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Trikots ohne Italien

Die Südtiroler Freiheit fordert in einem Beschlussantrag im Landtag, eine volle Sportautonomie und das Tragen von Trikots ohne staatliche Symbole für Südtirols Sportler.
Sinner
Foto: Sposito/FITP
  • Los von Rom: Dieses politische Credo überstrahlt bei der Südtiroler Freiheit alles.
    Nur so ist es verständlich, dass Bernhard Zimmerhofer, Sven Knoll, Hannes Rabensteiner und Myriam Atz Tammerle jetzt im Südtiroler Landtag einen Beschlussantrag eingebracht haben, der die internationale Sportwelt auf den Kopf stellen soll.
    Unter dem Titel „Süd-Tirols Sportler in neutralen Trikots“ fordert die vier Abgeordneten der Südtiroler Freiheit nicht nur eine „vollständige Sportautonomie“ für Südtirol, sondern auch eine Ausnahmebestimmung für die Südtiroler Sportler. Im Beschlussantrag heißt es:

    „Die Landesregierung wird beauftragt, sich bei den zuständigen Stellen dafür einzusetzen, dass als Übergangslösung bis zur Sportautonomie den Süd-Tiroler Sportlern bei ihren Wettkämpfen das Tragen von neutralen Trikots (ohne staatliche Symbole) gestattet wird.“

    Der Erstunterzeichner des Beschlussantrags, Bernhard Zimmerhofer, blendet die Zeit politisch damit um zehn Jahre zurück. Er hatte als Landtagsabgeordneter bereits im Januar 2014 einen Beschlussantrag eingereicht, der die Übernahme der Südtiroler Sportler vom Staatsdienst in den Landesdienst vorsah. 
    Die Landesregierung hat diesen Beschlussantrag aber abgelehnt mit der Begründung, dass der Landeshauptmann dieses Anliegen persönlich in Rom vorbringen werde. Am 4. Dezember 2014 fand in Rom ein Treffen zwischen Landeshauptmann Arno Kompatscher und dem Präsidenten des „Comitato Olimpico Nazionale Italiano“ (CONI), Giovanni Malagò, statt. „Doch geht aus einer Aussendung des Landeshauptmanns nicht hervor, dass über die Sportautonomie verhandelt worden wäre“, erinnern sich die Einbringer jetzt im eingebrachten Beschlussantrag. Deshalb unternimmt man jetzt einen zweiten Anlauf.

  • Erstunterzeichner Bernhard Zimmerhofer: Südtiroler Eigenweg mit fatalen Folgen. Foto: Seehauserfoto
  • Dabei ist die Umsetzung dieses Antrages völlig aussichtlos. Denn nicht nur der Staat wird sich diesen Bestrebungen energisch widersetzen, sondern auch das IOC wird diese Verletzung der internationalen Regeln kaum tolerieren. Denn eine Anerkennung Südtirols als eigenständige Sportnation würde eine weltweite Lawine von nationalen Absetzungsbewegungen auslösen.

     

    „Eine Anerkennung Südtirols als eigenständige Sportnation würde eine weltweite Lawine von nationalen Absetzungsbewegungen auslösen.“

     

    Der Versuch einen Südtiroler Eigenweg ohne IOC oder CONI durchzusetzen, hätte für Südtirols Sportler fatale Folgen. Kein Südtiroler Athlet könnte mit jener „neutralen Position“, die die Südtiroler Freiheit fordert, bei Weltcup-Rennen, bei internationalen Meisterschaften oder bei Olympia starten. 
    Zudem scheint die geforderte Sportautonomie nicht wirklich durchdacht zu sein. Sie hätte nachhaltige Folgen für den Landeshaushalt. Jeder Südtiroler Spitzensportler kostet das CONI und den zuständigen Verband rund 100.000 Euro im Jahr. Rechnet man die Südtiroler und Südtirolerinnen, die an der Weltspitze mitfahren zusammen, kann man sich ausrechnen, mit welcher Summe damit der Landeshaushalt belastet würde.
    Vor diesem Hintergrund wird dieser Vorschlag der Südtiroler Freiheit weder unter den betroffenen Sportlerinnen und Sportlern noch im Landtag auf große Zustimmung stoßen.