonst unsichtbare Klabautermann Pumuckl grüßt von der Wand und schaut auf die Sachsalber-Zeichnungen zu Max und Moritz.
„Sven hatte keine Webseite, das heißt, wir haben tatsächlich bei Null angefangen“, berichtete Lisa Mazza über die langsam, aber kontinuierlich voranschreitende Aufarbeitung und Katalogisierung von Sachsalbers Werk. Neben dem Werkverzeichnis entstanden Gespräche mit über 30 Personen – wichtigen Wegbegleiterinnen und Wegbegleitern des Künstlers. „Es war uns wichtig, diese Stimmen hineinzubringen und dieses Erinnern als eine kollektive Erzählung zu gestalten, anstatt die Recherche nur auf unseren eigenen Blick zu reduzieren“, betonte Mazza.Anschließend wurde die in sechs Teile gegliederte und ebenfalls von Claudia Polizzi gestaltete Ausstellung eröffnet – mit einer Timeline zu Sachsalbers künstlerischem Leben, mit Archivmaterialien, Dokumenten und digitalisierten Werken. Sogar der sonst unsichtbare Klabautermann Pumuckl grüßte von der Wand und schaute auf die Sachsalber-Zeichnungen zu Max und Moritz – versehen mit den punkigen Sprüchen aus Pettibons Feder. God Save Sven Sachsalber.
Weitere Artikel zum Thema
Kultur | Salto AfternoonAuthentizität der künstlerischen Geste
Kultur | Salto WeekendFreunde im Bunker besuchen
Politik | Arte in trasfertaVon Händen, die schaffen und nichts können
Stimme zu, um die Kommentare zu lesen - oder auch selbst zu kommentieren. Du kannst Deine Zustimmung jederzeit wieder zurücknehmen.