Politik | Mobilität

Ausweg aus dem Endlos-Stau?

Stau ist im Überetsch tägliche Realität. Eine durchgehende Bus-Vorzugsspur von Eppan bis Bozen soll den Verkehr entlasten, Busfahren beschleunigen und attraktiver machen.
Vorzugsspur Wahrnthal_Überetsch
Foto: Mobilitätsressort/Autonome Provinz Bozen
  • Täglich passieren rund 25.000 Fahrzeuge die Zählstelle am Verkehrsknoten Pillhof zwischen Eppan und Bozen. Davon beläuft sich der Anteil der PKWs auf circa 80 Prozent – der Großteil davon ist nur mit einer Person besetzt. Das Hauptproblem ist also nicht der Schwerverkehr, sondern der Individualverkehr bzw. der tägliche Pendlerverkehr. Beinahe täglich kommt es hier, insbesondere während der morgendlichen Stoßzeiten, zu Stausituationen. Grund dafür ist das hohe Verkehrsaufkommen und die daraus resultierende Überlastung der nur zweispurig befahrbaren Straße.

    Um als Eppaner oder Kalterer morgens nach Bozen zu kommen, muss man sich auf mehrere Kilometer Stau gefasst machen. Fährt man mit dem eigenen PKW in die Landeshauptstadt, kann man zwischen verschiedene Stauschlangen entscheiden, denn die Verkehrsprobleme machen nicht nach Pillhof halt, sondern ziehen sich bis im Bozner Stadtzentrum. Wählt man hingegen die Expresslinie, kann man nach Pillhof, wo eine Vorzugsspur beginnt, an den stehenden Autos vorbeifahren. Doch auch bei den Expresslinien kommt es zu Verspätungen, da sie auf der zweispurigen Boznerstraße genauso wie die Privatfahrzeuge gezwungen sind, im Schildkrötentakt weiterzufahren.

  • Zwei Wege zur Lösung

    Das Verkehrsproblem im Überetsch ist seit Jahren bekannt. Um es zu lösen, gab es zwei Lösungsansätze, wie Mobilitätslandesrat Daniel Alfreider auf Nachfrage von SALTO erklärte. Ein weiterer Ausbau der Straße, dies würde nur noch mehr anziehen, wurde verworfen, so konzentrierte man sich auf die Potenzierung des öffentlichen Nahverkehrs bzw. hatte man sich für die Ausarbeitung der öffentlichen Mobilität entschieden – und tut dies nach wie vor. Diese soll auch eine Einschränkung des Individualverkehrs bewirken, was wiederum den Lärm und die Abgase reduzieren sollte und somit auch die nachhaltigere Alternative wäre.

  • Von der Tram bis zum Metrobus: Ein Rückblick auf Lösungsvorschläge

    Bereits 2008 stellten die Vertreter der betroffenen Gemeinden Landeshauptmann Luis Durnwalder und Mobilitätslandesrat Thomas Widmann eine Machbarkeitsstudie zum Tram-Projekt, der Überetsch und Bozen umweltfreundlich verbinden sollte, vor. Wahrscheinlich verschwand dieses Projekt aufgrund der hohen Baukosten in der Schublade. Das gleiche Schicksal teilte das Projekt der MiniMetro der Leitner AG, die eine seilgezogene, gummibereifte Bahn zwischen Kaltern und Bozen vorsah. 

    Im Jahr 2012 wurde die Expresslinie eingeführt, die damals noch im Halbstundentakt zwischen Kaltern und Bozen unterwegs war. Im darauffolgenden Jahr wurde das Metrobus-Projekt klar definiert und es wurde beschlossen, in neun Baulose unterteilt, schrittweise zu realisieren. Im Zuge des Projekts wurden mehr Expressbusse, die jeweils 130 Fahrgästen Platz bieten, eingesetzt, die Bus-Vorzugsspur verlängert und der Kreisverkehr Pillhof modernisiert. 

    Im Jahr 2021 wurde das Ampelsystem an den Haltestellen eingeführt, das den Bussen den Vorrang gewährleisten soll. Heute fahren die Expressbusse im 15 Minuten-Takt und stellen eine umweltfreundliche und bequeme Transportmöglichkeit dar. 

    Nichtsdestotrotz gab es weitere Vorschläge wie jenen zur Wiederbelebung der ursprünglichen Schmalspurbahn, die 1974 stillgelegt wurde. Das Projekt zur Überetscher Bahn bleibt noch offen.

  • Aktuelle Maßnahmen zur Entlastung

    Foto: AS/SALTO

    „Die Verkehrsachse Bozen-Überetsch ist eine der wichtigsten, die wir in Südtirol haben“, betont Mobilitätslandesrat Alfreider, der erklärt, dass zur Entlastung dieser Verbindung das Projekt Metrobus noch vervollständigt werden muss. Fünf Loose wurden bereits umgesetzt, das Loos 9 zur Fahrradunterführung am Bahnhof Kaltern wurde vergeben und die restlichen Loose (3, 5 und 7) sind in Planungsphase. 

    Derzeit stecken aber die Busse genauso wie die PKWs zu den Spitzenzeiten vor und nach Pillhof im Stau. Dies soll sich mit der Realisierung einer Vorzugsspur an den Problemstrecken ändern. „Diejenigen, die den Bus nehmen, sollen effektiv Vorteile haben“, sagt Alfreider und weiter: „Für uns ist eine durchgehende Vorzugsspur von Eppan bis Bozen ganz, ganz wesentlich.“

  • „Für uns ist eine durchgehende Vorzugsspur von Eppan bis Bozen ganz, ganz wesentlich.“

    Die Vorzugspur, die mittlerweile auf 42 Prozent der Strecke umgesetzt wurde, könnte laut der Trassenstudie für Eppan um 3,4 km erweitert werden. Damit wäre zukünftig die Strecke zwischen St. Michael und dem Bozner Zentrum zu 75 Prozent mit einer Vorzugsspur ausgestattet, was die öffentliche Verbindung zwischen Eppan und Bozen deutlich zuverlässiger und schneller gestalten würde. Der betroffene Bereich ist jener zwischen der Kurve Gasser-Planer und dem Kreisverkehr Pillhof. Zur Einführung einer dritten Spur an der Boznerstraße sei laut Mobilitätsressort auf dem Großteil der Strecke eine Verbreiterung der Straße nötig. Eine technische Studie, die sich in der abschließenden Phase befindet, soll klären, in welchen Bereichen die Straße verbreitert werden soll. 

  • Verbindung Überetsch – Bozen: Die Vorzugsspur soll eine schnellere Verbindung in die Landeshauptstadt schaffen. Foto: Autonome Provinz Bozen_ Mobilitätsressort

    Parallel zur Studie wird der Konsens der Grundstückseigentümer gesucht, denn für den Ausbau werden Zusatzflächen benötigt. Anfang des Jahres wurden Gespräche geführt, bei denen die Teilnehmer Verständnis dafür zeigten, dass ein Teil der landwirtschaftlichen Flächen zur Verbesserung der öffentlichen Mobilität beansprucht wird. Das Land verspricht, den Grundverbrauch so gering wie möglich zu halten. 

    Am 26. Februar wurde ein Infotag zur Mobilität im Überetsch, an dem alle Interessierte teilnehmen konnten, abgehalten. Die Anwesenden konnten sich bei dieser Gelegenheit die Projekte direkt von den Technikern erklären lassen und ihre Anliegen mit ihnen besprechen.

    Gespräche mit dem Grundstückseigentümern werden weitergeführt werden, auch mit den neuen Gemeinderäten müsse man sich laut Alfreider noch verständigen. Außerdem müssen die notwendigen Finanzmittel noch im Haushalt vorgesehen werden. Das Projekt der Vorzugsspur soll 15 Millionen Euro kosten. 

  • Wie soll es weitergehen?

    Zur Verbesserung der Verkehrslage im Überetsch wurden viele Ideen vorgeschlagen und Initiativen gestartet. Zurzeit sind mehrere Projekte am Laufen. Technische, finanzielle sowie politische Aspekte sind noch im Detail abzuklären, doch Mobillandesrat Daniel Alfreider versichert: „Für uns ist das eines der prioritären Projekte Südtirols - das wird gebaut!“ Bevor es an die Realisierung der fehlenden Baulose geht, liegt die Priorität in der Entschärfung der MeBo-Einfahrt Eppan. Ende 2025 soll der Plan zur Vorzugsspur fertig auf dem Tisch liegen.

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Profil für Benutzer Josef Fulterer
Josef Fulterer Do., 12.06.2025 - 08:10

Die billigste + abgesehen von den Haltestellen einfachste Lösung, wären Kabinen-Seil-Bahnen zu den wichtigen auf Fußgänger-Ebene abgesenkten Haltestellen, die bei voll-Besetzung über die Umleit-Stazionen, zum Ziel-Ort durch-geleitet werden.
Die Gemeinden Eppan + Kaltern, könnten sich dann entlang der Strecke, die ... Bedarfs-Haltestellen leisten!

Do., 12.06.2025 - 08:10 Permalink